Veröffentlicht: 01.10.2025. Rubrik: Aktionen
*Geldsorgen - Geldsegen* / {Okt.-Aktion 2025}
[Ein Quad-Drabble]
Lange Zeit lebten wir in einem sehr alten Haus. Es war 1931 gebaut worden, ein romantisches, verwinkeltes Einfamilienhaus mit Balkon auf der Nordwestseite, mit einem Naturgarten davor; die Nachbarn nannten unser Grundstück zu Recht Vogelparadies. Wir hatten das Haus von einer alten Tante geerbt, die kinderlos war, und mein Vater hatte es mir 1995 übergeben, als meine Kinder klein waren.
Aber wir waren mit der Instandhaltung überfordert, denn so ein Haus mit Garten macht viel Arbeit. Den Einbau einer Zentralheizung hatten wir zwar geschafft und die Küchengaube hatten wir erneuern lassen. Dann kam 2006 unsere Scheidung, die notwendig war, schließlich war mein Ex alkoholkrank und nicht mehr zu ertragen. Weil ich gesundheitlich schwächelte, konnte ich leider nur Teilzeit arbeiten, was für uns drei nicht zum Leben reichte. Ich habe immer fleißig weitergearbeitet, musste allerdings vorübergehend mit HartzIV aufstocken, mit meinen zwei Töchtern bildete ich eine Bedarfsgemeinschaft, denn mein Ex hatte seine Arbeit verloren und konnte keinerlei Unterhalt zahlen. Das war vielleicht ein Geschiss mit der ARGE, mit Haus und Garten kam ich überhaupt nicht mehr rum.
Der Balken, der das Balkongeländer trug, wackelte, im Wohnzimmer gab sogar der Holzboden nach, und die Treppe krachte laut und bedenklich, wenn wir rauf- und runterliefen, was wir den ganzen lieben, langen Tag machten, lagen Küche und Wohnzimmer doch im ersten Stock, Schlaf- und Arbeitszimmer, sowie Bad im Parterre. Unser Garten verwilderte, die Kinder mähten zwischendurch die Wiese. Zu guter Letzt hatten wir sogar Mäuse in unserer Küche, die nächtens auf dem Tisch und auf der Geschirrablage herumturnten. Einmal kletterte eine freche Maus vor meinen Augen das Handtuch hoch, furchtbar!
Mein Geld war inzwischen aufgebraucht, deshalb beschloss ich, unser Haus, das Vaterhaus meiner Kinder, zu verkaufen. Wir leben in München, wo ich 2017 gutes Geld dafür bekam. Ich hatte hoch gepokert, mir einen tüchtigen Makler gesucht. Ein jeder sagte zu mir: "Du spinnst doch, das ist viel zu hoch", doch ich habe Geduld gehabt, bis sich ein Käufer fand, der den hohen Preis gezahlt hat. Meine ältere Tochter war nicht zufrieden, sie hatte immer vom Neubau eines Hauses geträumt; aber wie hätten wir das finanzieren sollen?
Vom Geldsegen habe ich den Kindern beiden einen großen Betrag geschenkt, die Jüngere ist nach England ausgewandert und konnte sich dadurch mit ihrem Mann ein kleines, britisches Häuschen kaufen. Ich habe mir eine Eigentumswohnung am Isarhochufer geleistet, meine Ältere hat das Geld angelegt, sie zieht eine Mietwohnung vor.

