Veröffentlicht: 11.10.2025. Rubrik: Satirisches
Robert und die Demokratie des Jenseits
Robert und die Demokratie des Jenseits

Eine himmlisch-irdische Satire über Freiheit, Verführung und den Glauben an das bessere Versprechen
Von [Dein Name]
Robert starb an einem grauen Dienstag. Ein gewöhnlicher Verkehrsunfall auf der Autobahn – nichts, was Schlagzeilen gemacht hätte. Trotz Reanimation und ärztlicher Bemühungen verließ er das irdische Leben – und fand sich kurz darauf an einem Ort wieder, den selbst Navigationsgeräte nicht kennen: vor der Himmelspforte.
Die Szene war würdevoll. Marmor, Gold, Stille. Robert klingelte, und tatsächlich: Petrus persönlich öffnete. Sein Blick freundlich, sein Ton sachlich – wie bei einem Beamten am Empfang des Jenseits.
„Guten Tag, Robert. Du hattest einen Unfall und möchtest nun in den Himmel, weil du ein guter Mensch warst?“
„Ja, genau“, antwortete Robert, noch leicht verwirrt.
„Sehr schön“, sprach Petrus. „Doch wir sind hier ein demokratisches System. Jeder Neuankömmling darf selbst entscheiden, ob er im Himmel oder in der Hölle leben möchte. Voraussetzung ist eine 24-stündige Probezeit an beiden Orten. Danach hast du freie Wahl.“
Er nickte, verschwand in einer Wolke – und ließ Robert mit zwei Engeln zurück, die ihn zu einem Aufzug begleiteten. Ziel: Abteilung Hölle – Besucherprogramm.
Als sich die Türen öffneten, verschlug es Robert die Sprache. Die Hölle glich einem Fünf-Sterne-Resort. Überall Musik, Bars, Tennisplätze, Buffets und Casinos. Luzifer empfing ihn persönlich – charmant, elegant, mit Whiskyglas und Zigarre. Zwei bildschöne Damen an seiner Seite.
„Willkommen, mein Freund! Hier ist alles all-inclusive. Keine Regeln, keine Langeweile – nur Genuss!“ sagte der Teufel und entschwand zu einer ausgelassenen Party.
Robert fühlte sich wie im Paradies. Er lachte, tanzte, trank, knüpfte Freundschaften. Die 24 Stunden vergingen im Flug.
Dann fuhr der Aufzug wieder nach oben. Der Himmel empfing ihn mit Harfenmusik und andächtiger Ruhe. Engel schwebten auf Wolken, Menschen sangen Choräle, lasen Psalmen und betrachteten das ewige Licht. Es war friedlich, makellos – und todlangweilig.
„Hübsch“, dachte Robert, „aber ein bisschen zu ruhig. Keine Musik, kein Buffet, kein Leben.“
Als Petrus wieder erschien, fragte er:
„Nun, Robert – hast du deine Wahl getroffen?“
„Ja“, sagte Robert. „Ich möchte in die Hölle. Hier oben ist es mir zu eintönig.“
„Wie du willst“, erwiderte Petrus milde. „Die Wahl ist frei.“
Der Aufzug summte hinab. Als sich die Türen öffneten, stand Robert mitten im Albtraum. Dunkelheit, Gestank, Schreie. Menschen schleppten Steine, suchten in Mülltonnen nach Essensresten, schrien in Kesseln voller Feuer. Kein Jazz, kein Pool, kein All-Inclusive – nur Leid.
Entsetzt stammelte Robert:
„Aber… als ich hier war, sah doch alles ganz anders aus!“
Luzifer grinste, ohne sein Glas zu heben.
„Natürlich“, sagte er. „Gestern war dein Wahltag.“
🩶 Fazit:
Auch im Himmel bleibt die Demokratie ein Versprechen –
doch wer sich vom Glanz der Hölle verführen lässt,
bekommt am Ende genau das, was er gewählt hat.
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