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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von JensACallert.
Veröffentlicht: 23.10.2025. Rubrik: Unsortiert


Aber das ist doch immer so!

Gemächlich und ausgelassen spaziere ich die ungewöhnlich breiten Betontreppenstufen beinahe tänzelnd hinauf. Hier und da sind einige Schäden an der Bausubstanz des Aufgangs erkennbar. Sie reichen von kleineren Abplatzungen bis hin zu großflächigen Salpeterausblühungen. Bisher ist es mir immer gelungen, dieses Bauwerk zur Überwindung des Unterschieds zwischen Straßen- und Bahnsteigniveau unfallfrei zu überwinden. Da fällt auch der heutige Tag nicht aus dem Rahmen. Und doch gibt es etwas, das so gar nicht mehr in das mir seit vielen Monaten vertraute und fast lieb gewonnene Weltbild passt. Mein Regionalzug, der einst immer, aber auch wirklich immer, ohne jegliche Ausnahme, um genau 16.42 Uhr den kleinen Haltepunkt Richtung Großstadt verließ, verspätete sich seit über einem halben Jahr mit eben jener vorbildlichen Zuverlässigkeit, für die der schienengebundene Nahverkehr einst bejubelt wurde. Die Verspätung betrug an einem jeden Tag exakt 8 Minuten - nicht 7, 6 oder gar 9 Minuten! Nein, es waren immer 8 Minuten! Warum, das wurde mit immer abenteuerlicheren Geschichten begründet. Immerhin, das ist auch eine Leistung, die erst einmal geschafft werden will! Aber ausgerechnet heute fuhr dieser verflixte Zug tatsächlich nur 6 Minuten später ab. Hätte ich das geahnt, verkniffe ich mir doch mein gemütliches Schlendern und hätte eine Kohle zugelegt. Aber die Verspätung ist doch immer so! Meine Welt stimmt nicht mehr! Noch während dieser Gedanke durch meinen Kopf saust, wird mir etwas klar. Zu sehr habe ich mich an diese Regelmäßigkeit gewöhnt, ohne die Möglichkeit einer spontanen Änderung dieser vermeintlichen Konstante überhaupt in Betracht zu ziehen. Das Sahnehäubchen bekomme ich soeben mit der Durchsage, dass meine Bahnstrecke aufgrund einer Großhavarie, welche sich einige Kilometer vor meinem Haltepunkt ereignete, ab sofort und auf unbestimmte Zeit vollständig gesperrt werden müsse. Der Zug, den ich verpasste, soll mit 6 Minuten Verspätung am Hauptbahnhof ankommen...

counter2xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 24.10.2025:
Kommentar gern gelesen.
Lieber Jens,
da darf ich mich über den Bus an der Haltestelle vor meiner Wohnung nicht beklagen. Er kommt meist pünktlich und ich bin immer zehn Minuten zu früh dort, während die anderen Fahrgäste erst nach und nach eintrödeln. Prompt kam er fünf Minuten zu früh, als ich einmal pünktlich sein wollte, und fuhr vor meiner Nase davon.
LG Babuschka




geschrieben von lys am 25.10.2025:
Kommentar gern gelesen.
Lieber Jens,
jetzt ist nicht mal mehr auf die Verspätung Verlass. ;-)
Liebe Grüße
Lys




geschrieben von JensACallert am 27.10.2025:

Hallo Babuschka,
ja, ich denke auch, diese Geschichte kommt wohl vielen irgendwie bekannt vor : -)
Liebe Grüße von Jens




geschrieben von JensACallert am 27.10.2025:

Liebe Evelinya,
das stimmt... Nicht einmal an das Außerplanmäßige kann man sich auf der Schiene dauerhaft mehr gewöhnen. Was für eine verkehrte Welt... :-))
Liebe Grüße von Jens

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