Ein absurdes Gespräch/ Szene

Wieder einmal sitze ich bis spätnachts in meinem Büro und starre auf das leere Stück Papier. In der Hoffnung das sich die Zeilen von selbst füllen mögen. Der Geruch von Whiskey und Zigaretten legte sich auf mich wie eine zweite Schicht.
Letztens wurde mir sogar ein Flyer für eine Selbsthilfegruppe der AAs in die Hand gedrückt. Die leiden eines erfolglosen Autors. Aber hey, vielleicht habe ich diesmal Glück.
Das flackernde Licht der Kerze erhellte mein Schreibtisch. Es war das reinste Chaos. Zerknüllte Blätter und unfertige Manuskripte, die behelfsmäßig zusammengebunden waren lagen durcheinander. In der Mitte meine Schreibmaschine. Ich hatte schon so viele Versuche für meinen Hit, dass sogar schon der Lack von den Tasten abging.
Wenn ich die Tasten nicht schon auswendig kennen würde, könnte ich nicht einmal mehr schreiben.
Ich ließ das Whiskeyglas langsam auf dem Tisch kreisen. Meine Gedanken wirbelten umher, unmöglich einen zu fassen.
Ich ließ einen langen Seufzer raus, ehe ich mir eine weitere Zigarette anzündete. Das Feuerzeug hatte ich vor einigen Jahren von meinem Großvater geschenkt bekommen, kurz bevor er starb. Der Schmerz sitzt noch immer tief und es vergeht kein Tag, an den ich nicht an ihn denke.
Es liegt jetzt an mir, das Feuerzeug in Ehren zu halten.
Ich nahm einen tiefen Zug, gemischt mit einem Schluck Whiskey. Der Alkohol zeigte bereits Wirkung und ich verfiel in einen Tranceähnlichen Zustand. Halb schlafend, aber dennoch wach.
Plötzlich ertönte eine Stimme. Ich könnte nicht sagen, ob sie in meinem Kopf oder real war. „Hey, schlaf jetzt bloß nicht ein. War´s das etwa schon?“
Meine Nackenhaare kräuselten sich, „w-wer spricht da?“, stammelte ich.
„Na, wer schon? Das einzige hier drin das noch einen Lebensfunken in sich trägt, Dumpfbacke.“ Die Stimme klang sarkastisch, ja fast schon bösartig.
„Hier ist niemand außer mir!“, ich war außer mir. Es machte mich verrückt nicht zu wissen, woher diese Stimme kam.
„Ich bin aber kein niemand, so wie du.“, krächzte die Stimme.
Ich ließ meinen verschwommenen Blick durchs Zimmer schweifen. Keiner da, dachte ich. „Was soll der Quatsch?! Zeig dich!“ Meine Hände fingen an zu schwitzen und meine Beine wurden Bleischwer. Unmöglich in diesem Zustand aufzustehen.
„Ich bin doch hier. Genau vor dir. Schwachkopf.“
Während es das sagte beobachtete ich den Schreibtisch um die Stimme zu lokalisieren. Dann, kam es mir plötzlich. „Ha, ich wusste gar nicht das Schreibmaschinen sprechen können.“ Ich sank vor Genugtuung noch weiter in meinen Stuhl.
Da antwortete die fremde Stimme, sichtlich verärgert,“ Schreibmaschine? Ich wusste auch nicht das deine Schreibmaschine brennt.“
„AHA! Jetzt hab ich dich“, es ist offensichtlich auf meinen Trick reingefallen,“ du bist es Kerze.“
„OOOH jetzt hat er mich erwischt.“
„Weißt du“, ich seufzte erneut und nippte an meinem Whiskey,“ ich werde mich auf keinen Streit mit dir einlassen.“
Ein kurzes Schweigen. Als müsste eine Kerze erstmal diesen Satz verkraften.
„Wer sagt das ich streite? Ich bin viel mehr als ein kleiner Streit…“
„Ach ja?“, ich streckte mich,“ dann überrasch mich mal. Was bist du?“
Wieder eine kurze Pause.
„Ich bin das wovor du dich am meisten fürchtest…“
Ab da an horchte ich auf und lehnte mich vor. Mein Herz wollte mir sprichwörtlich aus der Brust springen.
„Wovor… ich mich am meisten fürchte?“
„Ja.“, und es kam mir wie eine Ewigkeit vor bis diese dumme Kerze weitersprach,“ dir fällt den ganzen Tag nichts ein und dennoch pustest du mich aus wenn es kurz davor ist. Ich bin´s. Deine Inspiration. Deine Fantasie.“
Wir schwiegen fast eine halbe Minute ehe die Kerze weitersprach.
„Jedes Mal, bist du kurz davor eine großartige Geschichte zu schreiben. Und dann – pustest du mich aus. MICH.“
Plötzlich schrak ich auf. Ich war eingenickt. Die Kerze brannte noch auf den letzten Millimeter. „Hey, Kerze?“
Keine Antwort. Natürlich nicht. Ich habe geschlafen…

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