Der Bote

Wie jeden Morgen verabschiedete sich Herold Hermes herzlich von seiner Frau Therese, umarmte auch seine beiden Kinder, fünf und sieben Jahre alt. Das machte er, seitdem er diesen neuen, gut bezahlten Job als Bote übernommen hatte.

Er überbrachte eigentlich alles, angefangen bei wichtigen
amtlichen Dokumenten, über Pizza bis hin zu persönlichen Botschaften. Gestern hatte er einem Mann im besten Alter mündlich die fristlose Kündigung seines Unternehmens überbracht, bei dem dieser seit vierzig Jahren arbeitete. Der hatte ihn daraufhin brutal zusammengeschlagen, davon
zeugte, noch leicht sichtbar, ein Veilchen unter seinem linken Auge.

Aber andererseits, letzte Woche hatte er einer jungen, schönen Frau auch einen Brilliant-Ring ausgeliefert, den sie bei einem Juwelier erstanden hatte. Die hatte sich so sehr über die Sendung gefreut, dass sie ihn überraschend
herein bat, und, nachdem sie ihm Kaffee und Kuchen kredenzte, mit ihm schlief. Weil sie sich so über den Brilli gefreut hatte! Ihn plagte etwas sein schlechtes Gewissen, aber Therese brauchte ja nicht davon erfahren!

Musste er Pizza ausliefern, behielt er die kleinste davon für sich, er war ja nicht unverschämt! Nicht ganz so toll, aber immerhin: Wenn er einen Kasten Bier lieferte, trank er, manchmal mit dem Empfänger, noch an der Wohnungstür die ersten Flaschen leer, ob der wollte oder nicht. Torten vom Konditormeister schnitt er an und kostete ein großes Stück davon.

Sehr gern brachte er auch leckeres Eis aus der Eisdiele, von dem er sich bediente , das schmeckt immer sehr erfrischend! Mal sehen, wie es heute lief. Er brachte der achtzehnjährigen Tochter des Hauses eine Lieferung, es handelte sich um Kondome, von der Apotheke. Er freute sich , auch daran mit ihr teilzuhaben.

Ende

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