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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2018 von Sabine Küster-Reeck (Coreopsis).
Veröffentlicht: 31.08.2018. Rubrik: Spannung


Die Walze

Die Walze


1.

Wladislaw Abramczyk machte sich auf den Weg. Auf ihn wartete wie jeden Morgen das gleiche Procedere. Die Gemeinschaftsunterkunft verlassen, die er sich mit drei anderen Saisonarbeitern aus Osteuropa teilte; beim Bäcker schnell einen Kaffee, und dann zur U-Bahn eilen.

Seit vier Monaten schuftete er als Saisonarbeiter beim Berliner Großmarkt „Allroundkauf“ für einen Lohn von netto 8 Euro, um für seine Familie, die im südlichen Polen bei Jelenia Gora lebte, Geld zu verdienen.
Die Arbeitsbedingungen waren ja auch soweit o.k.. Jedenfalls im Vergleich zu denen in Polen. Nur hatte er schreckliches Heimweh nach Frau und Kindern.

Wladislaw bestieg also die U7 in Richtung Spandau, wo sich der Großmarkt befand und machte sich auf den Weg in Richtung Personaleingang, wo er noch kurz verharrte, um vor Arbeitsbeginn eine Zigarette zu rauchen.
Dann zog er seinen Blaumann an, lächelte einer polnischen Kollegin vom Wareneingang freundlich zu und betrat seinen Arbeitsplatz.
Wladislaw´s Job bestand darin, den täglich anfallenden Verpackungsmüll zu sortieren und in die jeweils dafür vorgesehenen gigantischen Pressen zu entsorgen.
Es gab eine Presse für Pappe, eine für Kunststoffe, eine andere wieder für Holzabfälle. Gigantische Container, die bei Betrieb laut knirschende Geräusche machten. Es knackte und knirschte, wie ein alter Baum, der bei einem Sturm umstürzt...

Der Job lag eigentlich weit unter Wladislaw´s beruflichen Qualifikationen, aber irgendwie verschaffte es ihm auch durchaus auch eine gewisse Genugtuung,
wertvolle Rohstoffe einer Wiederverwertung zuzuführen, wie es im Neudeutsch so schön heißt. Seiner Meinung nach war es sowieso ein Wahnsinn, was der Mensch in seinem Konsumtaumel mit der Natur und den kostbaren und endlichen Rohstoffen anstellte. Keinerlei Achtung vor den Dingen. Immer nur mehr und mehr!

Wladislaw war von Haus aus Landschaftsarchitekt. Es war aber ein aussichtsloses Unterfangen, in seiner Heimat gegenwärtig eine halbwegs anständig bezahlte Stellung zu finden, mit der er seine Familie hätte ernähren können. Seine Frau Ewa arbeitete im Städtischen Krankenhaus von Jelenia Gora als Diätköchin.
Aber auch ihr Verdienst war alles andere als üppig und nach langen Diskussionen hatten sie sich also schweren Herzens entschlossen, dass einer von ihnen nach Deutschland gehen sollte, um über einen Sommer lang Geld zu verdienen, um die wirtschaftliche Situation der jungen Familie etwas zu verbessern.

2.

Wladislaw betrat durch eine schwere Brandschutztür den Wareneingangsbereich des riesigen Marktes, hinter dem sich sein Arbeitsbereich befand.
Er nickte kurz seinem Vorgesetzten Herrn Kruschke zu, dem Chef des Wareneinganges. Das hier war sein Reich und er hatte hier die Kontrolle und das Sagen!

Und dieser Rudi Kruschke war ein mürrischer, verbiestert dreinblickender kleiner Mann, der nur sprach, um entweder Rüffel auszuteilen oder im besten Fall; sehr kurz angebunden; einen Gruß zu erwidern.
Letzteres jedoch schien ihm bereits übermenschliche Anstrengungen abzuverlangen.

So war es immer das beste, Eile vorzutäuschen, um an dem launenhaften Mann schnell vorbei zu kommen.
Das hatte Wladislaw schnell herausgefunden. Andernfalls riskierte man einen Anschnauzer.
Es war ihm aber ein Rätsel, wie jemand permanent eine so miserable Laune haben konnte. Ob seine Frau ihm das Leben so schwer machte?
So genau wollte Wladislaw sich das aber gar nicht vorstellen. Bei dem Gedanken fiel ihm seine Ewa ein, mit der er seit nunmehr 15 Jahren ziemlich glücklich war.
Auch seine beiden Kinder machten ihm viel Freude und sein Herz wurde wieder ganz schwer vor Heimweh.

Noch ein schneller Morgengruß an die Kollegen vom Lieferservice und dann also fort mit den düsteren Gedanken, die Ärmel hochgekrempelt und an die Arbeit.
Denn: Der Pole liebte das Leben, der Deutsche aber liebte die Ordnung!

Dies traf ganz besonders auf Rudi Kruschke zu. Kruschke hatte das Leben tatsächlich nicht besonders lieb, dafür aber war er ein Kontrollfreak.
Er war jetzt 55 Jahre alt, hatte zwar einen festen Arbeitsplatz und eine halbwegs bezahlbare Wohnung an der Spandauer Peripherie. Dennoch konnte man nicht behaupten, er könne seinem Dasein besonders viele Glücksmomente abgewinnen. So ein bisschen eigen und unangepasst war er immer gewesen. Kurz: Rudi Kruschke war ein Querulant!
Eine ganze Weile, als er noch jünger war, hatte er viel getrunken und das sauer verdiente Geld verzockt. Da war ihm dann aber seine Gattin Lilo mit dem Berufsschullehrer Grunke von nebenan durchgebrannt. Die beiden hatte er also offensichtlich schlecht kontrolliert!
Kinder hatten sie keine, was aber Kruschke eher nicht gestört hatte.“ Alles Nichtsnutze, diese Bälger“, wie er immer zu sagen pflegte. Aber selbst für einen Wellensittich, den sich seine Frau immer gewünscht hatte, war er zu knickerig gewesen.
Seinen ungeliebten Job machte er nun schon seit 30 Jahren.Das Saufen und Zocken hatte er sich längst abgewöhnt.

Die Sitten im Einzelhandel waren ja auch nicht besser geworden. Der ewige Druck alles perfekt machen zu müssen, niemals krank sein dürfen aus Angst vor dem Verlust des Jobs…., das konnte einen schon mürbe machen.
Nun hatte der neue Marktleiter, Sven Bemmerman (wieder so ein halbgares Schnöselchen) auch noch Urlaubssperre über die gesamten Feiertage des Jahres angeordnet! Und dann faselte diese Kanzlerin immer was von „Sozialer Marktwirtschaft“! Ein Witz war das!

Im Grunde genommen waren die diversen Feiertage des Jahres Kruschke eigentlich ziemlich wurscht.
Keinesfalls wurscht hingegen war ihm seine einzige Leidenschaft: Zierfische.
Um an die ausgefallensten Exemplare zu kommen, kratze Kruschke also jedes Jahr seine überschaubaren Ersparnisse zusammen, um auf diversen in- und ausländischen Zierfischmessen einige Exemplare zu erstehen. Und ebendiese Messen fanden häufig an Feiertagen statt. Sein Herz schlug besonders für „ Neolamprologus falcicula“, einen Buntbarsch aus dem Tanganjikasee!
Wenn er schon selbst nie nach Afrika kommen würde, dann wollte er wenigstens einen Fisch von diesem Kontinent besitzen!

Allein der Gedanke aber an das kommende Pfingstfest und die Tatsache, dass er die Reise zur Messe nach Amsterdam nun vergessen konnte, ließ seine Laune wieder in den tiefsten Keller sinken und seine Magensäure begann heftig zu revoltieren.

Aber wozu gab es denn Untergebene, die man ein bisschen schikanieren konnte um Dampf abzulassen? Irgend ein Grund fand sich ja immer. Das würde ihm gut tun!

Kruschke hatte ohnehin nichts für ausländische Arbeitskräfte übrig. Sein Motto lautete: Nur der Deutsche kann richtig arbeiten!
Und nun hatte er ja auch seit ein paar Monaten ein leicht erreichbares Ventil ganz in der Nähe.
Kruschke bewegte sich leise in Richtung Brandschutztür, hinter der Wladislaw seiner Tätigkeit nachging.

Wladislaw, der von Kruschkes Magenproblemen nichts ahnte, stand an der Papppresse und beobachtete wie schon so oft die zerstörerische Kraft der Maschine.

Es handelte sich um einen gigantischen Stahlcontainer in Blau, in dessen Inneren sich eine gezähnte Walze befand, die in eine gewundene griff. Wenn man die Pappabfälle also aussortiert – und in den Container geworfen hatte, so betätigte man einfach einen grünen Knopf an einer Schalttafel und die scharfe Zahnwalze begann ihr zerstörerisches Werk. Die gewalzte Pappe wurde dann mit großer Kraft durch eine mannsgroße Öffnung gedrückt und dahinter noch einmal zusammengepresst. Startknopf, Stop- und Alarmknopf lagen dicht nebeneinander auf einer Leiste.

Mehr als einmal hatte Wladislaw fasziniert beobachtet, wie sich die Walze drehte und die Pappen unter lautem Gerumpel energisch zerkleinert wurden. Da blieb dann nichts übrig als ein undefinierbarer Klumpen.
Es war ein gewisser Sog, der ihn immer wieder veranlasste, sich in den Schacht hineinzubeugen um das Schauspiel zu verfolgen. Was der Mensch so alles erfand….!
Jedenfalls beugte er sich auch jetzt wieder ein Stück weit in den Container hinein um ein wenig zuzusehen, wie die Pappabfälle zerkleinert wurden, als er plötzlich einen groben Stoß zwischen die Schulterblätter erhielt, der ihn ins Wanken brachte.

„Hey, Wladi! Sach ma, wie oft muss ick dir dit noch verklickern! Hier wird nich jepennt und jeträumt! Dafür wirste nich bezahlt. Wenn du keenen Bock mehr uff den Job hast, ick kenn een Dutzend, die würden den machen!
Also nu komm ma in die Hufe, oder muss ich dir anschieben? Willste deene Süße in Polen nich ooch ma wat schickes koofen?
Da rat ick dir, mach jetzte hinne, sonst muss ich hier ma andere Seiten aufziehn. Ham wa uns verstandn? Ick wiederhol mir so unjerne!
So Jungchen und nu ma hotti-flotti mit die Arbeet. Ick sach et unjerne, aba ick kann ooch anders!

Wladislaw war zutiefst erschrocken. Um ein Haar hätte er das Gleichgewicht verloren und wäre mit dem Gesicht voran in den Container gestürzt. Direkt auf die Walze! Er drehte sich schnell um und sah in das boshafte Gesicht seines Vorgesetzten, der sich ganz offensichtlich wie Bolle freute, dass er sich mal wieder Luft verschaffen konnte auf Kosten von einem, der sich nicht zu wehren wusste.

Wladislaw überlegte kurz, ob er den Vorfall vielleicht melden sollte. Aber was würde das für Konsequenzen haben, wo er doch keine Zeugen dafür hatte, das Kruschke ihn fast umgebracht hatte, wäre er tatsächlich in den Container gefallen!
Vermutlich würde er seinen Job verlieren und wie sollte er das Ewa und den Kindern und den Schwiegereltern in Polen erklären?
Er war also auf jeden Fall in der Defensive und fühlte sich mal wieder ziemlich elend dabei, dass er von diesem Job so abhängig war.

Eigentlich ein gleichmütiger Charakter, so fühlte er doch so langsam eine Welle der Empörung und Wut in sich aufsteigen. Er hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden. Trotzdem…..

So nickte Wladislaw nur kurz und kehrte zwar eingeschüchtert, aber auch wütend zu seiner Arbeit bei den Müllpressen zurück. Sieben lange Arbeitsstunden lagen heute noch vor ihm. Die wollte er schnell hinter sich bringen, damit er wenigstens Ewa heute Abend am Telefon alles erzählen konnte. Sie verstand es immer, ihn zu beruhigen und abzulenken. Kruschke hin- oder her….

3.

Zufrieden mit seinem Werk und der damit verbundenen Demütigung seines Untergebenen begab sich Rudi Kruschke nun ausgeglichener zu seiner Frühstückspause in die Kantine. Seine Magensäure hatte sich beruhigt.

Auf der Suche nach einem freien Platz fiel ihm sogleich auf, dass zu seinem Glück gleich neben Frau Unverdross ein Stuhl frei war. Sie war die einzige, mit der er in diesem Laden halbwegs so etwas wie „befreundet“ war. Sie war in seinem Alter, aber noch ganz gut in Schuss und alle anderen Kollegen amüsierten sich gern und häufig über Kruschkes unbeholfene Flirtversuche. Das machte ihn zumindest in ihren Augen etwas menschlicher. Ansonsten ging man dem übellaunigen Mann nach Möglichkeit aus dem Weg.

Brigitte Unverdross schien allerdings über das Auftauchen Kruschkes keinesfalls allzu erfreut. Zwar hatte sich Kruschke ihr nie unsittlich genähert, dazu war der viel zu verklemmt; aber es nervte sie langsam, dass er sich immer neben sie setzte und es geradezu darauf anlegte, dass sie so oft es möglich schien, nach Feierabend gleichzeitig den Markt verließen damit er ihr seine Begleitung anbieten konnte.
Zwar war auch sie alleinstehend, aber ihre Interessen und ihre Aktivitäten waren doch um einiges weitgefächerter, als dies bei ihrem Kollegen der Fall war.
Zudem störte es sie, wie Kruschke mit seinen Untergebenen umsprang und schon längst hätte sie gerne mal den Chef darauf aufmerksam gemacht, dass Kruschke zum schikanieren neigte. Aber das denunzieren lag ihr nicht und so versuchte sie eben, den Kruschke und seine holperigen Annäherungsversuche mit Gelassenheit zu ertragen.

Rudi Kruschke hingegen hatte schon lange ein Auge auf die Unverdross geworfen. Sicher, auch sie war nicht mehr die jüngste, aber noch rank und schlank, mit schönen Augen. Und vor allem rauchte sie nicht, so wie die meisten der Kollegen.
Er selbst hatte vor vielen Jahren mit der Nikotin-Sucht Schluss gemacht. Nicht weil ihm die Gesundheit so wichtig war, sondern weil er das Geld lieber für seine Zierfische sparen wollte.
Außerdem vertrugen die Fische den Gestank auch nicht. Mit seiner Frau war er da nicht so rücksichtsvoll gewesen. Die hatte sein Kettenrauchen jahrelang aushalten müssen.
Na, dann war sie ja auch mit diesem Gesundheitsapostel von einem Lehrer, diesem Grunke durchgebrannt. Natürlich hatte der nicht geraucht, das Weichei!

Wenn er doch nur wüßte, wie er mit der Frau warm werden könnte. Ein bisschen für was besseres hielt die sich ja schon. Aber egal: Ran an die Müllerin!

„Na, juten Morjen, schöne Frau. Wie is dit werte Befinden?“ versuchte Kruschke heute morgen sein Glück. Die Kollegen feixten.
Brigitte Unverdross lächelte unverbindlich und erklärte, ihr ginge es ausgezeichnet, um sich dann wieder ihrem Diätjoghurt zu widmen.
Kruschke gab nicht auf: „ Soll ick für Sie ooch noch´n Kaffee holen? Ick jeh sowieso.“

Frau Unverdross wurde gerettet durch das Auftauchen ihrer Kollegin Margot. Die beiden machten sich immer gemeinsam lustig über den Kruschke.
„Na juten morjen, Herr Kruschke. Wie isset? Wieda Untajebene jeärjert?“
Kruschke zuckte leicht zusammen. Hatte Margot Blümel etwa die Szene mit Wladislaw bei den Pressen beobachtet? Das könnte Probleme geben, denn sie war die Sekretärin des Chefs und hatte einen guten Draht zu ihm.

„Nö, nich mehr als sonst ooch“, nuschelte Kruschke und verzog sich lieber. Die Pause war ohnehin vorbei.

Wieder eine Abfuhr. Und immer funkte ihm diese Blümel dazwischen! Hatte die nicht selber genug Sorgen mit ihren verkorksten Gören? Eins nichtsnutziger als das andere! Verzogene Wohlstandsbälger eben!
Sein Magen meldete sich zurück. Ob er sich heute den Polen nochmal vorknöpfen sollte? So ein bisschen Disziplin hatte ja noch nicht geschadet!


4.

Wladislaw Abramczyk schuftete den lieben, langen Tag weiter. Vom heben der hölzernen Europapaletten taten ihm die Schultern weh. Zwar trug er Arbeitshandschuhe, dennoch war die Haut rau und riss schnell auf, was unangenehm weh tat. Aber er beklagte sich nicht, so lange er von Kruschke in Ruhe gelassen wurde.
Der Tag verging schnell, denn heute kamen für das nahende Wochenende viele Lieferungen. Die Grillsaison brach an und der Kunde wollte sich schließlich am Wochenende bei dem herrlichen Wetter den Bauch mit dem Fleisch von misshandelten Tieren vollschlagen.

So hatte Wladislaw Unmengen an Müll zu entsorgen. Hartplastik, Folien, Hölzer, Wertstoffe,Verpackungen aller Art eben. Tonnenweise. An einem einzigen Tag!
Es reichte ihm für heute. Aber wenigstens Kruschke hatte sich bisher nicht mehr blicken lassen!

Es ging auf den Feierabend zu. Wladislaw freute sich auf sein Feierabendbier auf dem Balkon der kleinen Mietwohnung in Berlin Moabit.
Auch mit den anderen Arbeitern verstand er sich ja recht gut. Man saß am Abend in der Sonne in diesem ungewöhnlich heißen Sommer; rauchte und genoss eben sein Bier.

Da! Was war das für ein Geräusch? Mist! Eine der Pressen schlug Alarm.
Wladislaw ging nachsehen. Es war „seine Lieblingspresse.“ Die für Pappe.
Irgendwie hatte er übersehen, dass ein paar Kunststoffbänder, äußerst stabil und unzerreißbar, mit in die Walze geraten waren. Sie wickelten sich dann um die Zahnwalze und legten sie lahm.
Der „Worst case“ war eingetreten, denn das bedeutete, dass Wladislaw wegen seiner Unachtsamkeit in die Presse steigen musste, um mit einem Cuttermesser diese vermaledeiten Bänder zu durchschneiden.

Er drückte den Stop-Knopf der Presse und stellte einen Warnhinweis auf.
Dann seufzte er und stieg hinein in den Schlund.
Konzentriert machte er sich daran, die Bänder, die sich eng um die Walze geschlungen hatten zu durchschneiden.

5.

Kruschke hatte den Alarm natürlich auch gehört. Aha, dachte er bei sich. Hat dieser Pole wieder mal gepennt und die Walze lahm gelegt.
Na, einen besseren Anlass für einen erneuten Anpfiff gab es ja nun nicht.

Er betrat den Vorraum wo die Pressen standen. Weit und breit nichts zu sehen von dem Polen.
Dann sah Kruschke den Warnhinweis und trat an die Presse heran, in deren Bauch er den schwitzenden Wladislaw hantieren sah.
Eine sardonisches Lächeln ging über sein hageres Gesicht. Er rief in die Presse hinein: „ Wat ha ick dir jesacht, Wladi? Hundert Mal! Du sollst uffpassen, wat rinkommt in die Presse. Soll ick dir ma een bisschen bange machen, das du was lernst? Pass uff!“
Und schon drückte Kruschke kurz auf den Start-Knopf. Die Walze rumpelte kurz und sprang dann an.
Wladislaw schrie entsetzt, konnte sich jedoch auf den Vorsprung hangeln, der die Walze von der Umrandung trennte.
Dort balancierte er; in der einen Hand die Kunststoffbänder, mit der anderen umklammerte er verzweifelt das Trenngitter.
Dieser verrückte Kerl würde ihn doch nicht umbringen wollen? Was um Himmels Willen hatte er ihm getan? Da drückte Kruschke die Stop-Taste. Quietschend kam die Walze zum Stillstand.

Jetzt machte der Kruschke den Fehler und beugte sich in die Presse hinein. Wladislaw nutzte die Chance und wollte Kruschke eigentlich nur am Schlawittchen packen.
Der aber grinste nur gemein nach unten und wollte schon wieder an den Knöpfen manipulieren und die Start- Taste drücken. So ein bisschen spielen konnte man ja mal und den Polen zum tanzen bringen.
Da aber schlang ihm Wladislaw voller Panik eines der unzerreißbaren Bänder um den Hals und zog ihn mit einem Ruck zu sich hinunter.
Sollte der doch mal sehen, wie sich das so anfühlt!
Wendig stieg Wladislaw aus der Presse und suchte nach Halt. Dabei berührte er versehentlich die Start-Taste der Walze. Selbst noch im Schock, hörte er den Kruschke schreien: „Eh spinnst du jetzt völlig, du bekloppter Pole? Hol mir hier raus….!“

Die Fische würden sich ein neues Zuhause suchen müssen.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Wossi van Kitzelmaus am 13.09.2018:

Ein etwas brutales Ende vielleicht, obwohl es ja ein mehr oder weniger offenes Ende ist. Ansonsten gut zu lesen.




geschrieben von ochi am 08.12.2020:

Habe ein dickes Smile im Gesicht, besonders das Berlinern , alles richtig gut. very nice Story Greating from White River

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