geschrieben 2020 von Manuel Magiera (Manuel).
Veröffentlicht: 21.11.2025. Rubrik: Spannung
Tod in der Eishalle
Die Geschichte ist zu lang, deshalb habe ich sie geteilt und oben als pdf vollständig eingestellt. Aufgrund eurer Zuschriften stelle ich den zweiten Teil jetzt auch als Fortsetzung hier ein.
Idee für ein Drehbuch Teil 1
Die siebzehnjährige Miriam läuft seit ihrem sechsten Lebensjahr Schlittschuh. Sie lebt in Friesland, trainiert in Hamburg und nimmt erfolgreich an Wettbewerben teil. Als eine Wintereisbahn an ihrem Wohnort eingerichtet wird, darf sie zur Eröffnung ihre Kür zeigen. Die Veranstalter erlauben der talentierten Eisläuferin, die Bahn außerhalb der Öffnungszeiten zu nutzen. Am Sonntagmorgen geht sie allein aufs Eis und beginnt mit dem Sprungtraining. Während der Landung nach einem zweifachen Axel bricht die Kufe ihres Schlittschuhs ab. Das Mädchen stürzt und wird schwer verletzt. Im Verein ist man erschüttert, denn die Hamburger Meisterschaften stehen bevor und Miriam gilt als Favoritin.
Ihr Freund Tim eilt zu ihr ins Krankenhaus. Der Achtzehnjährige ist aus den Staaten nach Hamburg gekommen, wo er eine Berufsausbildung beginnen will. Er ist ebenfalls Eiskunstläufer und plant seine in Amerika begonnene Paarlaufkarriere fortzusetzen. Miriam sollte seine neue Partnerin werden. Traurig fährt er nach dem Krankenbesuch in die Hansestadt zurück.
Die fünfzehnjährige Irina aus dem Eisclub tröstet ihn. Nach einer Geburtstagsparty landen die beiden im Bett. Irina beschwört Tim, ihre Beziehung geheim zu halten, damit Miriam nichts von seinem Ausrutscher erfährt. Der Junge ist nur zu gerne einverstanden. Miriams Verletzungen erweisen sich als sehr schwer, so dass sie in eine Spezialklinik gebracht wird.
Als Tim seine Schlittschuhe schleifen lässt, trifft er im Geschäft seine Cousine Tatjana. Er wechselt einige Worte mit ihr. Tatjana küsst den Vetter zum Abschied. Dabei wird sie von Irina, die gerade mit einer Freundin vom Dom kommt und zur Eisbahn schlendert, gesehen. Tatjana fährt am nächsten Tag zum Training in die Eishalle. Sie zieht sich die Schlittschuhe an und läuft sich ein. Ihr Trainer erscheint. Sie soll mit dem Sprungtraining beginnen. Als Tatjana einen dreifachen Lutz probiert, bricht ihre Kufe aus der Sohle. Sie schlägt beim Sturz mit dem Hinterkopf aufs Eis und stirbt im Rettungswagen.
Der Besitzer des Ladens, in dem die Schlittschuhe gekauft worden waren, ist fassungslos. An einen Materialfehler kann er nicht glauben. Nach einem Gespräch mit dem Trainer untersucht er beide Paar Schuhe. Ihm fällt zunächst nichts Ungewöhnliches auf. Trotzdem sagt ihm sein Bauchgefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Er nimmt eine Lupe zur Hand und entdeckt an beiden Schuhen winzige Kratzspuren, die von einem Schraubenzieher stammen und an den Stellen, im Schraubengewinde, mit dem die Kufe am Schuh befestigt ist, nichts zu suchen haben.
Der Mann ist sich sicher: An den Schuhen wurde manipuliert. Zusammen mit dem Trainer schaltet er die Polizei ein. Die Kriminaltechnische Untersuchung bestätigt kurze Zeit später seinen Verdacht.
Montag, 11. Februar, Polizeipräsidium
Kriminalkommissarin Ariane Kleiberts übernimmt den Fall zusammen mit ihrem Kollegen Max Sommer. Ariane sitzt im Büro und blickt Max, der am Fenster steht, fragend an.
„Mord in der Eishalle“, meint sie. „So etwas hatten wir hier noch nicht.“ „Wobei noch nicht geklärt ist, ob es überhaupt Mord war“, gibt Sommer zu bedenken.
„Du meinst, vielleicht wollte nur jemand die Mädchen schachmatt setzen? Macht Sinn. Wenn man jemanden töten will, sind angesägte Schlittschuhe wohl nicht das probate Mittel“, entgegnet die Dreiundvierzigjährige.
Sommer wehrt ab: „Nicht angesägt, die Kufe wurde gelockert. Bei der Wucht, die die Landung nach einem Sprung darauf ausübt, ist es eine Frage der Zeit, wann die Schraube herausspringt. Wenn du mich fragst, da war eine Konkurrentin am Werk.“ Ariane nimmt ihr Handy und wählt. Am anderen Ende meldet sich der Trainer. „Herr Fricke, Kleiberts hier, von der Kripo Hamburg. Ich brauche eine Liste aller Vereinsmitglieder und bitte Sie, morgen früh damit zu uns ins Präsidium zu kommen.
Danke, Tschüss.“
Sie sieht Sommer an. Der nickt mit dem Kopf.
„Gut, dann werden wir uns die Kids vorknöpfen, oder die Muttis, wer weiß. Am besten auch noch Undercover, was denkst du?“
Ariane trinkt aus ihrer Kaffeetasse.
„Ich habe eine Freundin bei der Polizei in Friesland. Sie stammt aus Leipzig und war zu DDR Zeiten eine gute Eiskunstläuferin. Sie könnte mal wieder ein paar Trainingsstunden nehmen. In Friesland gibt es nur die Weihnachtseisbahn. Das andere verletzte Mädchen stammt ja auch von dort. Ich werde gleich anrufen, und wir besprechen morgen früh mit dem Trainer, wie wir meine Bekannte in den Club einschleusen.“
Max hat sich auf seinen Bürostuhl ihr gegenüber gesetzt und sieht sich die Internetseite des Vereins an.
„Hübsche Mädels. Hier ist auch ein Bild der Toten. Und hier eines des anderen Mädchens. Dann freuen wir uns mal auf die Amtshilfe. Wie heißt sich noch gleich: Kathi Witt?“ Sommer grinst.
„Sabine Reichertson, und sie gehörte zum DDR Kader als Paarläuferin“, entgegnet Ariane.
Sie erhebt sich, nimmt ihr Handy und sagt: „Ich bin beim Chef, wegen der Amtshilfe.“ Sommer lächelt und wendet sich seinem PC zu. Nach einer halben Stunde kehrt Ariane zurück.
„Alles in Butter, die Kollegen trennen sich zwar nur schweren Herzens von Sabine, aber sie war gleich Feuer und Flamme. Sie wird bei mir wohnen.“ „Schön, dann warten wir auf Herrn Fricke und arbeiten offiziell seine Mitgliederliste ab. Wir sagen denen, dass wir nur routinemäßig ermitteln müssen und der Fall wohl als bedauernswerter Unfall abgeschlossen wird.“ Sommer nickt zufrieden.
„Sabine soll in die Trainingsgruppe der beiden Mädchen gehen. Sie wird als ehemalige DDR Spitzenläuferin keinen Verdacht erregen und kann sich in aller Ruhe umschauen“, erklärt Ariane.
Dienstag, 12. Februar, Polizeipräsidium
„Nehmen Sie Platz, Herr Fricke. Haben Sie die Liste?“ Ariane weist mit ihrer Hand auf einen Stuhl. „Danke“, antwortet der schlanke Mittvierziger.
„Ich habe Ihnen einen Auszug aus unserer Mitgliederdatei gemacht und auch Leute aufgeschrieben, die entweder noch nicht im Verein sind oder nur sporadisch kommen. Es wäre schön, wenn Sie diese furchtbare Sache so schnell wie möglich aufklären. Ich kann es gar nicht fassen. So etwas habe ich in meiner ganzen Trainerlaufbahn noch nicht erlebt.“ Max Sommer reicht dem zitternden Mann einen Kaffee.
„Aber, es gibt doch sicher auch Konkurrenzkampf unter den Läufern, oder?“, fragt er. Fricke nickt. „Ja, gut. Da ist vor den Wettkämpfen teilweise Zickenalarm. Doch das liegt nicht daran, dass sich die Mädels nicht grün sind, sondern eher an der normalen Anspannung. Ich kann mir keine vorstellen, die zu so etwas fähig ist. Für die Kinder lege ich meine Hand ins Feuer. Und auch von den Eltern ist niemand so ehrgeizig, mit unlauteren Mitteln zu arbeiten.“
Der Trainer hat Tränen in den Augen. Ariane sieht ihn mit verständnisvollem Blick an.
„Wir werden unsere Ermittlungen sehr diskret gestalten. Zunächst werden wir natürlich routinemäßig alle befragen und dabei kennenlernen. Wir wollen danach den Fall als Unfall nach außen hin abschließen. Das wird den Täter oder die Täterin in Sicherheit wiegen. Sagt Ihnen der Name Sabine Reichertson etwas?“ Fricke starrt Ariane verblüfft an.
„Das ist nicht Ihr Ernst? Sabine war in den Siebzigern eine der Stars im DDR Paarlauf! Allerdings hatte sie mit den Russen zu starke Gegner. Für ganz oben reichte es deshalb nicht. Ich gehörte damals auch zum DDR Team, nur trainierte ich in Berlin. Bei Meisterschaften trafen wir uns häufig.“
„Gut, Sie werden Sabine übermorgen wieder sehen. Sabine ist eine Kollegin und arbeitet in Friesland. Sie wird undercover im Verein ermitteln. Ich möchte, dass sie in derselben Trainingsgruppe trainiert, wie die verunglückten Mädchen.“ „Trainieren?“ Fricke sieht Ariane entgeistert an.
„Sie wird die Mädchen auf Vordermann bringen. Eine bessere Trainerin kann ich mir gar nicht wünschen. Sie wird schnell das Vertrauen der Kids gewinnen und dann hat dieser Spuk hoffentlich bald ein Ende.“
„Gut, Herr Fricke. Das war‘s dann erst einmal von unserer Seite.“
Max führt den sichtlich erleichterten Trainer zur Tür. Der stutzt einen Moment.
„Da ist noch etwas. Ich weiß nicht, ob es eine Bedeutung hat, aber…“
Max Sommer dreht Fricke wieder um und zeigt auf den Stuhl. Der Mann setzt sich erneut.
„Also, vor ein paar Wochen kam ein junger Mann zu mir. Er erzählte, seine Eltern wären Mitarbeiter einer Computerfirma und hätten mit ihm in Seattle gelebt. Nun soll der Vater hier eine Zweigstelle leiten und der Junge wollte nach dem High-School Abschluss seine Ausbildung zum Kameramann beginnen. Er lief bereits drüben bei nationalen Meisterschaften mit, erst im Einzel und dann im Paarlauf. Nun suchte er eine neue Partnerin und natürlich auch einen Trainer in Hamburg.
Ich hatte ihn zum Probetraining in den Verein geladen, in die Leistungsgruppen, in der auch meine Mädels sind. Er war sofort von Miriam fasziniert, was natürlich bei ihrer Schönheit und ihrem Talent kein Wunder ist. Auch Tim sieht sehr gut aus. Und er ist in kurzer Zeit der Schwarm aller Mädels geworden. Mit Miriam kam er zusammen, die beiden sind auch privat ein Paar. Tatjana ist, war, seine Cousine, die Familie stammt ursprünglich aus Hamburg. Ich, ich wollte Ihnen das nur sagen. Bitte finden Sie heraus, wer ihr das angetan hat.“
Schwerfällig steht der Trainer auf und verabschiedet sich noch einmal.
„Danke“, antwortet Max Sommer. „Sie haben uns sehr geholfen, Herr Fricke.“ Er schließt die Tür, nach dem der Trainer den Raum verlassen hat.
Fortsetzung im pdf oben anzuclicken und am 22.11. als 2. Teil.
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