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geschrieben 2022 von Opa Gerhard.
Veröffentlicht: 15.01.2024. Rubrik: Fantastisches


Die Geschichte, wie ich einmal zum Mond geflogen bin. (Teil 4)

Opa Gerhard erzählt eine Geschichte


(für Kinder ab 5 Jahren; Vorlesezeit ca. 18 min)

Die Geschichte, wie ich einmal zum Mond geflogen bin. (Teil 4)


(Diese und andere Geschichten von Opa Gerhard, manche auch zum Anhören, findest Du auch bei:
OpaGerhardErzaehlt.wordpress.com )

Wenn Opa Gerhard eine Geschichte erzählt, dann entsteht sie meist erst während des Erzählens. So weiß ich oft, während ich gerade einen Satz ausspreche, nicht, wie der übernächste lauten wird. Nicht selten beginne ich einen Satz und mir ist noch nicht klar, wie ich in zu Ende bringen kann. Diese Geschichte hier habe ich nicht nur während des Erfindens zugleich erzählt, sondern auch noch via Mikrofon in statu nascendi aufgezeichnet. Und jetzt erst schreibe ich sie nieder, genau so wie damals erzählt. Man möge mir also die oft eigenwilligen Satzkonstruktionen und Formulierungen nachsehen. Wenn ein Satz ohne Verzögerung dem nächsten folgen muß, so bleibt keine Zeit für eine wohl gesetzte Formulierung.


So, jetzt kommt der nächste Teil. Ich möchte euch erzählen, was ich hier auf dem Mond alles erkundet hab'; was ich hier alles erlebt hab'. Ihr erinnert euch ja, am ersten Tag sind wir losgeflogen mit der Rakete, die in unserm Garten stand. Und am Tag nach meinem Geburtstag sind wir nur geflogen, geflogen, geflogen. Und am dritten Tag, da sind wir angekommen und gelandet. Und Papa hat gesagt, er müsse sich erst etwas erholen, weil es ja doch sehr nervenaufreibend war, die Landung. Und wir waren ja beide so froh, dass alles gut geklappt hat.

"Können wir gleich aussteigen", frage ich Papa. - "Halt, halt, halt, halt! Wir hatten ja zwischendurch die Raumanzüge ausgezogen. Aber jetzt müssen wir sie wieder anziehen. Das haben wir nur zum Entspannen, zum Ausruhen ausgezogen. Aber wenn wir hinaus wollen, müssen wir unbedingt die Astronautenanzüge anhaben, denn draußen auf dem Mond gibt's ja keine Luft. Und wenn ich jetzt die Türe aufmachen würde, dann würde alle Luft aus unserer Rakete entweichen und wir wären sofort tot." Oh nein, das wollte ich natürlich nicht haben. Also habe ich flugs den Astronautenanzug angezogen und Papa hat kontrolliert, ob ich alles recht mache. Erst danach hat er wieder einige Knöpfe bedient und dann ist die Türe schließlich aufgegangen.

Jetzt habe ich alles noch besser gesehen. Die Scheiben waren ja von dem Staub etwas schmutzig geworden. Aber jetzt, wo die Tür offen war, das war ganz klar, alles. Ich konnte ganz weit schauen, so weit; und alles war klar. Allerdings, der Himmel war schwarz. Ich sah wieder die Sterne und weit oben hing am Himmel die Sonne, aber nicht nur die Sonne! Was seh' ich auf der anderen Seite, dort drüben? Nein, nicht den Mond am Himmel, die Erde sah ich am Himmel. Ist ja klar, ich stand ja auf dem Mond und die Erde war am Himmel zu sehen. Allerdings der Himmel war nicht blau sonder schwarz. Ich sagte es schon. Toll, toll!

Und da hüpfte ich auf den Mond die letzte Stufe hinunter. Und da machte ich ein paar Schritte und ich war so federleicht. Ich konnte ja herum hüpfen. Das war ja wie auf einem Trampolin. Ich machte einen Satz und konnte ein paar Meter weit springen, viel weiter als auf der Erde.

"Ja siehst du", sagte mein Papa. "Wir sind jetzt auf dem Mond. Da sind wir viel leichter. Da kann man hohe Sprünge machen und weite Sprünge machen, weil wir nicht mehr so schwer sind wie auf der Erde. Die Erde ist viel größer als der Mond und zieht uns viel stärker an. Das ist unser Gewicht. Und hier oben der Mond zieht viel weniger alles an, auch uns. Und deshalb ist unser Gewicht hier viel kleiner. Und weil wir so leicht sind, deshalb können wir natürlich auch hoch springen und weit springen." - "Toll", sage ich. Und wir liefen spazieren und gingen ein ganzes Stück weit weg von der Rakete und ich guckte die Steine an und den Sand und dann war plötzlich ein großer Fels vor mir. "Hm, da können wir aber nicht hochklettern. Der ist ja senkrecht. Das ist ja auch so glatt. Ich würde ja gerne da rauf gehen. Aber wie sollen wir da hochkommen. Hast Du eine so hohe Leiter in der Rakete?" - "Ist nicht nötig", meinte mein Vater. "Wir gehen ein paar Schritte zurück. Du gibst mir Deine Hand. Dann nehmen wir einen Anlauf. Und dann schwups machen wir einen ganz großen Sprung. Und dann werden wir oben sein. Wir probieren's ..." - So haben wir's dann auch gemacht. Ein Anlauf, eins, zwei, drei, vier, fünf, und dann schwuppdiwupp, mein Vater hat mich ein bisschen am Arm noch gezogen und tatsächlich wir sind auf den hohen Felsen oben drauf gekommen. Das hätt' ich nicht geglaubt, dass wir auf so einen hohen Fels hinauf springen können, mit einem einzigen Sprung. Vater sagte, "das ist genau so wie vorhin. Weil wir so leicht sind, deshalb schaffen wir es sogar auf einen Felsen hoch, der fast 7 Meter hoch ist. Auf der Erde hätten wir das niemals geschafft. Aber hier auf dem Mond zusammen mit unserem Anlauf da ist das dann schon gegangen.

Ja das war toll. Von hier oben hatte man eine prima Aussicht. Noch weiter konnte ich schauen als sonst. Bis zum Horizont konnte ich gucken. Und der war weit weg. Die Luft war klar - nein! - es gab ja gar keine Luft. Deshalb war es so klar. Und Bäume sah ich allerdings gar keine, auch nirgendwo einen Busch. Ach so, es fiel mir ja ein, auf dem Mond kann ja gar nichts wachsen. Da gibt's ja kein Wasser und auch keine Luft. Freilich ein Baum braucht ja auch Luft, und ohne Luft kann ein Baum auch nicht leben. Und außerdem braucht er Wasser. Ohne Wasser geht es auch nicht. Und das gilt für alle anderen Pflanzen auch. Ja, und wir hatten ja auch deshalb unsere Astronautenanzüge an. Ohne die hätten wir hier gar nicht schnaufen können.

"Aber was ist das dahinten, Papa?", sage ich.- "Ich weiß auch nicht", meinte er. - "Das sieht fast aus wie eine Stadt oder ein Dorf oder wie Häuser." - "Ja, das hat ziemlich Ähnlichkeit, da. Aber wir sind zu weit weg. Wir können das nicht richtig sehen. Hmm. Das ist sehr weit. Was das wohl sein kann?" Da rätselten wir, haben uns ein bisschen auf den Felsen hingesetzt, Beine baumeln lassen, gucken so in Richtung von dem Ding da, was eine Stadt sein könnte. Wir wussten ja nicht, sind's vielleicht Häuser oder auch nicht.

Da sehen wir, dass sich da irgendetwas bewegt. Es kommt ganz langsam auf uns zu, dann immer schneller, immer schneller. Es wird auch immer größer, es scheint immer größer zu werden. Grau sah es aus, irgendein Ding. "Was ist das, Papa?" - "Ich weiß auch nicht. Sollen wir von hier fort gehen? Hmm. Komisch, komisch ... Das bewegt sich gerade auf uns zu. Hmm, das ist ja groß, größer als ein Auto!" Als es immer näher kam, da merkte ich, das sah aus so groß wie zwei, drei Autos oder wie ein kleiner Lastwagen, wie ein Lieferwagen so groß. Es war aber nicht eckig und Räder hatte es auch gar nicht. Man konnte auch nicht sehen, wie es sich bewegt. Aber es kam auf uns zu. So grau sah es aus. Und es verformte sich ab und zu. Mal sah es mehr rundlich aus wie eine Kugel, mal etwas länglicher, mal war es breiter, mal etwas höher, als wäre es so eine Knetmasse, die sich von alleine verformen konnte. Aber riesengroß wie ein kleiner Lastwagen. Und so rundlich, glatt, grau von Farbe, helleres Grau, an manchen Stellen etwas dunkleres Grau. Dann bliebe es vor unserem Felsen stehen. Aber es ragte über den Felsen herauf; so groß war es.

Oh, ich wusste gar nicht, was ich davon halten soll. Es wurde mir richtig ängstlich. "Was ist das? Ist das ein Tier?" flüsterte ich zu meinem Vater. - "Ich weiß es nicht." - "Oder ist es vielleicht ein Roboter?" - "Ich weiß es wirklich nicht." - "Irgend eine Maschine?" - "Ich hab so was noch nie gesehen". - "Aber hast Du das vielleicht in einem Buch gelesen? Wir müssen doch wissen, was es hier auf dem Mond gibt." - "Ich hab' noch nie was davon gelesen. Ich hab keine Ahnung. Es erinnert mich dran, ... an das Lied vom Benjamin Blümchen: 'Auf einer Wiese sitzt ein großer, grauer Berg'. So kommt es mir auch vor, als wär hier ein großer, grauer Berg. Bloß, der hat keinen Kopf und keine Füße, auch keinen Schwanz; nicht einmal Augen hat das Ding. Und wir wissen auch nicht, ob es überhaupt ein Tier ist oder ein Roboter oder irgendeine Maschine. Wir haben keine, keine Ahnung. Oder ein großes Knetmännchen, das sich so verformen kann. Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie was von so einem Ding gehört."

"Papa, was kommt denn da aus dem Ding raus?" - Plötzlich verformte sich diese komische Knetmasse oder was immer das war. Und dann sah das plötzlich aus wie ein Rüssel. Aber nicht wie ein Elefantenrüssel sondern wie so ein Schlauch. Der kam immer näher zu mir. Ich bekam Angst. Dann kam er in Richtung meinem Kopf. "Oh, ich hab Angst, Papa, ich hab Angst." - "Still", sagte Papa. "Wir dürfen uns nicht bewegen. Wir wissen nicht, was das Ding da mit uns sonst macht." Da sind wir ganz still gesessen.

Das Ding kam immer näher mit seinem komischen Rüssel. Zehn Zentimeter vor meinem Gesicht blieb das Ding stehen. Ich hatte ja Gott sei Dank den Astronautenanzug an. Da war ich aber froh. Aber es guckte der Rüssel genau in meine Augen. Aber ich wusste nicht, "guckt" der, der Rüssel? Augen hab ich nicht drauf gesehen. Ich hab überhaupt nichts auf dem Rüssel gesehen. Der hat nur so vor meinem Gesicht rum gefummelt, hin und her sich bewegt. Und während er vor meinem Gesicht war, da ist mir ganz warm geworden im Gesicht. Als ob der mein Gesicht irgendwie abtasten würde, durch den Astronautenanzug hindurch. Ganz warm war das. Aber weh hat das nicht getan. So, wie wenn einem die Sonne, die Sonne am Mittag richtig ins Gesicht scheint, so warm war das. Sogar noch'n bisschen wärmer. "Oh Papa, was ist das?" Und dann hat's auch meinen Mund abgetastet. Da wurde mir's um den Mund herum warm. Und dann die Ohren und überall ging der Rüssel hin, auf die Seite. Aber berührt hat er mich nie. Aber immer da, wo der Rüssel hinkam, wurde es ganz warm. Auch meinen Bauch, und schließlich meine Füße hat der Rüssel abgetastet. "Papa, ich glaub das Ding will uns untersuchen. Das will uns angucken. Aber Augen kann ich nicht sehen." Plötzlich musste ich lachen, "ha, ha, ha, ha". ... musste lachen "ha, ha, ha." Er hat meine Füße untersucht und das hat so gekitzelt. "Ha, ha, ha ... ." Ich musste so lachen. "Ha, ha, ha" ... Füße so gekitzelt. "Hör auf", hab ich gesagt, "hör doch auf." Und er hat nicht aufgehört. Er hat lang mich gekitzelt. Ach, irgendwann hat er dann doch aufgehört. Gott sei Dank! Aber es war schon eine arg kitzlige Sache. Ah!

Aber da war das Spiel noch nicht zu Ende. Jetzt hat er nämlich mit meinem Vater das Gleiche gemacht. Auch den Kopf hat er abgetastet. Die Augen, die Nase, den Mund, die Ohren, alles, die Stirn, den ganzen Kopf hat er abgetastet. Und dann machte er weiter nach unten. Und unter den Armen, seitlich hat er abgetastet. Da musste mein Vater lachen. "Ho, ho, ho, ho, ho. So hör doch auf; das kitzelt mich. Hoho, ho, ho ... haha, ha." Das war genau so kitzelig. Und dann hat mein Vater auch gesagt, dass bei ihm so warm wird, da wo der Rüssel ist. Und so ging das die ganze Zeit und irgendwann war er mit den Füßen auch bei meinem Papa fertig. Und sonst war nix. Und plötzlich war der Rüssel wieder eingezogen und verschwunden. Und man sah gar nichts mehr, wo ein Rüssel war. Das war wieder ganz glatt wie ein Stück Knet oder so wie der Rücken von dem Benjamin Blümchen. Aber kein Rüssel, kein Kopf, keine Beine, kein Schwanz, einfach nur ein grauer Klumpen, aber groß, fast so groß wie ein kleiner Lastwagen.

Und dann, dann bewegte sich das Ding langsam wieder weg. Da meinte mein Papa, "da haben wir aber Glück gehab. Das ist ja gut gegangen. Weißt du, was wir machen", sagte mein Papa, "wir gehen jetzt zurück zur Rakete und dort schließen wir uns ein. Ganz langsam gehen wir aber, dass das Tier nicht erschreckt, falls es ein Tier ist, oder dass der Roboter nicht noch einmal zurückkommt, falls es ein Roboter ist oder was immer das für ein Ding ist. Ganz langsam gehen wir zurück." So haben wie es gemacht; im Zeit-lu-pen-tempo, Schritt - für - Schritt, ganz - ganz lang-sam gingen wir zur Ra-ke-te zu-rück. Ganz langsam stiegen wir die Treppe hinauf und Papa machte die Türe auf. Dann stiegen wir lang-sam hi-nein. Und ganzzz schnelll machte Papa die Türe wieder zu und schnell drückte er auf den Knopf, um die Türe fest zu verschließen. Hach! Das ist ja noch mal gut gegangen. Das war aber wirklich ein aufregender Tag auf dem Mond.

Nach dem Abendessen legte ich mich wieder in die Koje. Ich konnte lange nicht einschlafen. Lange, lange habe ich mich rum gewälzt von einer Seite auf die andere und wieder auf die andere Seite und wieder zurück. Das war so ein aufregender Tag. Was hab ich alles erlebt. Mit diesem komischen Ding, von dem nicht mal mein Papa gewusst hat, was das eigentlich ist. Und wie mir das so durch Kopf ging, da bin ich dann wohl auch schließlich dann doch wahrscheinlich eingeschlafen.


Fortsetzung (Teil 5, zugleich der letzte Teil) hier bei "Kurzgeschichten-stories.de" oder bei
OpaGerhardErzaehlt.wordpress.com/wie-ich-einmal-zum-mond-geflogen-bin-teil_5/

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