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geschrieben von Dan Prescot (Dan Prescot).
Veröffentlicht: 21.07.2020. Rubrik: Historisches


Realität - Visionen 2.2

Es ist früh und ich laufe durch die Stadt ohne Ziel. Ein Plakat preist ein herzstärkendes Mittel an. Ein Bild eines lächelnden, älteren Mannes, mit einem mitten auf die Brust projizierten Herzens. Warum nicht links? Ich laufe an Schaufensterläden vorbei, mit Dingen, die ich nicht wahrnehme. Die ersten Menschen eilen zu ihrer Arbeit. Das sind die Menschen mit den niedrigen Einkommen, den härteren Jobs. In ein paar Stunden folgen die besser Verdienenden.
Ich arbeite nicht mehr, sinnlos. Eine Zeitlang half es mir. Ich konnte mich durch die Konzentration ablenken. Es drängte die Visionen zurück. Doch dann wurde es schlimmer. Jetzt rette ich mich von Sitzung zu Sitzung.
Diesmal nicht. Keine Sitzung. Ich bleibe stehen und mir wird bewusst was das be-deutet. Einige wenige Leute gehen an mir vorbei. Ich stehe fest. Ich stecke fest. Wie ein Fremdkörper in einer Welt, in die ich nicht gehöre. Panik steigt in mir auf. Ich suche nach einem Halt. Ich fange an mich zu drehen. Sehe mein Spiegelbild sich in den Schaufenstern wenden. In irgendeiner Spiegelung blitzt ein Licht auf. Das ist sie! Die Silhouette, das Gesicht. Das muss die Frau aus dem Zug sein. Jede Nacht sehe ich sie. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe. Nur ein weiteres Trugbild! Ich knicke ein. Eine weitere Vision. Ich schließe die Augen und presse die Hände auf die Ohren, obwohl ich weiß das es nichts nützen wird.
„Geht es ihnen nicht gut? Kann ich helfen?“
Langsam sinkt mein Kopf in Richtung meiner Knie am Boden.
„Können sie mich hören?“
Etwas berührt meine Schulter, nein Jemand.
„Können sie mich hören?“
Ich reiße meine Augen auf. Das ist sie! Nein, unmöglich! Ich suche Differenzen in ihrem Aussehen. Ich nehme meine Hände vom Kopf und versuche ihre Hände zu greifen. Die Angst in ihrem Gesicht, wie im Traum, meinem Alptraum. Sie muss die Antworten kennen! Gleich müssen die Flammen kommen. Ich schrecke zurück. Weitere Gesichter drängen sich in meine Wahrnehmung. Hände greifen nach mir, richten mich auf und fragen nach meinem Befinden. Sie wird zurückgedrängt. Ich versuche sie nicht in der anwachsenden Menge zu verlieren. Ein energisches Händepaar zwingt mein Gesicht, meinen Blick in ein fremdes Augenpaar.
„Sehen sie mich an, ich bin Arzt! Können sie mich verstehen?“
Ich suche ihr Abbild, vergebens. Mein Blick wird erneut in das fremde Gesicht gezwängt.
„Verstehen sie mich? Verstehen sie meine Sprache?“
„Ja, kann ich.“
„Geht es ihnen wieder gut? Nehmen sie Medikamente?“
„Ich bin in Behandlung. Nur ein kleiner Schwächeanfall. Alles wieder in Ordnung.“
Sie ist weg.
„Sind sie sicher? Besser sie gehen zu ihrem Arzt oder in ein Krankenhaus.“
War sie jemals da?
„Nein, alles in Ordnung, es geht mir wieder gut. Ich gehe zu meinem Arzt.“

to be continued

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