geschrieben 2025 von Rautus Norvegicus (Rautus Norvegicus).
Veröffentlicht: 30.09.2025. Rubrik: Spannung
Hermes, der Götterbote - Folge 2
Ein wahrlich herrlicher Tag heute! Gerade zwei frische Brötchen beim Bäcker gegenüber gekauft, ein Lied pfeifend, stürme ich, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zu meiner Wohnung rauf.
Ein Brötchen lege ich ins Eisfach, das andere schneide ich auf, esse es, dick beschmiert mit grober Leberwurst, die mag ich am liebsten! Noch während ich meine Hand mit dem frischen Brötchen im Eisfach habe, neben der tiefgefrorenen Hirschkeule, die mir gestern, noch ganz frisch, ein befreundeter Jäger als Sonntagsbraten geschenkt hatte, klingelt es an der Tür.
'Schon wieder, gerade, wenn ich am Eisfach bin,' denke ich und mir kommt der Geldbote, Hermann Hermes, in den Sinn, der nun für immer friedlich im Keller meines Nachbars ruht. Und das viele Geld, das neben ihm vermodert. Das schöne Gewinnzertifikat hatte ich in einem Bilderrahmen gesichert und an die Wand gehängt.
Öffne die Tür und bekomme vor Schrecken fast
einen Schlag! Da steht ein Polizist! Ich schlucke, quäle mir ein Lächeln ins Gesicht! „Guten Morgen, Herr Schneider. Ist etwas passiert?“ Sein Name war groß und deutlich auf seiner Polizei-Uniformjacke zu erkennen. „Nein, nein, Herr Norvegicus, nur eine Routinebefragung, von allen Mietern hier im Haus.
Morgen wird Sie leider noch einmal die
Spurensicherung behelligen müssen. Vor einem Monat ist hier in der Gegend ein Glücksbote der Glücksspirale verschwunden. Und mit ihm eine Million Euro in bar! Unsere Recherchen haben ergeben, dass er sich zu Ihnen begeben wollte. Sie sind doch Herr Rautus Norvegicus, nicht wahr?“ Er sah mich freundlich an.
„Zu mir? Ich hab ihn nicht gesehen, tut mir leid. Dann sähe es auch nicht so ärmlich bei mir aus...“ Ich deutete in die Runde: Vergilbte Tapeten, Gardinen mit einem unappetitlichen Grauschleier, überall lag Krempel, Sofa, Sessel, Tisch, alt und verwohnt. Und es stank, denn ich war gerade auf der Toilette gewesen, hatte mein großes Morgengeschäft verrichtet, die Badezimmertür stand noch zum Lüften offen.
„Sie sind Erster Polizeihauptkommissar, Herr Schneider?“ Ich deutete mit dem Kinn auf seine
Schulterklappen, fünf weiße Sterne, die mir seinen Dienstgrad verrieten. Um schlau zu erscheinen und mich auf diesem Wege bei ihm einzuschleimen. „Mein Bruder,“ rede ich schnell weiter, um ihn zu langweilen und abzulenken, „ist auch Polizist.“
„Ah, ja“, murmelt Herr Schneider, sieht sich noch einmal intensiv in meinem Wohnzimmer um. Ich will ihm zu verstehen geben, dass er nun langsam verschwinden kann. Er sieht sich noch einmal flüchtig die Bilder an den Wänden an, stutzt kurz. „Wiedersehen, Herr Norvegicus.“ Er geht mit scheinbar entspanntem Gesichtsausdruck an mir
vorbei und öffnet die Wohnungstür, sein Gesicht ist nur etwas blau und grün wegen des Gestanks aus meiner Toilette. Meine Hand ist mittlerweile auch blau, blau gefroren, denn schon länger umgreift sie fest die schlanke Fessel der tiefgefrorenen Hirschkeule in meinem Eisfach.
Beim Hinausgehen setzt er sich seine Dienstmütze auf, senkt dafür etwas seinen Kopf. In diesem Augenblick, ich warte, dass seine Mütze gerade sitzt, schlage ich ihm die gefrorene Hirschkeule über seinen
Schädel. „Du hättest dir nicht so lange die Bilder an der Wand ansehen sollen, Herr Schneider. Ich hab doch gemerkt, dass du das Gewinnzertifikat entdeckt hast!“ In eine Wolldecke gewickelt schleife ich ihn in den Keller und vergrabe ihn drei Meter tief im Keller meines Nachbarn. In vier Metern liegt ja bereits Herr Hermes!
Ende............................................Fortsetzung folgt

