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6xhab ich gern gelesen
geschrieben 2015 von Lüdel (lüdel).
Veröffentlicht: 27.05.2025. Rubrik: Märchenhaftes


Wanderschuhe

Bei Mäuserich Maugi gab es eine Überschwemmung in seiner Behausung, und gerade noch rechtzeitig konnte er sich mit seinem Bootblatt retten. Mit Ach und Krach trieb er dahin, bis das Wasser versiegte und er direkt im Erdmatsch landete. Sein ganzer Körper war voller Erde, und er sah völlig braun aus.
In einiger Entfernung spazierte ein junger Mann namens Gerd im Wald.
Er trug Wanderschuhe, die er von seinem verstorbenen Onkel geerbt hatte. Da dieser sein einziger Verwandter gewesen war, hatte Gerd beschlossen, auf Wanderschaft zu gehen.
Während er so wanderte, sammelte er ein paar Holzstücke für den Abend, falls es kalt werden sollte. Schon hatte er einige zusammen, als er am Boden ein besonders schönes Stück entdeckte.
Beim Bücken fielen ihm einige der gesammelten Hölzer hinunter – und eines traf genau den Kopf von Maugi, der sich gerade aus dem Matsch befreit hatte.

„Aua!“, rief die Maus erschrocken.

Gerd schaute verwundert nach unten und sah ein braunes Etwas, das sich schüttelte.

„Was bist du denn?“, fragte er.
„Ich bin Maugi, die Maus.“

„Aha, und was machst du da?“

„Ich habe mich gerettet. Bei mir gab es eine Überschwemmung. Mit meinem Boot bin ich hierher gelangt – und jetzt bin ich voller Erde!“

„Ich dachte, du wärst ein Holzstück.“

„Bin kein Holzstück – ich bin eine Maus!“

Gerd schmunzelte, hob Maugi vorsichtig auf und steckte sie in seine Hemdtasche.
Gemeinsam zogen sie weiter und unterhielten sich über alles Mögliche.
Bald kamen sie zu einer kleinen Lichtung, wo Gerd ein Lagerfeuer machte. Die beiden wurden Freunde. Gerd dachte darüber nach, was er nun mit seinem Leben anfangen sollte. Außer den Wanderschuhen, dem Wanderrucksack und seiner Kleidung hatte er nichts.
„Am besten gehe ich ins nächste Dorf, um dort Arbeit zu finden“, murmelte er.
Doch dann hatte er eine Idee.
„Wir machen eine kleine Zirkusaufführung!“
Er fand einen alten Baumstamm und ließ Maugi darauf Kunststücke machen. Die Leute waren begeistert und gaben ein paar Goldtaler – und das ging eine ganze Weile gut.
Doch irgendwann, nach einem langen Tag, war Gerd völlig erschöpft. Er schlief ein und hatte einen seltsamen Traum.
Als er aufwachte, murmelte er:
„Irgendwas hab ich geträumt mit meinen Schuhen...“
Er wanderte weiter. Gerade als der Wald hinter ihm lag, stolperte er vor Müdigkeit. Dabei stieß er dreimal mit der Ferse gegen seine Schuhe – einmal, zweimal, dreimal...
Danach war Gerd sehr fein gekleidet, mit einem Zylinder auf dem Kopf. Er sah aus wie der Sohn eines reichen Gutsbesitzers. Und auch Maugi hatte sich verwandelt – sie war nun eine elegante, kleine Maus mit einem glitzernden Jäckchen. Die beiden lachten, als sie sich gegenseitig ansahen.
„Gut, dass mein Onkel mir die Schuhe gegeben hat!“, sagte Gerd. „Sie haben mir Glück gebracht.“
Am Waldrand setzten sie sich und überlegten. Gerd flüsterte: „Vielleicht kann ich mir noch etwas wünschen.“
Er klopfte wieder dreimal mit den Fersen aneinander und wünschte sich ein kleines Häuschen.
Und tatsächlich – wie durch Zauberhand stand ein paar Meter entfernt ein hübsches Häuschen. Sie gingen darauf zu, öffneten die Tür – drinnen waren Tische, Stühle und alles liebevoll hergerichtet. Es fühlte sich an, als wären sie schon immer dort gewesen.
„Jetzt muss ich mir nur noch etwas Gutes einfallen lassen“, überlegte Gerd – und schlief erst mal darüber.
Am nächsten Morgen klopfte er wieder mit den Schuhen und sagte: „Ich wünsche mir eine Pferdefarm.“ Und tatsächlich: Ein Stall mit fünf Pferden stand plötzlich da.
Nach und nach kamen Leute aus dem Dorf. „Kann ich bei dir ein Pferd ausleihen?“, fragten sie. „Darf ich eine Runde reiten?“ Und so weiter und so fort.
Mäuserich Maugi wurde inzwischen zur kleinen Zirkusmaus. Sie trat bei kleinen Vorführungen auf – und natürlich bekam sie dafür ein paar Goldtaler.
Gerd schaute zum Himmel und sagte dankbar:
„Danke, lieber Onkel, dass du mir diese Schuhe gegeben hast.“
Und wenn Gerd und Maugi nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute – sehr, sehr glücklich in ihrem neuen Zuhause.

Ende.

Entstanden 2024
Sprache zu Text
09.04.2025

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 27.05.2025:

Na, da finde ich es aber gut, dass die beiden zufrieden sind mit ihrem Los und nicht wie des Fischers Frau, die immer mehr und mehr haben wollte, bis sie wieder arm in ihrer alten Hütte saß.
Ein süßes Märchen.
LG Babuschka




geschrieben von Thomas-A, Stoll am 27.05.2025:

Eine schöne Geschichte!




geschrieben von Rautus Norvegicus am 27.05.2025:

Liebe Lydel,

in deinen Fantasy-Märchen passieren immer die irrsten, wundervollsten Dinge, einfach herrlich! Niedlich der Mäuserich Maugi, der Pech- und dann Zirkusmäuserich 😀

Liebe Grüße
🙂
Ratte Rautus




geschrieben von lüdel am 27.05.2025:

Danke euch für eure lieben Kommentare.
lüdel🧚‍♂️




geschrieben von Bad Letters am 29.05.2025:

So Schuhe Lydia hätte ich auch gern. Allerdings, was wäre das Leben doch langweilig, wenn man sich alles einfach herbeiwünschen könnte.

MfG
Bad Letters

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