Wo der Teig hin geht, wenn er geht

Es war einmal ein Teig. Er wurde aus Mehl, Wasser, etwas Salz und etwas Zucker und natürlich mit Hefe geknetet. Dann wurde er, zum Ruhen, über Nacht aufs Fensterbrett gestellt und mit einem Tuch zugedeckt.
Da der Teig aber eben erst zu Teig gemacht wurde hatte er überhaupt keine Lust zu ruhen. So beschloss er halt eben zu gehen.
Im Falle eines Falles ist richtig fallen alles, dachte er und liess sich vom Fensterbrett auf den Boden fallen. Von da ging es weiter Richtung Waldrand.
Am Waldrand angekommen hielt der Teig inne. Es raschelte im Gras und ein blauer Hase hüpft gleich vor dem Teig heraus. "Hallo Teig" sagte der blaue Hase. "Was machst du den zu so später Stunde hier?" "Ach, man hat mich zum Ruhen hingestellt, doch das ist mir zu langweilig. Nun bin ich ganz allein unterwegs und das langweilt mich ebenso", seufzte der Teig.
Nachdenklich schaute er den Hasen an und meinte dann: "Blaue Hasen gibt es doch gar nicht." Der Hase lachte: "Natürlich nicht, ich bin ja auch rein fiktiv." "Fiktiv, was ist das?" fragte der Teig. "Nun, mich gibt es nicht wirklich, nur in deiner Phantasie." erklärte der Hase. "Und was ist Phantasie?" möchte der Teig jetzt wissen. Der Hase antwortete: "Die Phantasie ist in dir selbst, wenn du sie suchst, wird sie dich finden." "Oh", staunte der Teig und begann sofort seine Taschen zu durchsuchen. Plötzlich war der Hase verschwunden und jemand klopfte dem Teig auf die Schulter. Erschrocken drehte sich der Teig um.
Da stand sie nun, die Phantasie. Schillernd und blühend. "Ich habe gehört du langweilst dich. Komm mit mir, ich zeige dir wo die Liebe ist." sagte sie freundlich. "Wo soll das denn sein?" fragte der Teig. Die Phantasie hat auf alles eine Antwort. "Sie ist da, wo der Pfeffer wächst." Der Teig möchte nun wissen: "Und wieso ist sie dort?" Die Phantasie erklärte: "Sie ist hingefallen und wir sollten ihr helfen." Der Teig war noch nicht überzeugt. Er fragte deshalb: "Und wie willst du das Anstellen?" "Ganz einfach" meinte die Phantasie. "Mir wachsen Flügel und wenn du die Zügel ganz lockerlässt, dann galoppiere ich los." Darauf liess sich der Teig mit der Phantasie ein und los ging der wilde Ritt.
Anfangs langsam verschwand die Welt um sie herum. Dann schaltete die Phantasie einen Gang höher und so flogen sie durch Sternennebel, Lametta-Regen und Feuerwerk.
Sachte landeten sie neben einem riesigen Feld voller Pfeffer auf einem Weg. Wie immer hatte der Teig eine Frage. "Wieso liegt hier eigentlich Stroh rum?" Die Phantasie wusste auch das. "Damit die Liebe sich nicht weh macht, wenn sie hinfällt."
Das gefiel dem Teig und so beschloss er nun die Liebe zu suchen. Er fand am Wegesrand einen trägen Google und fragt ihn, wo denn die Liebe hingefallen sei. Der Google antwortet ihm. Doch die Antwort war nicht schlüssig. Weiter vorn sass ein neues, blitzendes KI. Auch das KI wurde vom Teig gefragt, ob es wisse, wo die Liebe hingefallen sei. Auch dieses seltsame Wesen hatte keine Ahnung. So zog er dann eben weiter und auch der Google und das KI wissen bis heute nicht wohin der Teig gegangen ist.
Der Teig stand etwas unschlüssig beim Pfefferfeld. Plötzlich klopft ihm jemand auf die Schulter. Es war die Phantasie, die hatte er total vergessen. Und dazu kam, dass sie ja so viel wusste.
"Phantasie, weisst du wo die Liebe hingefallen ist?" fragte der Teig schnell. "Natürlich weiss ich das. Sie liegt da vorne. Da wo der Hase im Pfeffer liegt."
Und tatsächlich, war sie da, die Liebe. Der Teig sagte zum blauen Hasen: "Du bist nur fiktiv." Und wie beim ersten Mal, verschwand der Hase auf unerklärliche Weise.
Die Liebe blickte auf und erstrahlte. "Du bist so weit gegangen und hast mich gefunden. Das ist jetzt gut." Damit nahm die Liebe ihn in den Arm und umgab ihn mit ihrer ganzen Wärme.

Jetzt ist er Brot. Mit Liebe gemacht.

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