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geschrieben von Kara Karacho.
Veröffentlicht: 25.03.2020. Rubrik: Unsortiert


Heulen in der Dunkelheit

Wie kann man nur so laut schnarchen fragte ich mich während ich mitten in der Nacht wach in der kleinen Koje des Lkw’s lag. Dies war das zweite Jahr, in dem ich meinen Vater in den Ferien eine Woche lang bei seinen Touren in seinem Lkw begleiten durfte. Es war immer spannend mit ihm in ferne Länder zu fahren und seinen Erzählungen zu lauschen. Da ich kein Licht einschalten durfte, um ihn nicht zu wecken, und durch die Gardinen, welche die Kabine verdunkelten, noch nicht genug Licht fiel lag ich einfach nur da und ging in Gedanken noch mal meine Erlebnisse der Fahrt durch. Egal ob es die Fahrt mit der Fähre nach Schweden war, oder einfach nur der kurze Halt an einem kleinen Rastplatz. Ich versuchte mir jede kleine Einzelheit so gut wie möglich einzuprägen.

Gerade als ich in Gedanken noch mal in der Fähre war und die Treppe hinab stieg zu den Kabinen durchbrach ein lautes, unheimliches Heulen meine Gedanken. Bei dem Geräusch zuckte ich zusammen. Plötzlich war ich hellwach. Ich blieb reglos liegen und lauschte in die Dunkelheit. Das Heulen hatte ich mir nicht eingebildet, denn ich hörte es schon wieder. Ich fragte mich ängstlich, welches Tier zu solch einem grausigen Heulen imstande war. Das musste ein Wolf sein dachte ich. Trotz meiner Angst wollte ich wissen, woher dieses Geräusch kam. Es hörte einfach nicht auf.
Mein Vater schien das Heulen nicht zu hören, denn er schnarchte immer noch. Wie gerne wäre ich sofort aufgesprungen und hätte durch die Gardinen gespäht um nachzusehen, ob der Wolf irgendwo in der Nähe des Lkw’s war. Dazu musste ich aber an meinem Vater vorbei, der im Bett unter mir schlief. Das würde ihn mit Sicherheit wecken und dass wollte ich auch nicht. Ich musste also abwarten bis er endlich aufstand.
Das Radio im Lkw spielte leise Musik. In der schwachen Beleuchtung des Radios sah ich die Uhrzeit im Display. Es war 05:30 Uhr. Bald würde mein Vater endlich aufstehen.

Ungeduldig hatte ich die letzten dreißig Minuten gewartet bis sein Wecker endlich schellte. Meine Neugier war mittlerweile unerträglich. Das Heulen hatte in der Zwischenzeit nicht einmal aufgehört. Sobald mein Vater wach war und die Vorhänge aufgezogen hatte kletterte ich aus dem Bett und ging zu der großen Scheibe um nach draußen zu schauen. Enttäuscht stellte ich fest, dass es draußen noch zu dunkel war um etwas sehen zu können.
„Greta, was ist denn los?“ fragte er mich verwundert über mein Verhalten.
„Papa, da draußen ist ein Wolf“ erzählte ich ihm aufgekratzt.
„Wie kommst du denn darauf?“ wollte er von mir wissen.
„Ich höre die ganze Zeit ein ganz unheimliches Heulen“ erwiderte ich.
„Ich muss sowieso zur Toilette, also lass uns mal nach deinem Wolf gucken“ schlug er vor und holte die große Taschenlampe aus seinem Rucksack.
Schnell zog ich meine Jacke und meine Schuhe an. So schnell ich konnte stieg ich aus dem Lkw aus. Das war gar nicht so einfach, da ich Angst hatte auf den zwei Stufen, die ich rückwärts runter klettern musste, abzurutschen. Nachdem ich sicher auf dem Boden stand schloss ich die Tür und rannte vorne um den Lkw herum. Mein Vater schloss den Lkw ab und schaltete die Taschenlampe ein. Einen kurzen Moment mussten wir warten, bis das Heulen wieder ertönte. Mein Vater deutete mit seiner Taschenlampe in die Richtung aus der das Geräusch kam. So leise wir konnten gingen wir los. Langsam gingen wir zwischen zwei anderen Lkw’s hindurch. Das Jaulen wurde immer lauter. Wir gingen gerade auf ein kleines Stück Wiese zu, als mein Vater plötzlich stehen blieb. Er lachte und sagte, das ist aber ein komischer Wolf. Mein Blick folgte dem Strahl der Taschenlampe und ich sah einen kleinen weißen wuscheligen Hund. Aufgeregt wackelte der kleine Hund mit dem Schwanz und versuchte zu uns zu laufen. Erst jetzt sah ich, dass der arme Hund mit einem Seil an einen Baum angebunden war. Vor ihm stand ein Wassernapf aber weit und breit war niemand zu sehen. Mein Vater ermahnte mich vorsichtig zu sein und gab mir die Taschenlampe. Ich leuchtete mit der Taschenlampe während mein Vater auf den Hund zuging um das Seil von dem Baum zu lösen. Sobald der Knoten des Seils gelöst war sprang der Hund aufgeregt auf mich zu. Vorsichtig hielt ich ihm erst meine Hand zum schnuppern hin bevor ich ihn streichelte. Der Hund schmiegte sich sofort an mich und leckte mir die Hand ab.

„Was machen wir mit ihm?“ fragte ich meinen Vater während ich den Hund weiter streichelte.
„Ich denke wir sollten den armen kleinen Kerl nicht hier lassen“ antwortete mein Vater nachdenklich.
„Können wir ihn behalten?“ fragte ich ihn hoffnungsvoll.
Mein Vater sah abwechselnd mich und den Hund an. Es verging eine gefühlte Ewigkeit bis er endlich auf meine Frage antwortete.
„Greta, wir nehmen den Hund mit und geben ihm erst mal was zu fressen. Wer weiß, wie lange er schon hier sitzen musste. Nachher rede ich mit deiner Mutter. Aber du musst mir versprechen dich um ihn zu kümmern. Du gehst mit ihm Gassi, du fütterst ihn und du bürstest ihn. Ein Hund bedeutet nämlich neben der Freude auch eine Menge Verantwortung.“
Erst jetzt merkte ich, dass ich angespannt die Luft angehalten hatte. Ich atmete erleichtert aus und freute mich einfach riesig.
„Ja Papa, ich verspreche es dir, ich werde mich immer um den Hund kümmern.“
„Gut Greta. Hast du denn schon einen Namen für deinen neuen Freund?“ fragte er mich.
„Ich finde er sollte Sammy heißen“ antwortete ich nach kurzem überlegen.
„Na dann los. Sammy auf geht’s in deine neue Familie“ sagte er nahm mich bei der Hand und wir gingen gemeinsam mit Sammy zurück zum Lkw.

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