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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2020 von die Juditha.
Veröffentlicht: 30.05.2020. Rubrik: Menschliches


MITEINANDER streiten – ein glückliches Paar zeigt, wie es geht.

„Guten Morgen“ sagte sie und mochte ihn auf den Mund küssen. Er drehte sich weg und sagte: „Warum fängst du immer noch jeden Morgen so an?!?“ Enttäuscht und abgewiesen fühlend stand sie auf. „Wir haben seit Jahren denselben Haushalt mit allen gemeinsamen Milben, Bakterien, Vieren und ähnliches Getier. Was soll auf einmal dieser Abstand?!? Das ist doch Blödsinn!“ Platzt es aus ihr heraus. Mitten im Raum stand sie nackt und wütend und schaute ihn an. „Das sind doch die Regeln. Alle sagen Abstand halten hilft. Wir müssen die Ansteckungsgefahr eindämmen. Und bei dir ist die Ansteckungsgefahr doch besonders ausgeprägt. Du weißt doch ganz genau, dass wir wirklich darauf achten müssen.“ „Weil ich chronische Lungenentzündung habe, oder was!? Na und! Dieser Abstand gilt doch nicht zwischen uns beiden. Das muss endlich aufhören.“ Sie stampfte mit dem Fuß auf und trat dabei auf eine Gürtelschnalle. Knallrot im Gesicht und den Tränen nah, holte sie tief Luft und hörte ihm zu: „Isabell. Sei doch vernünftig. Es geht hier doch nicht um mich. Du gehörst zur Risikogruppe.“ „Mir geht es gut.“ „Ich weiß aber nicht, ob und wann ich mir Corona eingefangen haben könnte. Ich kann dich anstecken, während wir überhaupt nicht merken, dass ich Überträger bin. Soll ich gleich mal einen Termin im Bestattungsunternehmen machen? Hallo, guten Tag, ich würde gern meine Frau in 6 Wochen beerdigen. Wann haben Sie einen Termin frei? Wann sie gestorben ist? Noch gar nicht. Aber sobald sie Corona hat, braucht sie nur noch 2 Tage.“ Kay war außer sich. Sarkasmuss troff nur so aus seiner Stimme. Nun ebenfalls aufgestanden, standen sie sich gegenüber. Das Bett wie ein Wall zwischen Ihnen. „Isabell erwiderte mit zittriger Stimme: „Ich sterbe, auch wenn ich mich nicht anstecke. Zur Zeit ist es wahrscheinlicher denn je, dass meine Lebenserwartung kurz ist. Ja. Genau darum will ich jeden Tag leben, erleben, dich sehen, berühren, mit all meinen Sinnen dich in meinem Leben wissen. Ich will nicht unter einer Glocke sein, unberührt, unerreichbar, mich nach deinen Berührungen verzehren und feige behaupten ich hätte so eine gewisse Kontrolle und würde mich schützen. Dabei steh ich mit schlotternden Knien hinter meinem Kreuz und warte darauf tot in die Grube zu fallen – Nein!“ Damit schnappte sie sich ihre Sachen und humpelte hinaus.

Nach ein paar Minuten kam er hinterher und meinte etwas ruhiger: „Ich habe tierische Angst dich zu verlieren.“ Zur Hälfte angezogen schaute sie ihn etwas besänftigter an. „Ich habe auch keine Lust jetzt schon zu sterben.“ Kurz schwiegen beide.

Kai sprach ganz leise zuerst: „Wenn du stirbst, stirbt auch ein großer Teil in mir.“ Sie nickte stumm und wissend.

„Genau darum möchte ich lieber jeden Tag fühlen. SEIN. Jeden Tag – egal was kommt. Ich will mit dir zusammen sein und nicht am langen Arm verhungern...“ sagte sie nach ein paar Minuten mit sanfter Stimme. „... und nur aus Angst schon vorher wie tot sein, weil ich mir das Wichtigste entsage. Ich will unsere Rituale weiter leben, unsere gemeinsamen Wanderungen weiter genießen. Jeden Abend bete ich, dass ich am nächsten Morgen zuerst dich sehen und dann am Roman weiterschreiben kann.“ Sie ging auf ihn zu, schaute ihm in die Augen, hielt dann inne (Er braucht ja den Abstand.) und bat mit leiser aber fester Stimme: „Lass geschehen, was kommt. Bitte. Egal was. Nur so können wir uns nah sein. Und ist das nicht das einzige, was zählt?“ Still stand er da, schaute sie einfach mit ruhigem Blick an. Oh, wie gerne sie ihn so sah! Dieser Blick - in seiner Klarheit unergründlich. (Sie konnte immernoch nicht viel damit anfangen. Sein Blick verrät nicht, was er fühlt oder denkt. Er verbindet sie beide miteinander - fertig.) Bevor sie sich darin verlor, zog sie sich lieber die Bluse an und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen. Er zog sich ebenfalls an und ging Brötchen holen.

Als er wiederkam, gab er ihr - zur Begrüßung - einen langen Kuss.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Dan Prescot am 03.06.2020:

Ich fand die Story gut. Gestört haben mich die Klammern.




geschrieben von Weißehex am 07.06.2020:

Ich finde die Story auch gut.




geschrieben von die Juditha am 14.06.2020:

vielen Dank ihr beiden! - auch für den Hinweis. Dann waren die Klammern wohl zu viel...

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