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geschrieben von baderino123.
Veröffentlicht: 04.01.2018. Rubrik: Grusel und Horror


Das verschlossene Fenster zur Seele

Ich bemerkte, dass dort unten ein Fenster offen stand, dass vermutlich zu einem Raum im Keller gehörte. Ich dachte es, weil es ziemlich flach war und sich fast auf Bodenhöhe befand.
Licht flackerte aus der Öffnung hinaus in die dunkle, stürmische Nacht.
Man hörte das Knallen, dass das Fenster verursachte. Es schloss und öffnete sich unentwegt wegen des starken Windes.
Das Fenster und das ganze Haus darum gehörte mir nicht. Ich lief nur daran vorbei während ich meinen abendlichen Spaziergang durch die Nachbarschaft machte. Ich kannte aber den Mann dem das Haus gehörte. Er war recht alt und früher mal Arzt gewesen, glaube ich.
Ich entschied mich dazu ein guter Nachbar zu sein und ihm zu sagen, dass sein Fenster offen ist.
Es war nämlich ein starker Sturm in dieser Nacht gemeldet.
Auf dem Weg zur Haustür blickte ich noch einige male zum offen Kellerfenster und überlegte, ob ich den alten Herren wirklich deswegen stören sollte.
Ich entschied mich dafür.
Ich klopfte an die Tür. Es war eine dieser Türen aus edlem Holz mit goldenen Verzierungen.
Der kleine Rentner öffnete die Tür, blickte in mein Gesicht und begrüßte mich mit einem unglaublich breiten Lächeln. Er hatte dieses Strahlen in den Augen, dass Menschen haben, die sehr einsam sind und nur selten Besuch bekommen.
„Wie kann ich ihnen helfen junges Fräulein?“, sagte er zu mir.
Ich sagte ihm, dass ich nur da sei um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass sein Fenster dort offen ist und entschuldigte mich für die Störung.
„Ach, kein Problem! Nette und hilfsbereite Leute findet man auch nicht mehr oft heutzutage. Wieso kommst du nicht noch mit rein? Es muss dir doch unfassbar kalt sein bei diesem Wetter in so später Stunde!“
Ich zögerte für einen Moment. Eigentlich wollte ich nur nach Hause, da es schon spät war. Außerdem war ich ein eher schüchterner Mensch und konnte mit Fremden nur sehr schlecht umgehen. Der alte Mann tat mir aber etwas leid. Wahrscheinlich hatte er sonst niemanden zum reden. Ich sagte ihm zu und als er das hörte funkelten seine Augen noch mehr.
Er führte mich hinein.
Als wir in einer Art Privatbibliothek ankamen zeigte er auf einen Sessel und sagte mir, dass ich es mir doch gemütlich machen solle.
„Ich geh solange das Fenster schließen. Ich danke ihnen nochmals für den Tipp.“, sagte er, bevor er mich für einige Minuten alleine lies.
In der Zeit alleine schaute ich mich in Ruhe um.
In dem Raum standen zwei sehr große Regale voll mit Büchern. Die meisten davon waren Sachbücher über den Geist des Menschen und den Körper. Dazwischen versteckten sich aber auch vereinzelt bekannte Romane. An der einen Wand hingen dann auch noch mehrere Auszeichnungen für wissenschaftliche Erfolge.
Neben dem erstaunlich gemütlichen Sessel in dem ich saß, stand ein kleiner Tisch mit einem Glas, dass vermutlich ausgetrunken wurde. Nur noch einige Eiswürfel lagen nackt darin. Mir direkt gegenüber stand ein zweiter Sessel, der wohl für den Fall da war, dass Besuch kommt.
Der alte Hausbesitzer kam zurück und setzte sich auf eben jenen zweiten Sessel.
„So das Fenster ist nun geschlossen“,sagte er.
„Sind sie Wissenschaftler oder Arzt oder so?“
Ich deutete auf die Auszeichnungen an der Wand.
„Ich war Arzt und ich habe viel Zeit damit verbracht... Eh ich meine, verbringe viel Zeit damit über gewisse Themen nachzudenken und zu erforschen.“
„Um welche Themen handelt es sich?“
„Den menschlichen Geist und besonders die Seele.“
„Interessant.“
Er lehnte sich nach vorne und stützte sich mit den Ellenbogen auf seinen Knien ab. Er sah mir direkt in die Augen.
„Die Augen eines Menschen verraten viel über seine Seele. Sie geben einen Einblick in sein tiefstes Inneres.“
Seine Worte hatten einen beängstigenden Unterton und ich war für einige Momente extrem eingeschüchtert. Es waren nicht die Worte an sich, sondern die Art wie er es sagte, die mich so verängstigten.
Für einige Augenblicke sagte keiner von uns mehr etwas, Stille. Man hörte nur den Wind an den Mauern des Hauses vorbeiziehen.
Ich fand die Situation äußerst unangenehm und spielte mit dem Gedanken mich zu verabschieden und zu gehen. Der ehemalige Arzt hatte aber wohl andere Pläne, stand mit einem lächeln auf und reichte mir die Hand. Er half mir hoch und sagte gleichzeitig: „Kommen sie, ich zeige ihnen meine Arbeit, damit sie ihre Wichtigkeit besser verstehen.“
Er führte mich eine Treppe hinunter in den Keller. Wir standen vor einer Tür. Er holte nach dem Türknauf aus, drehte sich aber nochmal um bevor er die Tür öffnete.
„Machen sie sich darauf gefasst, die wichtigste wissenschaftliche Arbeit dieses Jahrhunderts bestaunen zu dürfen!“
Er öffnete die Tür und schickte mich voran. Er drückte den Lichtschalter, der den kahlen Raum flackernd erhellte und das Schrecklichste preisgab.
Ich sah einige Menschen, ich glaube es waren drei, auf dem Boden liegen und sitzen. Alle waren geknebelt und trugen nur Unterwäsche. Den größten Schock bekam ich aber erst als sich einer zu der Geräuschquelle, uns, drehte. Seine Augen waren zugenäht. Das ganze wirkte recht unprofessionell, da es mit normaler Anglerschnur genäht war und die beiden geschlossenen Augen komplett geschwollen waren. Blut und Eiter tropfte aus Ritzen zwischen den Nähten.
Ich war geschockt.
Mein Herz konnte für kurze Zeit nicht schlagen und mein Körper war wie eingefroren. Bevor ich diesen zu Taten zwingen konnte hörte ich den Mann die Tür schließen. Kurz darauf ging das Licht aus.
Ich hämmerte gegen die Tür und schrie, gab aber auf. Wer hätte mich schon retten sollen? Hören konnte mich nur der alte, geisteskranke Arzt...
Ich bemerkte, dass der Raum doch noch recht hell war, dafür dass das Licht aus war.
Ich schaute mich kurz um und bemerkte ein sehr hochgelegenes Fenster, das Fenster, dass wegen mir geschlossen wurde, unser einziger Fluchtweg...

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Anna Rösing am 12.02.2018:

Gute und spannende Geschichte

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