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geschrieben von henny.
Veröffentlicht: 06.01.2018. Rubrik: Unsortiert


Heimweg

Die Kotze schwoll aus allen Öffnungen auf das Sofa der Gastgeberin. Vermutlich hätte ich nicht 800mg Ibuprofen zu mir nehmen sollen, bevor ich den Kasten Bier trank. Andererseits - so war meine Logik - hätte das Bier nach der Weisheitszahn-Operation ohne das Schmerzmittel nur halb so gut geschmeckt. In dem Moment, als es mich überkam, schien meine Leber beschäftigter als sonst gewesen zu sein. Dass sie am nächsten Tag stechen sollte, ist zwar ein Klassiker, aber dieses Ziehen erinnerte mich an den Tag in Hamburg, als ich einen Stich abbekommen hatte.
Ich konnte mich glücklicherweise noch an der Armlehne festhalten, auf der vor einer Sekunde noch eine hübsche Minderjährige saß. Mein parthenophiler Kumpel war außer sich, dass ich ihm die Tour vermasselt hatte. Sie wurde nämlich von der gelben Bratze getroffen und rannte sofort nach Hause, um sich zu duschen und hatte natürlich vergessen zu sagen, auf welche Schule sie geht, damit mein Kumpel sie am Montag in seinem geliehenen Wagen abholen konnte.
Der Suff quoll mir immer noch aus dem Rachen und würde ich nicht auf Fesselspiele stehen, hätte es mir weniger Spaß gemacht nicht atmen zu können. Als ich fertig war, wischte ich die Sabber ab und nahm noch einen Schluck von meinem Pils. Immerhin kam das gerade erst aus dem Kühlschrank und gutes Bier verschwendet man nicht. Irgendwie war mir klar, dass die Party jetzt für mich vorbei sein sollte. Ich nahm mir ein Paar Schuhe, das ungefähr meine Größe haben musste und machte mich auf den Weg.
Ich sah den Nachtbus gerade wegfahren und brüllte dem Penner hinterher, aber das half nichts. Glücklicherweise war neben der Bushaltestelle eine verrauchte Nazikneipe, die noch geöffnet war. Eigentlich hänge ich nie mit Nazis rum, aber es war arschkalt und möglicherweise konnte ich mir ein paar Kippen schnorren. Ich ging an den Tresen, klopfte zweimal kräftig, bestellte ein Bier und ging erstmal genüsslich kotzen. Als ich wieder zurück kam, stand da ein Blondes auf meinem Platz. Der Stiernacken auf dem benachbarten Barhocker grunzte mich an: „Wie siehst’n du aus? Auf’s Maul bekomm’?“
„Nee.“ sagte ich. „Weisheitszähne.“
„Und dann säufste?“ fragte die Glatze ungläubig.
„Klar. Man soll in den ersten Tagen doch nur Flüssignahrung zu sich nehmen.“

Wie das bei Nazis so ist, leuchtete ihm die Logik ein. Er bot mir eine Zigarette an und fragte nach meinem Namen.
   
„Olf.“ sagte ich.
„Olf? So'n Name für so’n junget Jemüse?“
„Nee, mein Name is Flo, aber Olf ist ein Anagram.“

„Een wat?“
„Anagram. Wie’n Zahlndreher, nur mit Buchstaben. Weeßte, wat ick mein?“
Ich fing zu Berlinern an, was ich aber nicht gut kann. Das passiert mir nur im Suff.

„Und wo kommste her, Olf? Von der Fete da drüben?“
„Ja, die is’ aber nich’ so dolle, die einzige Heiße ist abgehauen.“

„Kenn ick. So is dit och mit meener Ex-Frau.
“
Ich tat so, als würde mich das Leben eines anderen Menschen interessieren und ließ mir Bier ausgeben, bis die Sonne schien. Als mein fünftes Bier leer war, sagte ich, ich muss mal kurz pissen und ging geradewegs zur Tür und ließ mich von der Sonne blenden.
Draußen suchte ich nach einem Fahrrad. Da war ein City-Rad mit einem Bügelschloss, dass ich mit meinem Wagenheber aushebelte. Beim ersten Versuch aufzusteigen fiel ich um und musste darüber lachen.
Um diese Uhrzeit waren noch nicht so viele Autos auf dem Autobahnzubringer unterwegs, den ich als Abkürzung nahm. Als ich von der Autobahn runter war und die halbe Strecke geschafft hatte, musste ich wieder pissen und wollte in das Gebüsch. Ich musste mit den Füßen anhalten, weil die Bremsen kaputt waren, was ich aber erst feststellte, als ich in einen Kombi gerammt bin. Die Wunde desinfizierte ich mit dem Not-Wodka aus dem Flachmann. Zum Glück kam im nächsten Moment der Nachtbus.

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