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geschrieben 2021 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 20.03.2021. Rubrik: Fantastisches


(A1) Der violette Dampf

Ich falle schon seit Äonen, und es ist noch immer kein Ende in Sicht.

Es war unerträglich. Die Luft roch nach Salz und Schwefel, wie ein Schrei aus der Finsternis. Henning stapfte die Treppen hinunter.
Ein Gesang trillerte in seinen Ohren. Der leise Klang einer Orgel zuckte durch die Luft. Er hatte es mit Kultisten zu tun, das wusste er! Alte Männer in langen roten Roben, die ihre Zeit mit der Anbetung von irgendwelchen blasphemischen Göttern und Dämonen vergeudeten. Er stellte die Fackel auf dem Boden ab und zog sein Schwert, legte seine Hand auf den Türgriff und öffnete. Er stand auf einer Tribüne, von dort konnte er auf die eigentliche Bühne sehen, auf der sich vier Personen um eine Orgel versammelt hatten. Ein weiterer Mann spielte.
Und ein sechster war an einen Tisch gefesselt.
Blasphemie gegen Tenrir wurde mit dem Tode bestraft. Das war der Befehl … der Befehl des Kaisers.
Das Orgelspiel wurde schneller.
Henning fluchte. Irgendetwas geschah! Eine Wolke aus violettem Dampf stieß aus den Orgelflöten aus, schwirrte durch die Luft. Die Kultisten jubelten. Der Orgelspieler stand auf, »Komm zu uns!« Rief er.
Der gefesselte Mann wandte sich und schrie. Der Rauch näherte sich ihm, zog über seinen Kopf … und hielt ab.
Henning biss sich auf die Unterlippe. Was ging da vor sich?
Die Kultisten fluchten. »Was tust du? Der Körper, nimm ihn, du verfluchtes Vieh! Verdammt, irgendwas stimmt da nicht!«
Der Rauch zischte in die Höhe. Henning stieß einen dumpfen Schrei aus, doch er konnte nicht atmen. Der Rauch war auf ihn zugeschossen, unaufhaltbar und schneller als jeder Pfeil. Es brannte in seiner Lunge und auf der Haut, er zog sich in die Poren, den Rachen und die Nase.
»Wer ist der Kerl?« Schrien die Kultisten. »Das … verdammt!« Sie zogen Messer und stürmten die Treppen hinauf.
Henning sank auf seine Knie. Hustete. Was war das?
Der Rauch war verschwunden.
»Was tust du da?! Lauf!« Eine Stimme drang durch seinen Kopf. Er zuckte, im selben Moment erhob er sich auf die Beine und rannte. Zurück, die Treppen hinauf. Henning hörte die Rufe der Kultisten hinter sich. Er stürzte aus der Hütte hinaus, riss die Tür aus der Verankerung, rannte an seinem Pferd vorbei und in den Wald hinein. Henning rannte.

»Ruhig Blut. Du bringst mich noch um.«
Henning ließ sich mit einem Seufzen in den Schnee fallen. Er schloss die Augen und schlief ein. Es war ein langer, traumloser Schlaf.

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