Das Fesselkraut

Es war einmal an einem schönen Sommermorgen, da ertönte ein schrilles Geräusch in Lauras Zimmer. Ihr Wellensittich wollte, dass sie endlich aufwachte. Als der Blick der 10-Jährigen auf den Wecker wanderte, sprang sie erschrocken aus dem Bett. Sie hatte verschlafen!
Nach dem Mittag als ihre Schwester nicht da war, probierte sie etwas aus: Ob ihr Wellensittich rausfliegt, wenn sie das Käfig öffnet? Laura wagte es und öffnete den Käfig mit einem lauten Knarren. Schnell und flink flatterte der Vogel glücklich hinaus. Doch plötzlich geschah etwas Merkwürdiges: Der Vogel verwandelte sich in ein hübsches Mädchen. Laura wurde fast ohnmächtig. Doch das Mädchen fing sie geschickt vor dem Umfallen auf und erklärte ihr: «Ich bin etwas ganz Seltenes, darum will mich der Zauberer Hing Kong haben, für seine Macht. So hat er einen Fluch beschworen. Der Vogel, der über eine Minute verwandelt bleibt, wird mit seinem besten Freund zu ihm kommen. Übrigens ich heisse Lily.» Doch es war schon zu spät. Als Laura blinzelte, wechselte plötzlich das Bild vor ihren Augen. Die beiden sassen gefesselt in einem düsteren Saal. Schluchzend flüsterte Lily ihr ins Ohr: «Ich bin schuld! Ich habe uns das eingebrockt!» Nun stiegen auch Tränen in Lauras Augen. Würde sie dann ihre Schwester und ihre Eltern je wiedersehen? Doch eine Stunde später stockte Lily: «Ich habe eine Idee! Ich muss mich einfach zurück verwandeln und das befreiende Fesselkraut holen, denn das Fesselkraut zerstört alle dunklen Kräfte. Wenn der Verursacher der dunklen Kräfte mit dem Kraut in Berührung kommt, wird er und seine Mächte zerstört. So könnten wir uns retten!» Laura stimmte ihr zu. «Ausserdem hat der Zauberer gerne Tee. Du könntest Pläne schmieden, wie das Fesselkraut mit ihm in Berührung kommen könnte!» Nun begann Lilys merkwürdige Verwandlung erneut. Als Lily wieder so flink und schwerlos losflatterte, begann Laura sich zu überlegen, wie der Zauberer Hing Kong mit dem Kraut in Berührung kommen könnte. «Tee und Kraut... … Ich hab’s! Wir könnten doch das Kraut dem Tee beimischen!» Unterdessen suchte Lily das Fesselkraut eifrig, doch immer war es ein anderes Kraut! Lily wurde fast wahnsinnig! Auf einmal fiel ihr ein Kraut auf, und diesmal war sie sich sicher, dass es das Richtige war. Als sie es gepflückt hatte, folg sie schnell sie konnte. Lily kam gerade rechtzeitig, denn Zauberer Hing Kong machte im nächsten Moment gerade die Tür auf, als Lily sich im letzten Augenblick wieder zurück verwandelte. «Hahaha, da haben wir doch eine grosse Beute!», johlte der Zauberer. Die Fesseln schlangen sich von ihnen los. «Hopp, hopp, los und macht mir einen Tee!», fuhr er fort. Lily sah Laura an. Laura nickte. Nun gingen sie in die Küche des Zauberers und kochten Wasser. Ausser der Pfefferminze mischten sie nur noch ein bisschen von diesem Kraut hinein. Sie servierten ihn ihm. Als er den ersten Schluck davon nahm, fielen Laura und Lily die Augen zu. Sie fanden sich ganz genau wieder in Lauras Zimmer. Doch es war hell, es müsste doch schon über Mitternacht sein! Vielleicht ist schon ein Tag vorbei?
Plötzlich hörte sie ihre Mutter die Treppe hinaufsteigen. «Nanu, was hast du denn da für eine neue Freundin?», fragte sie. Laura antwortete: «Das ist Lily. Und ab jetzt meine beste Freundin.» Laura und Lily grinsten sich an. Von da an verwandelte sich Lily regelmässig und sie blieben für immer Freundinnen bis ans Ende ihres Lebens.

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