Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
1xhab ich gern gelesen
Diese Geschichte ist auch als .pdf Dokument verfügbar.
geschrieben von As'a hel.
Veröffentlicht: 28.04.2022. Rubrik: Unsortiert


Das Treffen

Eine Stadt. Häuserschluchten.
Seit 12 Uhr verkehren mehr Passanten, Handwerker und Lieferanten als üblich in der Nähe eines bestimmten Wohnblocks. Um 15 Uhr wird die Straße zum Wohnblock wegen Kanalarbeiten gesperrt, Polizisten sichern die Umgebung und Bauarbeiter verschwinden im Untergrund. Um 17.45 Uhr treffen sich zwei Ehepaare vor dem Eingang des Wohnblocks und prüfen mit ihren Blicken aufmerksam die nähere Umgebung. Um 18 Uhr hält ein unscheinbarer, aber robust wirkender Lieferwagen einer Baufirma vor dem Eingang. Ein großer Mann im Anzug und ein Mann in Durchschnittskleidung steigen aus dem Fahrzeug und gehen zum Eingang. Ein Ehepaar öffnet die Tür und geht voran, das zweite Ehepaar folgt den beiden Männern. Sie gehen bis zu einer Wohnungstür, diese wird von innen geöffnet und die beiden Männer gehen hinein. In der Wohnung ist ein drittes Ehepaar, das jetzt hinausgeht, die Tür schließt und sich mit den beiden anderen Ehepaaren in den Gängen und im Stiegenhaus verteilt.
Die Wohnung ist sehr klein. Bei den Fenstern stehen ein Tisch und drei Stühle. Mit dem Rücken zum abendlichen Licht steht der Gastgeber, mit einer Geste lädt er zum Hinsetzen ein.

Mann im Anzug: Sie wissen, wer ich bin?

Gastgeber: Noch nicht ganz.

MiA : Haben Sie eine Vorstellung davon, wie aufwendig es ist, sich hier in ihrer Wohnung zu treffen?

G (sieht zum Mann in Durchschnittskleidung): Manchmal kommt der Berg zum Propheten.

MiA: Ihre Schriften mögen von der Öffentlichkeit unbeachtet sein, doch Sie haben das Interesse von einflussreichen Leuten geweckt. Ich spreche im Namen dieser Leute.

G (schweigt)

MiA: Ich darf ihnen im Namen des Staates für ihre Verdienste danken.

G (ablehnend): Bitte.

MiA: Wir hoffen, mit ihnen einen fruchtbaren Dialog führen zu können, zum Wohle des Volkes.

G (ablehnend): Bitte.

MiA: Ich verstehe nicht.

G: Ich diene der Wahrheit. Wenn wir nicht offen reden, verschwenden wir nur unsere Zeit.

MiA: Die Entwicklungen in der Welt sind besorgniserregend. Die Staatengemeinschaft braucht fähige Menschen, die Antworten haben - Menschen wie Sie.

G: Wenn du meine Schriften kennst, dann kennst du auch die Antwort.

MiA: Die Wiederkunft? Wollen Sie sagen, dass ein Mann auf einem Pferd vom Himmel auf die Erde reitet?

G: Gott ist Geist und Wahrheit, und genauso offenbart er sich.
Die Wiederkunft findet in den gläubigen Menschen statt.

MiA: Wann?

G: Es ist nicht unsere Sache Tage und Stunden zu wissen.

MiA: Was sollen wir tun?

G: Glaubt an Gott und tut von Herzen Buße, vermeidet das Böse in jedweder Form und glaubt mit ganzem Herzen an die Erlösung durch Christus.

MiA: Das wird die Weltgemeinschaft niemals akzeptieren.

G: Überlasst die Entscheidung jedem einzelnen Menschen.

(kurzes Schweigen)

MiA: Können Sie sich vorstellen, Botschafter für die Vereinten Nationen zu sein?

G: (ablehnend) Bitte.

MiA: Das Schicksal der Menschheit steht auf dem...

Mann in Durchschnittskleidung (freundlich): Es ist gut, Johann.

Der Mann im Anzug steht auf, entfernt sich einige Meter vom Tisch, verschränkt die Hände über seinem Unterbauch und senkt den Blick.

Mann in Durchschnittskleidung: Verzeihen Sie das Schauspiel, ich wollte sicher sein, dass ich nicht meine Zeit vergeude. Sie wissen, wer ich bin?

Gastgeber: Ein Sünder mit großer Macht.

MiD: Ich bin Vorsitzender des Weltrates. In diesem inoffiziellen Rat sind die einflussreichsten Interessengruppen der Erde vertreten. Ich bin zugleich Anführer der stimmenstärksten Gruppe. Wir leiten die Geschicke der Welt seit Jahrhunderten, möglicherweise länger. Die Ziele der Gruppen sind sehr verschieden, doch sie sind zu mächtig, als dass sie sich offen bekämpfen könnten.

G: Danke.

MiD: Wofür?

G: Für die Wahrheit.

MiD: Ich weiß, dass Sie geistig wach sind und zu den wenigen Menschen gehören, welche die Dinge sehen können, wie sie sind. Außerdem scheinen Sie frei von Geltungsdrang und Gier zu sein. Diese Kombination ist selten, aber was Sie für mich einzigartig macht, sind ihre Kenntnisse über das Unsichtbare.

G: Du glaubst an Gott!

MiD: Es ist für mich unmöglich, die Welt objektiv zu betrachten und nicht an Gott zu glauben. Es mag Sie überraschen, doch die meisten Mitglieder des Weltrates sind tief gläubig, allerdings sind die Gottesvorstellungen extrem unterschiedlich.

G: Glaubst du an den Teufel?

MiD: Ja, doch ich bezweifle, dass wir dasselbe darunter verstehen. Ich denke, dass der Teufel ein Gegenspieler Gottes ist, aber ich bin unsicher, ob die beiden gleich stark sind. Wenn ich der Logik folge, dann ist der Teufel entweder deutlich schwächer als Gott oder er verfolgt eine Strategie, die ich nicht begreife.

G: Wie stehen die Mitglieder des Rates zum Teufel?

MiD: Verschieden. Eine Interessengruppe verehrt ihn als Gott. Lange Zeit hielt ich das für eine Folge von Größenwahn durch Macht, aber die Wurzel liegt tiefer. Meine daraus entstandene Verunsicherung ist ein Grund, warum ich mit ihnen spreche. Was ist der Teufel?

G: Die Lüge. Der Teufel ist ein mächtiger Engel, der durch Neid und Stolz von der Wahrheit abgefallen ist und zum Ursprung der Lüge wurde. Gott ist allmächtig. Alles ist von, durch und für Gott. Der Allmächtige gibt dem Teufel für diese Weltzeit Raum, damit der Mensch sich frei entscheiden kann. Denn nur im Widerstreit von Wahrheit und Lüge, von Gottesfurcht und Selbstgefälligkeit hat der Mensch die freie Wahl. Gäbe es die Lüge nicht, dann könnte ich mich nicht freiwillig für Gott entscheiden und ich könnte nie ein mündiger Gottessohn sein.

MiD: Ist der Teufel das Böse?

G: Einfach gesagt, ja. Doch Gutes oder Böses entsteht aus dem Menschen durch die Liebe zur Wahrheit oder die Liebe zur Lüge. Am Ende der Zeit wird der Teufel handlungsunfähig und die Menschen werden nicht mehr verführt und betrogen, aber der Sieg über das Böse ist die Herrschaft über die eigenen Begierden durch Gottvertrauen, also Glauben.

MiD: Aus eigener Kraft kann ich meine Begierden nicht beherrschen?

G: Nein, der Griff des Teufels ist zu stark. Wir brauchen die Gnade Gottes, also Christus.

MiD: Wenn Gott dem Teufel Raum gibt, ist dann der Sündenfall von Gott geplant?

G: Nein. Gott gab dem Menschen, Adam, Raum zur Buße und zur Umkehr, aber der Mensch lehnte ab. Adam erfasste nicht, was Gerechtigkeit ist. Gerechtigkeit bedeutet absolute Wiedergutmachung, im Falle Adams wäre das die Buße gewesen. Hätte Gott ohne Wiedergutmachung vergeben, hätte er sich entheiligt und die Schöpfung wäre verloren. Denn die Grundlage von allem, was ist, sind Wahrheit und Gerechtigkeit, also Christus.

MiD: Gut und Böse dürfen nicht vermischt werden!

G: Genau. Wir sehen an den Gräueln der Menschen, wohin der kleine Ungehorsam Adams führt. Der Geist des Bösen, der Teufel, wusste präzise, was er in Eden tat. Als er den Menschen erfolgreich zum Ungehorsam verführte, konnte er Wohnung im Menschen nehmen und wurde durch die Nachkommen Adams zum Gott der Welt.

MiD: Und Christus ist die Lösung?

G: Ja, und zwar die einzige, die es gibt. Denn nur Christus ist ohne Sünde und wurde deshalb eins mit dem Gesetz, er ist die Vollendung der Gerechtigkeit. Alle anderen Menschen sind mit dem Bösen vermischt und können vor dem Heiligen keine absolute Wiedergutmachung leisten.

MiD: Ist Christus Gott oder Mensch?

G: Christus ist Gott als Mensch. Er ist ganz Mensch mit allen Schwächen, aber ohne der Sünde zu erliegen. Er widersteht der Sünde durch festen Glauben. Einfach gesagt: Jesus ist nicht Gott, aber vor und nach seiner Fleischwerdung ist er der Allmächtige.

MiD: Und wenn ich an das Opfer und die Auferstehung Christi glaube, dann habe ich ewiges Leben?

G: Ja, doch Glaube bedeutet zu sein wie Christus. Wir geben die Liebe zum Irdischen auf und lieben mit ganzem Herzen das Gute, also Gott. Aber das geht nicht aus eigener Kraft, deshalb beten wir: Vater, dein Wille geschehe!

MiD: Und wie kann ich die falschen Christusse vom richtigen unterscheiden?

G: Durch Glauben. Wer aufrichtig glaubt, empfängt den Geist Gottes. Durch Halten der Gebote und durch Beten wächst unser Glaube und wir geben dem Geist Gottes mehr und mehr Raum in uns. Der Geist ist die Wahrheit und wenn mein Glaube fest ist, sehe ich alles ungetrübt.

MiD: Wozu beten, wenn Gott allmächtig ist?

G: Beten ist Beziehungspflege. Wenn du und Johann nicht offen miteinander redet, dann werdet ihr ein schlechtes Team sein. Außerdem erhalten wir durch Beten Kraft von oben, und durch ungeheucheltes Bitten kann Großes geschehen, weil Gott Liebe ist und Liebe gibt.

(Der Mann im Anzug berührt sanft einen Oberarm des Vorsitzenden)

Vorsitzender: Danke für ihre Zeit. Haben Sie fragen, bevor ich gehe?

Gastgeber: Nein.

V: Die Weltkriege, Flache Erde, Terror, Transgender?

G: Du weißt mit welchen Themen ich mich vor Jahren befasst habe.

V: Natürlich.

G: Ich kenne die Antworten. Die Welt ist ein Theater und das Leben ist eine griechische Tragödie. Ich bin ein Statist und ihr spielt die Halbgötter. Eure Blitze und Donner sind Geld und Medien. Und eure göttliche Kraft ist die Lüge.

V: Die meisten Menschen sind selbstsüchtig und denken nicht selbstständig, und Unmündigen kann man keine umfassende Freiheit gewähren.

G: Und wer erzieht sie zur Unmündigkeit?

V: Die Geschichte lehrt uns, dass der Mensch Führung braucht, sonst bricht das Chaos aus.

G: Besser ein friedlicher Unmündiger als ein gewalttätiger Wissender.

V: Exakt. Dabei ist die Illusion von Freiheit entscheidend, denn ein Unfreier, der denkt selbstbestimmt zu sein, bleibt friedlich und produktiv.

G: Die Illusion von Freiheit ist für wache Menschen unerträglich.

V: Ich weiß, es ist eine Schande, dass gute Menschen seelisch zerstört werden, sobald sie die unsichtbaren Ketten erkennen. Aber die wertvollste Ressource der Erde ist und bleibt der Mensch. Mehr Freiheit ist keine Option, denn Wohlstand und Fortschritt würden leiden und die Folge wäre Stagnation, ein dunkles Zeitalter.

G: Der Mensch braucht tatsächlich Führung, doch wenn Blinde die Blinden führen, kommen alle um.

V: Was denkst du, warum ich offen rede? Um mein Herz auszuschütten?

G: Dann war das Angebot von Johann ernst gemeint?

V: Ich brauche keine weiteren Darsteller, die ich mit Posten versehen und vor Kameras stellen kann und ich brauche auch keine Propheten, die sich selbst gerne reden hören. Ich suche Menschen, die sich von den Lügen nicht in Agonie stürzen lassen und die ihre Zeit nicht mit der Jagd nach Vergänglichem vergeuden. Ich suche Gleichgestellte, die den gottgegebenen Blick für das große Ganze haben, damit wir gemeinsam für das Wohl der Menschheit arbeiten.
Die wenigen Erwachten mögen uns für Abschaum halten und ich leugne nicht, dass in den Korridoren der Macht die Psychopathie verbreitet ist und ich leugne ebenfalls nicht, dass sich einige Mitglieder des Weltrates wie Monster verhalten, doch die meisten von uns arbeiten für das Wohl der Allgemeinheit. Wir sind Menschen und keine Götter, und wir müssen die Umstände nehmen, wie sie sind. Die Wahrheit ist, dass die Menschheit geistig-sittlich im rasanten Niedergang ist. Die Folgen sind Dummheit und Unmoral, und das wiederum macht offene Aggression zwischen den Interessengruppen möglich.

G: Die Lügen der Vergangenheit holen euch ein.

V: Nicht direkt, denn unsere Propaganda ist übermächtig. Doch indirekt, ja, weil die Lügen so groß sind, dass wir keinen Raum haben, um die Gesellschaft geistig-sittlich zu erneuern, denn Erneuerung braucht Wahrheit und Freiheit. Mächtige verzichten nie freiwillig auf Macht und befreite Sklaven rufen immer nach Blut, deshalb bleibt uns nur die Flucht nach vorne: stille Beschneidung der Freiheit und gelenktes Denken der Menschen.

G: Ein Teufelskreis.

V: So ist es. Tatsächlich sind wir Opfer unseres Erfolgs, denn wir haben alle Kernziele erreicht. Wir steuern durch Bildung und Medien das Denken und Empfinden der Menschen, wir haben alle Ressourcen, beherrschen alle Machtstrukturen und wir haben keine ernstzunehmenden Feinde. Und da wir beide wissen, dass der Mensch nie zu den Sternen reisen wird, ist die unausweichliche Folge der Niedergang. Schon jetzt ist die Dekadenz im Rat offenkundig und wenn wir fallen, fällt alles andere mit uns.

G: Es gibt einen Ausweg und in deinem Herzen kennst du ihn schon - Wahrheit!

V: Was erwartest du? Soll ich Politik, Religion und Wissenschaft sagen lassen, dass die Welt auf Lügen erbaut ist? Sollen die Medien 24 Stunden am Tag das Evangelium verkünden? Du weißt doch, dass in kurzer Zeit die Rohlinge und Scharlatane die Oberhand hätten.

G: Die Dinge sind, wie sie sein sollen. Die Kerze strahlt am hellsten, wenn die Finsternis am größten ist. Gott erweckt sich Diener. Diese Diener sind listig und verständig, und sie bereiten den Weg, damit die Wahrheit darauf gehen kann.

(kurzes Schweigen)

Vorsitzender: Werden wir uns wiedersehen?

Gastgeber: Ich könnte es nicht verhindern. Die Frage ist, ob wir etwas Gemeinsames finden, worüber wir reden können.

V: Ich will mich bemühen, dass es etwas gibt.

G: Gott segne euch.

Die Gäste gehen aus dem Haus, steigen in einen unscheinbaren Pkw und verlassen den Ort. Die Kanalarbeiten sind abgeschlossen und die Bauarbeiter, Polizisten, Ehepaare, Passanten, Handwerker und Lieferanten entfernen sich.

Zwei Wochen später veröffentlicht ein namhaftes Institut eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung, die in den weltweiten Medien aufgeregt, aber wohlwollend präsentiert und diskutiert wird. Laut dieser Untersuchung kann das Lesen und Studieren des Neuen Testaments erheblich die Lebensqualität verbessern. Zur Überraschung der Experten reagieren die nichtchristlichen Religionen äußerst milde und erklären einhellig: Im Sinne des friedlichen Miteinanders wollen wir auf das Verbindende schauen und nicht auf das Trennende.

Kurz darauf wird in den Vereinten Nationen in Rekordzeit ein Beschluss verabschiedet, der eine Initiative vorsieht zur Förderung der geistigen Gesundheit in den weltweiten Bildungseinrichtungen. Demnach wird jedem Erdenbürger dringend empfohlen, das Neue Testament ohne Fremdbeeinflussung zu lesen und zu studieren.

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Fürchte dich nicht!
Brief an die Braut
Freiheit der Kunst
Matthäus 7:14
Lukas 18:9-14