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geschrieben von Bernhard Montua.
Veröffentlicht: 28.11.2022. Rubrik: Unsortiert


Der Tag an dem die kleine Wolke vom Himmelfiel

Der Tag, an dem die kleine Wolke
vom Himmel fiel.
von
Bernhard Montua

Die Leute aus dem Dorf, hatten ihn Kato getauft, was so viel bedeutete, wie kleiner Baum. Kato hatte aufgehört auf zu wachsen, als er zwölf Jahre alt war und er erreichte, wenn er sich sehr lang machte, die Größe der Ziegen, die im Dorf herumliefen. Er war zufrieden mit seinem Namen, es hätte schlimmer kommen können. Nun war Kato für die üblichen Aufgaben der Männer im Dorf, also Krieger und Jäger, auf Grund einer Größe nicht geeignet. So hatte der Rat der Alten beschlossen, ihn als Lehrling in die Hände des alten und weisen Medizinmannes Sambo geben. Kato hatte einen wachen Geist und er lernte schnell die Kräuter und Wurzeln, aus denen der Medizinmann sein Salben und heilenden Getränke herstellte, zu unterscheiden und merkte sich die geheimen Stellen im großen Wald, wo diese Zutaten zu finden waren. Dieser Teil seiner Ausbildung dauerte drei Jahre, dann war es so weit den nächsten, viel wichtigeren Teil, zu erlernen. Der alte Medizinmann Sambo, nahm ihn eines Morgen mit, an einen heiligen Ort, der tief im Wald verborgen war. Sie erreichten eine kreisrunde Lichtung, die von sieben riesigen alten Bäumen umgeben war. Sambo setzte sich auf einen Stein, der sich im Zentrum der Lichtung befand und winkte Kato zu, er möge sich zu ihm setzen. Sie saßen lange still nebeneinander und lauschten den Geräuschen des Waldes, die aber merkwürdigerweise, immer leiser und leiser wurden, um dann ganz zu verstummen. Kato hatte noch nie eine solche Stille erlebt und er begann sich zu fürchten. Sambo legte seine alte hagere Hand, die an eine Vogelklaue erinnerte, auf seinen Arm und flüstere: Du brauchst dich nicht zu fürchten. Dann stand er auf, breitete seine dünnen Arme aus und begann mit einer tiefen Stimme, einen monotonen Gesang. Nach und nach, fast unmerklich, fing Sambo an zu tanzen. Seine Bewegungen waren zu Beginn ungelenk und langsam, wurden dann aber schneller und rhythmischer, bis er in einen wilden, zuckenden Tanz verfiel. Kato saß auf dem Stein und schaute stumm und mit offenem Mund der Zeremonie zu. Sambo zuckte und schrie, als wenn er große Schmerzen erleiden würde, bis er von einer Sekunde auf die andere, wie vom Blitz getroffen zusammen brach. Kato sprang auf und eilte, voller Sorge, zu dem zusammen gesunkenen Sambo und beugte sich zu dem am Boden liegenden Mann. Er rief: „Tasching, was Meister bedeutet, geht es dir gut“. Er sah in das zerfurchte Gesicht, über das der Schweiß in Strömen lief und sah ein glückliches Lächeln, in den alten Augen von Sambo, als er erschöpft flüsterte: Die Geister der sieben Bäume, haben dich als meinen Nachfolger akzeptiert. Von diesem Tag an, wurde Kato in die Geheimnisse der großen Magie eingeweiht. Er lernte die Tänze und Gesänge, mit denen man versuchte den Regen zum Kommen oder Gehen zu bewegen und wie man aus den Knochen der Hühner, wenn man sie wie Würfel in eine Tonschale warf, die Zukunft erahnen konnte. Er wusste, wie man sich gegen die Macht der bösen Geister schützte. All das, lernte er von dem alten Sambo.
Dann kam der Morgen, als Kato mit frischem Wasser vom Fluss, zu Sambo in die Hütte kam und seinen geliebten Tasching, leblos am Boden liegend fand. In seiner geöffneten Hand, lag der getrocknete Kopf der großen Schlange, dass Zeichen seiner Würde als Medizinmann. In den Augen der Schlange glitzerten zwei rote Steine und Kato hatte das Gefühl, sie würden ihn anschauen. Ehrfürchtig nahm er den Schlangenkopf an sich und ging ins Dorf, um den Tod des großen Tasching zu verkünden. Die Leute aus dem Dorf trauerten sehr, denn viele von ihnen verdankten Sambo ihre Gesundheit und einige, sogar ihr Leben. Er wurde mit allen Ehren am Flussufer verbrannt. Kato musste, als neuer Medizinmann, die Zeremonien leiten und er machte es, wenn man bedenkt, dass er es zum ersten Mal machte und sehr aufgeregt und nervös war, sehr gut. Danach begann für ihn der Alltag als Medizinmann. Er versorgte Wunden, mixte Salben und Getränke, für alle Unbilden des Lebens. Er wurde geliebt und respektiert, von den Leuten in seinem Dorf und sogar die Bewohner der Nachbardörfer kamen, um ihn um Rat zu fragen.
Kato hatte nun schon achtzehnmal den Sonnenwechsel erlebt und die Sehnsucht nach einer Gefährtin, wurde stärker und stärker in ihm. Aber keine der Mädchen im Dorf, sahen Kato als einen Kandidaten, für die Rolle als ihren Ehemann, er war einfach zu klein. Da waren die großen starken Jäger und Krieger gefragt. Kato hatte sich in ein ganz besonderes Mädchen verliebt, ihr Name war Shana. Er beobachtete sie verstohlen, wenn sie bei den Tänzen zu ehren der Geister, wild und schön um das große Feuer tanzte. Shana spürte seine Blicke, sah aber durch ihn hindurch, als wenn er aus Luft wäre.
Der Tag, an dem Kato, Shana mit dem großen Jäger Tomtaba vermählen musste, war einer seiner traurigsten Tage, seines jungen Lebens. Es verging nicht einmal ein halbes Jahr, als Tomtaba von der Jagd nicht zurückkam. Das ganze Dorf suchte ihn und als sie ihn, an einen Baum gelehnt, endlich fanden, kam jede Hilfe zu spät. Ein Puma hatte ihn so schwer verletzt, dass er verblutet war. Der Puma lag neben ihm, mit der Lanze in der Brust, Tomtaba hatte seine Hand auf den Kopf des getöteten Pumas gelegt und war so mit Ihm zusammen, in das Reich der Ahnen gegangen. Sie verbrannten den Puma und Tomtaba zusammen und Kato veranstaltete eine ganz besondere Totenfeier für die Beiden. Er schämte sich für seine Gedanken dabei, denn er war froh, über den Tod von Tomtaba, eröffnete er doch die Möglichkeit, doch noch die schöne Shana für sich zu gewinnen. Er ließ Shana viel Zeit für ihre Trauer, aber nach Ablauf der Frist, an der die Trauer nach alter Sitte, enden musste, nahm er allen Mut zusammen und sprach Shana an. Er lobte ihr Schönheit in den blumigsten Worten und bat sie, nun ihn, den angesehen und nicht ohne Besitz seienden, Medizinmann Kato zum Gatten zu wählen. Shana sah belustigt auf Kato hinunter und sagte: Ich werde dich als meinen Gatten wählen, wenn du mir als Brautgeschenk eine Wolke vom Himmel holst. Sie hatte diesen Wunsch ausgesprochen, weil sie glaubte, Kato würde ihn nie erfüllen können. Sie drehte sich um, winkte Kato zu und rannte leichtfüßig davon. Kato war ratlos, aber immerhin, hatte Shana nicht grundsätzlich nein gesagt. Er hatte von Sambo die Geschichte der Wolken gehört und erinnerte sich nun daran.
Bevor der weise Alles Erschaffer, die Welt mit allen Pflanzen, Tieren, Flüssen und Bergen erdachte, waren die Wolken von der Erde nicht getrennt. Erst als all die Dinge, die der Erschaffer erdachte, Platz auf der Erde brauchten, verbannte der Erschaffer die Wolken in den Himmel. Bis heute, sind die Wolken erbost über diese Trennung und senden Blitze, Donner und endlosen Regen auf die Erde. Aber oft versuchen sie auch die Dinge, die sie von soweit oben sehen, nachzuahmen. Meistens ist es ein Wolkenmeer, aber auch Tiere, wie Wolkenelefanten oder Tiger, kann man dann am Himmel beobachten, ja sogar menschliche Gesichter kann man entdecken. Manchmal sieht es so aus, wenn die Wolken sehr tief am Himmel hängen, sie könnten den Weg zurück auf die Erde schaffen oder wenn man einen weiten Blick hat, ist der Abstand zwischen den Wolken und der Erde, ganz am Ende, nur noch sehr klein.
All das wusste Kato, aber er hatte keine Idee, wie er eine Wolke dazu bringen könnte, für ihn herunter zukommen, sodass er sie Shana als Hochzeitsgeschenk überreichen könnte. Er stieg auf einen Berg, in der Nähe seines Dorfes und versuchte abzuschätzen, wie weit der Weg wohl sein würde, bis zu dem Ort, wo der Abstand zwischen Erde und Wolken so klein ist. Wenn er dort hingelangen würde, könnte er vielleicht ein Wolke vom Himmel von Himmel ziehen und sie mit in sein Dorf nehmen, überlegte er. Als er aber dann vom Gipfel des Berges, den dünnen Strich am Ende des Himmels sah, wusste er, der Weg würde sehr weit sein und würde Monate wenn nicht länger dauern und solange, durfte er das Dorf nicht alleine lassen. Er versuchte es, mit einer Mischung von Zaubersprüchen und Tänzen, was aber lange keinen Erfolg brachte. Es geschah am frühen Morgen, kurz nach dem Morgengebet. Er versuchte einen Sonnentanz mit einem Regentanz zu mischen und sang dabei Strophen aus dem Gesang für die Fruchtbarkeit. Er hüpfte, zuckte und sang aus vollem Halse, dabei streckte seine Arme einer kleinen Morgenwolke entgegen, die gefährlich nahe über den Baumwipfeln schwebte. Das sah von oben betrachtet, so komisch aus, was Kato da unter veranstaltete, dass die Wolke alle Vorsicht vergaß und noch näher den Baumwipfeln heran kam, sich darin verfing und mit einem leisen Plop, Kato vor die Füße viel. Kato war so überrascht und erschrocken, sodass er sich nicht zu bewegen wagte. Nach einer geraumen Weile, traute er sich die Wolke zu berühren. Er steckte seinen Zeigefinger der rechten Hand in die Wolke, sie fühlte sich feucht und schwabbellich an, so als wenn man in eine über reife Banane stechen würde. Kato hatte immer vermutet, dass sich einen Wolke wie eine Baumwollflocke anfühlen würde, aber sicher nicht, wie eine alte überreife Banane. Als er die erste Verblüffung überwunden hatte, schrien er lauthals: Ich habe eine Wolke, ich habe eine Wolke und Shana wird nun meine Frau. Er schrie immer noch, als er durch das Dorf lief und als er völlig außer Atem, die Hütte von Shana erreichte. Verblüfft schaute Shana aus der Hütte und sah den auf und ab hüpfenden Kato, der ihr zu rief: Ich habe die gewünschte Wolke für dich vom Himmel geholt, komm mit mir, ich werde sie dir zeigen. Er nahm Shana an die Hand und zog sie zu der Stelle, wo er die Wolke vom Himmel geholt hatte.
Shana war viel zu überrascht um sich zu wehren und so lief sie mit Kato zu der kleinen Wolke. Die Wolke lag einige Meter entfernt von der Stelle, an dem sie zu Boden gefallen war, denn sie hatte versucht, wieder zurück in den Himmel zu gelangen. Aber die Erdanziehung war zu stark und so lag sie völlig erschöpft, an einem Baum gelehnt und sah nun auch so aus, wie sie sich anfühlte, eben wie eine alte fleckig gelbe Banane. Shana schaute auf die kleine fleckige Wolke, schaute Kato an und rief: Bist du von den wilden Affen gebissen? Du zerrst mich hier in den Wald, um mir eine Wolke zu zeigen und nun stehe ich vor einem Haufen alter Spinnweben. Sie holte aus und schlug ihm ins Gesicht, drehte sich um und stampfte wütend zurück ins Dorf. Verzweifelt schaute Kato auf die immer unansehnlicher werdende Wolke und ihm standen vor Wut und Endtäuschung, die Tränen in den Augen. Er wollte sich voller Trauer auf den Weg zurück ins Dorf begeben, als er ein dünnes Stimmchen vernahm, das ganz eindeutig, aus der Wolke kam. Die zaghafte Stimme rief: Bitte hilf mir, wenn ich hier liegen bleibe, muss ich sterben. Erschrocken drehte sich Kato um und stierte verwundert und erschrocken, auf die kleine Wolke. Er rieb sich die Tränen aus den Augen und kniff sich in die Wange, aber die Stimme bettelte weiter um Hilfe. Zögerlich frage Kato, an die Wolke gewannt: „Wie könnte ich dir denn helfen“? Bring mich auf einen Berg und schupps mich in den Abgrund, dann kann ich zurück in den Himmel fliegen. Kato empfand Mitleid für die kleine Wolke, denn er fühlte seine Mitschuld, dass sie in dieser misslichen Lage war. Er bückte sich und versuchte die Wolke aufzuheben. Sie war groß, aber ziemlich leicht und Kato packte sich die Wolke auf die Schultern und ging langsam in Richtung der Berge. Es musste für einen Betrachter ein unheimlicher Anblick gewesen sein, wie eine Wolke mit Beinen durch den Dschungel stapfte, und wenn sie das dann Zuhause erzählt hätten, würde man sie für betrunken oder wahnsinnig halten. Sie brauchten viele Stunden bis sie den Gipfel erreichten. Umso höher sie kamen, umso leichter wurde die Wolke und das letzte Stück des Weges, zog sie Kato mit sich, zum Berggipfel. Oben angekommen, flüsterte die kleine Wolke: Und nun lass mich bitte fliegen. Kato stemmte die Wolke in die Höhe und schuppste sie, in die gähnende Tiefe. Die Wolke sackte zuerst viele Meter in die Tiefe, fing sich dann aber und schwebte wieder zum Berggipfel, auf dem Kato stand und fasziniert den Flugmanövern der kleinen Wolke zuschaute. Dann schwebte die Wolke, die nun wieder weiß und flockig, wie eine gesunde Wolke aussah, über seinen Kopf, und sagte: Ich stehe in deiner Schuld und werde dir dienen, wann immer du mich brauchst. Dann plusterte sie sich auf und wuchs und wuchs, bis sie eine riesige Wolke war, die den ganzen Himmel über Kato bedeckte. Sie sandte noch zwei kleine Blitze zum Abschied und schickte einen grummeligen Donner hinterher, dann schwebte sie langsam davon. Verwirrt, aber auch zufrieden, ging Kato langsam zurück zu seinem Dorf. Im Dorf lachten die Leute über die Sache mit der Wolke, den Shana hatte sie jedem erzählt, den sie getroffen hatte. Sie sagten lachend, unser armer kleiner Medizinmann, ist vor Liebeskummer ganz wirr im Kopf geworden. Traurig schlich Kato in seine Hütte, legte sich auf seine Matte und schlief sofort erschöpft ein.
Geweckt wurde er vom Lärm der im Dorf herrschte, er schaute verschlafen aus seiner Hütte und was da sah, konnte er zuerst gar nicht glauben, er dachte, dass er träumen würde. Da stand Shana, mitten auf dem großen Dorfplatz und über ihrem Kopf, schwebte eine große dunkle Wolke, die sie mit einem nicht endenden Regenschauer übergoss und wenn sie dem Regen zu entkommen versuchte, schwebte die Wolke hinter ihr her. Um Shana herum, schien die Sonne und es war völlig trocken. Erschrocken standen die Menschen aus dem Dorf im Kreis um die pitschnasse Shana. Als sie Kato durch den Regenschleier sah. Rief sie voller Verzweiflung: Kato hilf mir. Kato kam näher und schaute auf Shana hinter der Wand aus Wasser und sagte: Aber liebste Shana und hast dir doch eine Wolke als Brautgeschenk gewünscht, nun, hier ist deine Wolke, wann soll unsere Vermählung sein. Die umstehenden Bewohner hörten neugierig zu und warteten gespannt auf die Antwort von Shana. Die rief: Kato ich werde deine Frau und die Vermählung soll noch vor dem Mondwechsel sein, aber bitte rette mich vor dieser Wolke. Kato lächelte zufrieden, hob die Hand und blinzelte der Wolke dankbar zu, machte eine kleine wischende Bewegung und im gleichen Augenblick, hörte der Regen auf und die Wolke schwebte davon. Ein erstauntes und ehrfürchtiges Raunen ging durch die Zuschauermenge und die Bewunderung für Kato stieg ins unermessliche. Shana umarmte Kato, nass wie sie war, voller Dankbarkeit und sagte: Großer Kato ich habe dich schlecht behandelt, ich bereue das und werde versuchen, es wieder Gutzumachen. Kato stand stocksteif mit der triefend nassen Shana im Arm da und war glücklich. Die Hochzeitsfeier war ein großes Ereignis und die großen Trommeln riefen die Gäste von weither und sie kamen aus allen Himmelrichtung und brachten Geschenke für das Brautpaar, denn sie wollte sich gut stellen, mit dem berühmten Medizinmann Kato. Als dann am Abend das große Feuer brannte, standen Kato und Shana, wie es Tradition war, bekleidet mit den Blättern vom roten Baum, im Feuerschein. Der Älteste aus dem Dorf, nahm die Vermählung, in Vertretung von Kato vor. Er ritzte ihnen, die zwei sich kreuzenden Striche auf die Stirn, das Zeichen ihrer ewigen Verbundenheit. Der Schmerz und die Narben, sollten sie ein Leben lang, an ihr Versprechen erinnern, sich nur durch den Tod des Anderen voneinander zu trennen. Shana, die nun zwei Zeichen auf ihrer Stirn trug weinte. Kato zog sie zu sich herunter und küsste ihr die Tränen und das Blut, die ihr über das Gesicht liefen, fort. Dann wurde gefeiert. Sie tanzten, lachten und kauten getrocknete Pilze, die ihnen die schönsten Träume, aber auch am anderen Morgen, die heftigsten Kopfweh bescherten.
Die Verbindung zwischen Kato und Shana, wurde eine Glückliche, trotz des schwierigen Begins, oder vielleicht gerade deshalb. Shana gebar fünf Kinder, zwei Töchter und drei Söhne. Kato wurde mit Hilfe der dankbaren Wolke, ein berühmter Medizinmann. Er konnte mit einer Handbewegung, den Regen rufen oder stoppen, den Wind schweigen lassen oder einen mächtigen Sturm rufen. Er stieg oft auf den Berg und die Wolke kam und erzählte ihm die neusten Ereignisse aus einer Welt, die sehr weit entfernt war, von seinem Dorf. Es war an so einem Tag, als Kato wieder auf den Berg gestiegen war und als die Wolke kam, sah Kato schon von weitem, das etwas Besonderes geschehen war, denn die kleine Wolke hatte auf ihrer Wolkenstirn, deutliche Sorgenfalten. Sie erzählte Kato, dass sie riesige gelbe Tiere, mit runden Beinen gesehen hatte, die mit einem furchterregenden Gebrüll, den Wald fraßen. Auf diesen Tieren, saßen Menschen mit einer hellen Haut und die gelben Riesen, gehorchten den Männern, mit der hellen Haut. Die kleine Wolke sagte zu Kato: Ihr müsst euer Dorf verlassen, ich werde euch leiten, das ihr weit weg von hier eine neue Heimat finden könnt und lasst keinen von den Sonnensteinen zurück, denn die, begehren die Hellhäutigen noch vielmehr, als den Wald, die ihre gelben Monster fressen. Kato saß ganz still auf dem Gipfel des Berges und hatte das erste Mal in seinem Leben, Angst vor der Zukunft. Er dankte der Wolke, für die Warnung und für die angebotene Hilfe, dann stieg den Berg hinab. Als er wieder im Dorf angekommen war, rief er die Bewohner in die große Versammlungshütte und berichtete, was die Wolke ihm erzählt hatte. Wenn Kato nicht so ein berühmter und bewunderter Medizinmann gewesen wäre, die Leute hätten ihn ausgelacht und gesagt, dass er zu viele von seinen Traumpilzen gegessen habe. So aber, glaubten sie ihm und verbrannten ihre Hütten, nahmen ihre wenige Habe und die vielen Sonnensteine, die für die Menschen aus dem Dorf, keinen großen Wert hatten, sie fanden sie einfach nur schön und fertigten daraus Schmuck und Opfergaben, um die Geister des Waldes milde zu stimmen, dann folgten sie der kleinen Wolke, die ihnen den Weg wies. Sie fanden einen neuen Platz, viele Tagesmärsche von dem alten Dorf entfernt und bauten sich ein neues Dorf auf.
Taro wurde sehr alt und sah, viele von seinen Enkelkindern alt werden, dann starb seine große Liebe Shana und Kato musste die Todeszeremonie halten. Danach lief die Lebenskraft aus ihm heraus, wie Wasser aus einem löchrigen Krug. Nicht lange nach dem Tod von Shana, kam Kato von einem Spaziergang nicht zurück ins Dorf und trotz tagelanger Suche, fand man Kato nicht. Die Menschen aus dem Dorf glaubten, dass er mit Hilfe der Wolke, ins Reich der Ahnen gelangt war, wo Shana schon sehnsüchtig auf ihn gewartet hatte.
Epilog
Der alte Mann spuckte die Traumpilzreste ins Feuer und schob sich einen weiteren Pilz, in die hinterste Ecke seines Mundes, dorthin, wo noch drei wacklige Zähne zum Zerkauen der Pilze waren. Dann schaute er erwartungsvoll auf die anderen Alten, die um das kleine Feuer saßen. Die schlugen sich auf die welken Schenkel und zeigten damit, dass ihnen die alte Geschichte vom kleinen Medizinmann, seiner schönen Frau Shana und der kleinen Wolke, gut gefallen hatte. Sie trafen sich einmal im Monat, etwas außerhalb vom neuen Dorf, um sich alte Geschichten zu erzählen, die jedes Mal ein wenig anders erzählt wurden. In dem neuen Dorf, war es verboten ein Feuer anzuzünden, denn die neuen Hütten aus Kunststoff, die die Firma für ihre eingeborenen Waldarbeiter errichtet hatten, brannten sehr schnell. Die jungen Leute im Dorf, hatten an den alten Geschichten kein Interesse mehr. Sie saßen lieber stumm und starr, in ihren fleckigen T-Shirts und bunten kurzen Sporthosen, die auch von der Firma stammten, vor den Fernsehbildschirmen und tranken Bier aus silbernen Dosen, das sie sich vom Lohn, den ihnen die Firma zahlte, damit sie mithalfen, zusammen mit den gelben großen Tieren mit den runden Beinen, den Wald zu fressen, gekauft hatten.

Ende -
2022 -

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 28.11.2022:

Eine wunder-wunderschöne und anrührende Geschichte. Danke!




geschrieben von Gari Helwer am 30.11.2022:

Schließe mich mueller-pioro an! So ein wunderschönes Märchen - und dann plötzlich sehr real... Toll geschrieben!!! LG

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