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geschrieben von *olli*.
Veröffentlicht: 23.12.2023. Rubrik: Unsortiert


Das Waschbecken

Das Waschbecken

Ich erfreue mich an einem Wildkraut auf meinem Tisch. Es ist Wiesenkerbel bzw. wilde Möhre mit filigranem Blattwerk und ornamenthaftem Blütenwerk aus feinsten weißen Blättchen.
Diese Ornamente sind tief in mir verankert.

Sie waren auf einem kleinen Waschbecken in der Gemeinschafts-Toilette einer großherrschaftlichen Wohnung, die sich damals drei Familien teilen mußten. Wir wohnten sehr beengt und ich fühlte mich nicht wohl im Familienkreis, ich wollte lieber weg und wußte nicht wie.

Ein Fluchtort war immer dieses kleine Toilettchen, wirklich nur das Becken und das wirklich winzige Waschbecken. Aber es hatte dieses schöne Muster.
Ich träumte davon, wenn ich doch nur dieses weniger als 1 qm große Räumchen für mich haben könnte, wenn ich vielleicht die Beine an einer Wand hochhielt zum Schlafen? Es gab eigentlich keinen Weg, denn selbst dieses Klo gehörte ja nicht mir, nicht mal unserer Familie, aber der Traum war immer gegenwärtig und ich erinnere mich häufig daran.

Denn inzwischen habe ich natürlich eine eigene Wohnung, sogar mit Terrasse und kleinem Gartenbereich. Eigentlich müßte ich doch glücklich sein, bin ich?

Das kleine Waschbecken war für mich Inbegriff von Schönheit und Hoffnung. Diese Ornamente im zarten Grün im weißen Porzellan waren für mich Verheißung einer besseren Welt. Diese Ornamente sind in ihrer Art auch in vielen Porzellanwaren eine Zeitlang sehr bedeutsam gewesen. Ornamente – was sind sie denn eigentlich? Auch in der orientalischen Welt spielen sie ja eine große Rolle, sie sind an vielen öffentlichen Heiligtümern zu sehen -.

Im Porzellan waren sie z.B. das Zwiebelmuster in blau auf weißem Grund.
Und Ornamente kommen meinem Bestreben nach Symmetrie entgegen. Symmetrie auf der einen und lahme Unordnung auf der realen Seite. Schade eigentlich. Oder doch nicht? Ich wollte ja nie Frau Biedermann sein!

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