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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 27.04.2025. Rubrik: Menschliches


Bad muss einkaufen (Teil 5)

Einmal tief durchatmen ist angesagt und nachdem ich die Anakonda von Einkaufswagen an der Kasse durchgezählt und den Füllgrad der Wagen begutachtet habe, musste ich den Vorgang des tiefen Durchatmens noch mehrfach wiederholen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich bereits eine ganze Stunde in dem Laden unterwegs bin und Zweifel an der Aussage meiner Süßen "In einer halben Stunde bist du durch!"

Die halbe Stunde werde ich wohl allein noch an der Kasse stehen. Zehn Minuten später meldet sich bereits schmerzend mein Rücken und ich bin höchstens vier Positionen weiter vorne in der Reihe. Frust macht sich breit und ich bin nicht der Einzige. Plötzlich ertönt eine Durchsage des Supermarktes, die für mich kaum zu verstehen war, da der Lautsprecher in meinem Rücken nur ein Krächzen von sich gibt.

Es dauert aber nur Bruchteile einer Sekunde als Bewegung in die beiden Kassenschlangen kommt und einige Kunden wie von der Tarantel gestochen aus ihrer Anakonda ausscheren, und Richtung Kasse drei galoppieren, wo sich gerade die Hilfsbereite Dame von vorhin einrichtet. Ich sehe das Unglück förmlich kommen als sich zwei, bis zum Rand, gefüllte Einkaufswagen mit hohem Tempo kreuzen und mit lautem Getöse zusammenkrachen.

Allerlei Lebensmittel und anderes Zeug fliegt durch die Luft, Schmerzensschreie erschallen, Kunden springen in Deckung und schadenfrohes Gelächter ist ebenfalls zu vernehmen, das aber schlagartig verstummt und durch ein lautes Ohhh ersetzt wird, als eine Blutfontäne sich aus dem Chaos erhebt. Die Kassiererin wird kreidebleich, ruft aber noch geistesgegenwärtig etwas in ihr Mikrofon, wovon bei mir nur wieder gekrächze ankommt. Ein wildes durcheinander entsteht und ich denke nur, das war es wohl mit der Vorstellung pünktlich zum Anstoß der Bundesliga wieder zu Hause zu sein.

Die Sensationsgeilen bilden schnell einen Ring von Schaulustigen um die Unfallstelle und an den Kassen geht nichts mehr. Der Filialleiter kommt angerannt und irgendjemand brüllt "Ich bin Arzt, lassen Sie mich durch!" Hoffnung keimt in mir, dass die Situation schnell unter Kontrolle gerät und der Betrieb zügig wieder aufgenommen werden kann. Der Filialleiter tut sein Bestes, um seine Mitarbeiter wieder zur Arbeit zu motivieren und die Menge Schaulustigen zur Auflösung zu bewegen.

Die denken aber nicht daran und es entstehen hitzige Wortgefechte, in die sich langsam, aber sicher, die ersten Geräusche einer arbeitenden Kasse mischen. Es dauert noch einige Minuten, dann ist die Unfallstelle gesichert und der Verletzte vorerst versorgt. Der Filialleiter fragt Kunden, ob sie den Hergang bezeugen können, und es passt mir gut, dass sich genügend Freiwillige finden und ich mich zurückhalten kann, schließlich ruft die Bundesliga!

Wie von Zauberhand werden in kürzester Zeit noch weitere Kassen geöffnet, der Filialleiter will anscheinend den Kunden-Stau zügig auflösen und so rutsche ich in meiner Schlange weiter nach vorne und von der Kunden-Anakonda an meiner Kasse ist nur noch eine Blindschleiche übrig. "Aufregend nicht wahr!" murmelt unerwartet etwas in meinem Rücken und nur sekundenbruchteile später spüre ich Lippen an meinem Ohr knabbern und eine Hand meinen Hintern streicheln "Das macht mich ganz scharf!"

Ich dachte ich höre nicht richtig, und fühlen schon mal gar nicht "Entschuldigen Sie mal!" sage ich nicht nur bestimmt, sondern auch noch ziemlich unfreundlich "Was stimmt mit Ihnen denn nicht?" Die gar nicht mal so unattraktive Frau weicht erschrocken zurück, hatte sie offensichtlich eine andere Reaktion von mir erwartet. "Oh, sorry, da habe ich Ihr Outfit wohl falsch interpretiert!" "Mein Outfit falsch interpretiert?" wiederhole ich fragend. "Naja, ich sage mal so, erst sehe ich Sie mit halbnacktem Arsch und Stringtanga durch den Laden rennen und dann steht da Catch me if you can, da fühlte ich mich angesprochen!"

"Verstehe, aber mal ehrlich, in einer Nachtbar könnte ich das ja nachvollziehen, aber am frühen Nachmittag in einem Supermarkt?" "Ich bin halt immer bereit!" gibt sie Keck zurück und fährt sich frivol mit ihrer Zunge über die Lippen. Wohl ein letzter Versuch, mich doch noch an ihren Haken zu kriegen. Doch ich möchte nicht anbeißen "Keine Chance!" und ich drehe mich Demonstrativ wieder der Kasse zu.

"Na dann eben nicht" schnallt sie schnippisch und verlässt die Kassenschlange wieder, um ihren Beutezug fortzusetzen. Sachen gibt's, die gibt's einfach nicht, denke ich noch, als ich ihr hinterher schaue wie sie in ihren High-Heels und Minirock, mit übertrieben wackelndem Hinterteil abdackelt. Gar nicht mal so unattraktiv und in einem früheren Leben hätte ich mir die Gelegenheit vielleicht nicht entgehen lassen.

Mein Handy bimmelt sein gewohntes Highway to Hell "Hallo Süße, was gibt es?" "Wo bleibst du Bad? Ich habe schon eine Vermisstenanzeige aufgegeben, Mann im Supermarkt verschollen!" "Ja Süße, hier ging heute der Punk ab, das erzähl ich dir aber später, stehe gerade an der Kasse und bin gleich endlich dran. Lieb hab dich, bis nachher!"

counter2xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 27.04.2025:
Kommentar gern gelesen.
Da fällt mir ein, ich habe auch mal die Leute hinter mir in der Kassenschlange laut losprusten lassen vor Lachen. Als ich mit vollgepacktem Einkaufswagen anstand, wegen mir eine weitere Kasse öffnete, ich aber die anderen Leute hinter mir vorließ, weil ich sie nicht aufhalten wollte :))
LG Babuschka

P.S.: Warum lässt sich 'gern gelesen' jetzt nicht anklicken? Hhmmm - Mit meinem zweiten Profil klappt es.




geschrieben von Bad Letters am 28.04.2025:

Na Babuschka, über die Geschichte könntest du ja mal etwas schreiben. Danke !

MfG
Bad Letters




geschrieben von Babuschka am 28.04.2025:
Kommentar gern gelesen.
Dafür ist die Episode zu kurz, da wird nicht mal eine meiner berüchtigt minimalen Kürzestgeschichten draus. -
Und ansonsten erlebe ich nicht soviel beim Einkauf wie du ;)
LG Babuschka

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