Veröffentlicht: 19.05.2025. Rubrik: Menschliches
Bootsverkehr (Teil 3)
Darf ich mich übrigens vorstellen?“ Und sie nickt aufmunternd „Sven Knüttelkop und ja, Sie dürfen ruhig lachen.“ Aber sie lacht nicht, sondern streckt mir ihre Hand geradewegs entgegen „Maria Hodenberg und ja, Sie dürfen auch ruhig lachen!“ Und als sich unsere Blicke treffen, legt sich ein Lächeln auf unsere Lippen, das in nichts dem Strahlen der Nachmittagssonne nachsteht.
Der Barkeeper kommt an unseren Tisch und fragt uns „Darf ich euch noch etwas bringen?“ „Eine Flasche, stilles Wasser mit zwei Gläsern und ein Schälchen Erdnüsse bitte!“ Gebe ich die Bestellung auf. „Ich sehe, Sie wurden bei der Namensgebung auch nicht gerade mit Glück überschüttet.“ „Das drücken Sie aber sehr nett aus Herr Knüttelkop! Sie können sich sicher vorstellen, was ich in der Schulzeit durchleben musste. Ich hatte damals sogar ernsthaft in Betracht gezogen, mich umzubenennen, aber dann dachte ich mir, dass ich nichts für die Kleingeistigkeit mancher Mitmenschen kann und so trage ich meinen Namen heutzutage mit einer gewissen Gelassenheit. Wenn es mich auch sehr freut, dass Sie ihn sehr unaufgeregt zur Kenntnis genommen haben!“
Bevor ich Antworten kann, bringt der Barkeeper bereits die Bestellung und nachdem er die Getränke serviert und die Nussschale abstellte, lenke ich das Gespräch lieber auf etwas anderes als unsere kuriosen Nachnahmen, unter denen wir schon genug leiden „Darf ich fragen, was Sie hier an den See führt? Kommen Sie aus der Gegend?“ „Nein, ich komme aus dem Ruhrgebiet, aber eine Freundin von mir wohnt hier in der Nähe und sie wollte unbedingt, dass ich mir hier im Ort mal ein Atelier anschaue, wo eine Künstlerin ihre Maler und Skulpturarbeiten ausstellt.“ „Zufällig das Atelier von Ingrid Freihaus?“ „Ja, genau, waren Sie auch schon mal da?“
„Nicht nur einmal! Eine Schulkameradin und Freundin von mir.“ „Ach, das ist ja interessant. Dann interessieren Sie sich auch für Kunst?“ „Nein eher nicht. Ich interessierte mich damals mehr für Ingrid und Ingrid sich für mich, bis wir feststellten, dass es sich bei unserer gegenseitigen Bewunderung mehr um eine geschwisterliche Zuneigung handelte. Wir sind beide Einzelkinder wissen Sie“ „Die Welt ist klein, das stelle ich immer wieder fest. Dann pflegen sie noch Kontakt zu ihr? Entschuldigen Sie, das geht mich natürlich nichts an, aber ich war so begeistert von ihren Arbeiten und in dem Atelier herrschte so eine harmonievolle Stimmung, die mich sofort ins Träumen gerieten ließ.“
„Nein, Sie sind nicht zu neugierig und ja, wir pflegen noch Kontakt, regelmäßig sogar und ab und zu fährt Sie mit mir zusammen auf den See hinaus. Aber nur wenn der See auch wirklich spiegelglatt ist, sonst wird die Arme nämlich sofort seekrank. Welche Arbeiten von ihr haben Ihnen denn am besten gefallen?“.

