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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Babuschka.
Veröffentlicht: 26.05.2025. Rubrik: Unsortiert


Immer den passenden Spruch ......

[Ein Straßendrabble mit 234 Wörtern]

Auf einmal ist Annegret aufgewacht. Weil sie endlich einmal zur Ruhe gekommen ist, Zeit hatte, weil sie Gedanken zugelassen hat, die aus ihrem Inneren kamen, ihr auf dem Herzen lagen, ja, wohl auch auf der Leber. So sagt der Volksmund: „Es ist ihr etwas über die Leber gelaufen.“ Ein Wunder, dass ihr die Galle nicht übergelaufen ist, als sie Rückschau hielt; beinahe wäre ihr der Kragen geplatzt.

Als es zu viel wurde, hat sie angefangen, es zu notieren. Als es ihr viel zu viel wurde, hat sie einen renommierten Psychotherapeuten aufgesucht, doch der hat bloß die Augen verdreht. Sie fing an, es für andere aufzuschreiben, schaffte es einigermaßen, ihr Unbehagen, ihr mulmiges Gefühl mitzuteilen, die Zusammenhänge in ihrem Leben zu erkennen. Immer mehr kam hoch.

Auf diese Art und Weise analysierte sie nachträglich ihr Leben, die Tatsache, dass ihr eigentlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera geblieben war. Sie dachte darüber nach, wo es herkommt, wie es zustande kommt, dass der Teufel immer auf denselben Fleck scheißt. Jedenfalls sagte ihr Ehemann es so, der immer einen passenden Spruch auf Lager hatte.

Doch irgendwie findet sie keine Ruhe, sodass sie sich manchmal fragt, ob sie den Deckel nicht besser hätte drauf lassen sollen auf dem scheinbar Unsagbaren, auf den bislang geheim gehaltenen Erlebnissen. Wie kriegt sie den Sack nur wieder zu?

Es wird Zeit, aufzuhören zu grübeln und den Blick nach vorne zu richten.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Rautus Norvegicus am 26.05.2025:
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Da hat Annegret wohl die Büchse der Pandora geöffnet und kann sie nicht mehr schließen. Aber das sollte sie auch nicht, sondern sehen, was da so alles raus kommt. Es hat lange in ihr gegärt. Deprimierend ist ja, dass ihr noch nicht mal ein so genannter Fachmann, Psychotherapeut, auf die richtige Spur helfen konnte.

Annegret sollte froh darüber sein, dass sie sich endlich mit den Dingen beschäftigen kann, die Jahrzehnte lang in der Büchse lagen.

Tolles Drabble ist dir da aus der Feder geflossen, liebe Babuschka. Ich schreibe jetzt noch einige Worte, dann hab ich mit einem richtigen Drabble geantwortet.





geschrieben von Babuschka am 26.05.2025:

Dank dir sehr für dein Antwort-Drabble und für die Mühe, die du dir damit gemacht hast, lieber Rautus.

Es ist ein alter Text von mir, der früher mal viel ausführlicher in einer Sixty-Minutes-Challenge zum Prompt "Analyse" entstanden ist. Um ihn hier zu präsentieren, habe ich ihn gekürzt und als Drabble umgemodelt.

Es freut mich sehr, dass er dich anspricht.
Bloß mein Vorrat an alten Texten, die ich ummodele, geht leider langsam zur Neige.




geschrieben von Rautus Norvegicus am 27.05.2025:
Kommentar gern gelesen.
Liebe Babuschka,

als meine Geschichten aus der alten, vergilbten Kladde hier rein geschrieben waren, dachte ich auch erst, na, da fällt dir sowieso nix mehr ein. Aber immer wieder erinnere ich mich an alte Vorkommnisse, manchmal hab ich auch neue Ideen, die es Wert sind, hier zu posten.

Wenn ich von einer Schweine-Schlachtung berichte, die ca. 1978 in Polen, damals gab es noch den Eisernen Vorhang und die UDSSR, stattfand, ist das nun mal nicht nach dem neuesten Hygienestandard passiert. Die Welt ist eben nicht überall gleich. Klar, den Blick nach vorne richten, aber ohne Vergangenheit gibt es auch keine Zukunft.

Liebe Grüße,
🙂
Rautus




geschrieben von Babuschka am 27.05.2025:

Lieber Rautus,
ich fand es total in Ordnung, dass du und wie du von der Hausschlachtung 1978 in Polen berichtet hast. Ob jedes Detail exakt so war wie geschildert, spielt meines Erachtens keine Rolle.
LG Babuschka




geschrieben von Babuschka am 30.05.2025:

Die Geschichte "Immer den passenden Spruch....." habe ich ursprünglich unter einem Pseudonym geschrieben; vermutlich unterscheidet sich der Text deshalb etwas von dem, was ich sonst so von mir gebe.

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