Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von Babuschka.
Veröffentlicht: 21.05.2025. Rubrik: Historisches


Anno Dazumal: Vom Kurba und der Lina (4.Teil)

[Ein Double Drabble]

Fast rund um die Uhr saß meine Oma an ihrer Singer-Nähmaschine, bei schlechtem Licht, um ihr Haus abzuzahlen. Manchmal ließ sie den Raum abkühlen dabei, zog sich fröstelnd ihre abgetragene Strickjacke über, nur um zu sparen.

Alles Leben fand in der Wohnküche statt, kochen, wohnen, nähen, auf vierzehn Quadratmetern, wo die großen Kartons mit den bereits zugeschnittenen Dirndln vor dem Büfett im Weg standen. Fesche Dirndl nähte sie, meine Oma, für die Firma Kerkenbusch.

Auf einen Wintermantel hat sie verzichtet, hat ihre dicke Strickjacke druntergezogen, einen dünnen Regenmantel drüber, ach was sage ich, es war vielmehr eine Regenhaut, die sie sich drübergezogen hat.

Selbst später, als das große Haus abbezahlt war, hielt sie die Winter im Regenmantel aus. So sehr war sie daran gewöhnt, selbstlos zu sparen, dass sie gar nichts mehr für sich ausgeben konnte. Mit ihrem Kopftücherl lief sie rum.

Einmal hat sie sich zum Friseur gewagt, sie sah gut aus mit ihrer Dauerwelle, präsentierte sich erwartungsvoll mit leuchtenden Augen, roten Backen. Doch sogleich hat ihr ihre Schwiegertochter dieses Aufleben heimgezahlt, neidisch wie sie war, ihre Schwiegertochter Viola, giftig, boshaft, sodass meine liebe Oma nie wieder diesen Mut aufbringen konnte. Schade; und ein bisserl traurig macht mich das.

counter2xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von lüdel am 21.05.2025:
Kommentar gern gelesen.
❤lüdel🧚‍♂️




geschrieben von Babuschka am 21.05.2025:

Jetzt habe ich nochmal rumgebessert, die Begebenheit mit der Dauerwelle meiner Oma reingenommen, weil die so typisch ist für ihr Leben.
Babuschka




geschrieben von Bad Letters am 21.05.2025:
Kommentar gern gelesen.
Wenn man sein halbes Leben nur spart und sich nichts gönnt, Babuschka, wäre kein Leben für mich.

MfG
Bad Letters




geschrieben von Babuschka am 21.05.2025:

Mei, das war damals eine andere Zeit. Sie haben sich ja das große Haus mit dem wunderschönen Garten gegönnt. Mein Opa war sehr zufrieden damit, ob meine Oma das auch war, wage ich zu bezweifeln.

Danke dir für deine Meinung dazu, Bad.
LG Babuschka




geschrieben von Bad Letters am 21.05.2025:
Kommentar gern gelesen.
Das war es Babuschka, der Generation hätte man mal etwas von Work Life Ballance erzählen sollen, die hätten einem den Vogel gezeigt.

MfG
Bad Letters




geschrieben von Rautus Norvegicus am 21.05.2025:
Kommentar gern gelesen.
Liebe Babuschka,

klar waren die Herren immer stolz auf und zufrieden mit ihren großen Häuern bzw. Anwesen. Die Hausarbeit machten schließlich die Frauen.

Natürlich, in Polen, mein Onkel Dieter war sehr fleißig und hat von früh bis spät malocht. Aber alles andere musste meine Tante Susi managen. Die Arme hat sich letztendlich tot gearbeitet, sie brach einfach zusammen. Aber davon erzähle ich später mal, will ja nicht jetzt schon mein gesamtes Pulver verschießen.

Liebe Grüße,
🙂
Rautus




geschrieben von Rautus Norvegicus am 21.05.2025:
Kommentar gern gelesen.
Liebe Babuschka,

gerade diese Boshaftigkeit, scheinbar grundlos, kann sehr traurig machen!

Liebe Grüße,

Rautus




geschrieben von Babuschka am 21.05.2025:

@Rautus - Zu 1)
Ich kann es nicht beurteilen. Meine Oma hatte viele Zimmerherren, an die sie vermietet hatte. Sie hat schon viel Arbeit gehabt. Aber mein Opa hatte mit Reparaturen am Haus und der Pflege des Gartens auch alle Hände voll zu tun.

Dass er zufriedener war als sie, lag wohl an ihrem unterschiedlichen Naturell, würde ich meinen.

Danke dir für deinen bereichernden Beitrag aus deiner Verwandtschaft. LG Babuschka




geschrieben von Babuschka am 21.05.2025:

@Rautus - Zu 2)
Die zwei Frauen, meine Oma und meine Mutter, waren sich spinnefeind. Mein Vater war ehemals ein Muttersöhnchen, und meine Mutter hat meiner Oma ihren Buben abspenstig gemacht.

Die Boshaftigkeit kam also nicht von ungefähr. Sie waren meines Erachtens alle beide schuld an der unguten Situation, die leider auch auf mich abgefärbt hat. Über mich haben sie so manchen Kampf ausgefochten, als ich klein war.

Gut, dass du es hervorhebst, Rautus. In dieser Geschichte habe ich es aus der Sicht meiner Oma geschildert.
LG Babuschka

Mehr von Babuschka:

*Zwei Schulausflüge /{Mai-Aktion 2025}
Anno Dazumal: Vom Kurba und der Lina (3.Teil)
Anno Dazumal: Vom Kurba und der Lina (2.Teil)
Anno Dazumal: Vom Kurba und der Lina (1.Teil)
*Das Akkordeon