Veröffentlicht: 27.05.2025. Rubrik: Unsortiert
Meine Herkunftsfamilie - Kesselfleisch
[Ein Double Drabble]
[........#Vegetarierwarnung#........]
Ein Festschmaus war es jedesmal, wenn es bei uns einen Saukopf gab.
Meine Oma und ich wurden losgeschickt zum Viktualienmarkt, wo in einer kleinen Metzgerei komplette Sauköpfe am Haken aushingen. Wir nahmen einen ganzen Kopf, wie geordert, obwohl er wirklich groß war. Wir schleppten unseren kuriosen Einkauf in drei zusätzlichen Plastiktüten tapfer zur S-Bahn und nach Hause.
Der Kopf war so riesig, dass meine Mutter den ausgedienten Wäschetopf aus dem Keller holen musste. Darin wurde er drei Stunden lang gekocht, mit Wacholderbeeren und Lorbeerlaub. Ohren und Rüssel sülzten ein, das Hirn wurde uns Kindern aufgeteilt, es gab Sauerkraut und frisches Bauernbrot dazu. Lecker! Ein Teil vom Kesselfleisch wurde am folgenden Tag aufgewärmt, der Rest zu einer Schweinskopfsülze verarbeitet.
Meine Oma aß täglich nur noch Sulz, weil sie sich schämte in Anbetracht der großen Menge.
Meine Mutter brachte hernach dem Leo, dem Hund der Familie, bei der sie putzte, und dessen Namen sie beständig mit Felix, dem Baby, verwechselte, also dem Hund brachte sie die Knochen mit. Ganz besorgt kam sein Frauchen angelaufen: "Frau Hacklmair, schaun sie mal, der Leo hat sich einen großen Zahn ausgebissen." "Aber nein", konnte meine Mutter sie beruhigen, "das war doch der Zahn von der Sau."

