Veröffentlicht: 30.08.2025. Rubrik: Satirisches
Der Präsident
Er war kein Politiker. Er ist die Politik. Zumindest in seiner eigenen Biografie, die er veröffentlichte, bevor er das Amt innehatte.
Sein Wahlprogramm war so einfach wie die Gedanken eines Viertklässlers der Grundschule.
Steuern? „Wozu braucht ihr Steuern?“ „Ich bin die einzige Investition, in die es sich lohnt, zu investieren.“
Soziales? „Folgt mir, dann seid ihr automatisch im Paradies.“
Klimaschutz? „Wozu braucht ihr Klimaschutz?“ „Ich bin doch heiß genug.“
Bildung? „Wozu braucht ihr Bildung?“ „Es reicht, wenn ihr ein Kreuz hinter meinen Namen auf dem Wahlzettel macht.“
Regelmäßig zelebriert er Selbstbeweihräucherung. Er setzt sich an einen großen Schreibtisch. Vor laufender Kamera erzählt er, was für ein großartiger Politiker er ist. Er führt Erfolge auf, die er aufzuweisen hat. Mit jedem Dekret korrigiert er die Fehler seiner Vorgänger. Wenn er spricht, hört er nur auf sich selbst. Zum Glück hört sonst kaum jemand zu. Er schreibt seinen Namen mit dickem, schwarzem Stift unter ein Dekret und hält es in die Kamera. Die ganze Welt soll wissen, dass er seinen Namen auch schreiben kann.
Seine Minister sind bildhaft platziert und sitzen vor ihm. Sie schauen gelangweilt und desinteressiert in die Kamera.
Der Ungebildete glaubt, Jesus und seine Jünger zu erkennen.
Widerspruch duldet er nicht. Widerspruch schlägt auf sein Gemüt. Kritikern begegnet er mit einer ganzen Palette einfallsloser Rhetorik: „Lügenpresse!“ „Neid!“ „Intrige“. Diese Gegenrede endet dann in einem Schreikrampf: „Wie könnt ihr gegen das Volk sein?“ „Ich bin doch das Volk.“
Und die Gesellschaft spielt mit. Man wählt ihn. Man schaut auf seine Inszenierungen und erfreut sich.
Besseres Schmierentheater gibt es kaum.
Seine Zitate werden verbreitet. Ausländische Repräsentanten huldigen ihm und kriechen zu Kreuze.

