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geschrieben 2025 von Evelinya Lyriel (lys).
Veröffentlicht: 30.09.2025. Rubrik: Historisches


Das geflüsterte Versprechen Teil5

Dies ist der 5. Teil der Geschichte. Wer die ersten Teile noch nicht kennt, findet sie unter: Historisches - "Das geflüsterte Versprechen TeilX"

Kapitel 15
Endlich war der letzte Kunde gegangen, und Clara schloss die Tür des Ladens hinter sich zu. Seit dem Besuch von Alexander und Johanna war sie in einer Euphorie, wie sie sie bisher nicht kannte. Obwohl sie sich bemühte, ihre Gefühle in Zurückhaltung zu hüllen, bemerkten das einige Kunden — und reagierten ausgesprochen freundlich und herzlich.
„Du siehst heute so strahlend aus, Clara“, sagte eine Kundin lächelnd, „als hättest du ein Geheimnis, das die Welt schöner macht.“ Auch andere Kunden warfen ihr verstohlene Blicke zu, begleitet von warmen Worten und aufmunternden Lächeln. Die positive Atmosphäre im Laden schien sich durch ihre innere Verfassung spürbar zu verändern, als würde Claras Freude wie ein leiser Wohlklang den ganzen Raum erfüllen.
Während sie die letzten Blumen in den Regalen ordnete, fühlte sie sich getragen von der stillen Unterstützung ihrer Kunden, die ihr durch Gesten zeigten, dass sie sie verstanden — und mit ihr freuten.
Endlich allein in ihrem kleinen Reich spürte Clara, wie die vielen positiven Gefühle, die sie so lange zurückgehalten hatte, nun unaufhaltsam an die Oberfläche drängten. Tränen der Freude schlichen sich unbemerkt über ihre Wangen, warm und sanft, ein zartes Bekenntnis ihres strahlenden Herzens. Diese Tränen waren mehr als nur Wasser; sie waren Ausdruck einer tiefen Sehnsucht, eines überwältigenden Glücks und einer Befreiung, die sie nie für möglich gehalten hätte.
Mit jedem freien Atemzug schien sich eine Last von ihren Schultern zu lösen. Ihr Herz pochte lebendig, als wolle es in jeder Sekunde die Freude hinaus in die Welt rufen. Dabei war es nicht nur das unbeschwerte Glück, sondern auch die Gewissheit, dass etwas ganz Neues und Kostbares in ihrem Leben wurzelte. Ihre Hände zitterten leicht, als sie die warmen Tropfen von ihren Wangen wischte, und sie konnte das Bedürfnis nicht zurückhalten, dieses Gefühl mit jemandem zu teilen.
Fest entschlossen griff Clara nach ihrem Mantel, atmete tief durch und machte sich auf den Weg zur alten Schneiderin auf dem Markt. Dort, wusste sie, würde sie offen sein können — ohne Maske, ohne Zurückhaltung. Die vertraute Nähe und die ruhige Vertrautheit würden ihr Halt und Trost geben, während sie versuchte, die überwältigenden Emotionen in Worte zu fassen.
Mit schnellen Schritten bahnte sie sich ihren Weg durch die belebten Straßen, während das Prickeln der Erwartung und Freude in jeder Faser ihres Körpers flackerte. Es fühlte sich an, als läge ein neuer Anfang in der Luft, ein zartes Versprechen auf all das, was kommen mochte.
Alexander und Johanna traten aus dem Blumenladen in die kühle Abendluft. Für Alexander war die Welt kaum mehr als ein verschwommener Schleier aus Farben und Geräuschen. Die überschäumende Freude, die Erleichterung und vor allem die tiefe Liebe zu Clara hatten sein Herz so fest umklammert, dass er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Seine Atmung war flach, und ein wildes Prickeln durchfuhr jeden Muskel seines Körpers.
Johanna spürte sofort, wie sehr ihr Bruder aus der Balance geraten war. Mit sanfter, aber bestimmter Hand hakte sie sich bei ihm unter. Ihre Berührung war ein leises Versprechen: Ich bin hier, du bist nicht allein. Sie führte ihn behutsam zur wartenden Kutsche, wachte dabei aufmerksam darüber, dass ihr Verhalten gesellschaftlich unauffällig blieb. In jener Welt, in der eine Frau einen Mann zu führen hatte, war Vorsicht geboten, und Johanna verstand es, ihre Zuneigung durch den Schleier gesellschaftlicher Normen zu weben.
Alexander fühlte die Wärme ihrer Präsenz, ihre stille Stärke, die ihm mehr Halt gab, als Worte ausdrücken konnten. In seinem Herzen sammelte sich eine einzige, glasklare Träne — ein Symbol dieser seltenen Momente, in denen überbordende Gefühle ausbrechen dürfen. Diese Träne stand für all die unausgesprochenen Sehnsüchte, die Ängste, die Hoffnungen und die überwältigende Gewissheit, dass seine Verbindung zu Clara alles veränderte.
Als Johanna die Kutsche öffnete, schob sie Alexander vorsichtig hinein, ihre Hand noch einen Moment auf seinem Arm. Es war mehr als Geschwisterliebe; es war eine tiefe Verbundenheit, die sie in jenem Augenblick unzertrennlich machte. Alexander schloss die Augen, atmete tief durch und ließ sich von der Bewegung der Kutsche tragen — getragen von der Liebe, die ihn wie ein unsichtbarer Mantel schützte.
Endlich in der Kutsche erlaubt sich Johanna, die aufgestauten Gefühle nachzugeben. Ihren Bruder in einem solch glücklichen Zustand zu sehen, die Liebe, die in Claras Augen leuchtet — all das raubte ihr den Atem und erfüllte sie mit einer tiefen, überströmenden Freude. Es war ein Glück, das rein und selbstlos war, ein Geschenk des Lebens, das sie von Herzen für Alexander empfand.
Doch gleichzeitig durchzog ein leises, zärtliches Nachdenken ihr Herz. Sie dachte an ihre eigene Liebe, die so fern war, an den Schatz, der ihr Moment für Moment fehlte. Dieses Gefühl war von einer bittersüßen Sanftheit, nicht von Traurigkeit oder Neid, sondern von einer liebevollen Erinnerung an das, was ihr kostbar war, auch wenn es gerade unerreichbar schien.
Johanna fühlte sich gesegnet, trotz allem lieben und geliebt zu werden. Die Freude für Alexander mischte sich harmonisch mit ihrer eigenen Sehnsucht, und beides konnte nebeneinander bestehen, ohne sich gegenseitig zu mindern.

Kapitel 16
An einem kühlen Herbstmorgen betraten Johanna und Alexander erneut den kleinen Blumenladen von Clara. Das Licht der frühen Sonne fiel durch die Scheiben und ließ die Blumen in warmen Farben leuchten. Im Laden standen hübsche Sträuße aus bunten Chrysanthemen, deren gelbe, orange und rote Blüten ein fröhliches Farbenspiel boten. Daneben präsentierte Clara zarte Herbstastern in Violett und Rosa, die mit ihren feinen Blüten die letzten warmen Tage begleiteten.
Der Duft von frischem Grün und würzigen Zweigen mischte sich mit dem herbstlichen Licht, und die Atmosphäre war voller lebendiger Ruhe. Clara arrangierte gerade neue Sträuße, als sie die vertrauten Schritte hörte.
„Guten Tag, Fräulein Bellamy,“ begrüßte Johanna freundlich und verbeugte sich leicht.
Clara erwiderte höflich: „Wie schön, Frau Langley, Sie wiederzusehen.“
Alexander nickte und sagte leise: „Guten Tag, Clara.“
Clara erwiderte mit einem Lächeln und vertrautem Ton: „Alexander.“
Johanna erinnerte sich an ihre noch offene Rechnung: „Ich schulde Ihnen noch für den letzten Strauß, Fräulein Bellamy.“
Clara winkte ab und erwiderte mit einem schmunzelnden Unterton: „Frau Langley, ich glaube, ich habe Ihnen noch viel mehr zu verdanken.“
Kaum hatten sie sich zusammengefunden, blieb Alexanders Blick an Clara hängen. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen, und alles andere im Laden trat zurück.
„Clara,“ begann er leise, „es tut gut, Sie wiederzusehen.“
Clara erwiderte seinen Blick, ein warmes Lächeln auf den Lippen: „Auch ich habe Sie sehr vermisst, Alexander.“
Johanna stand etwas zurück, ihre Rolle als Anstandsdame klar vor Augen. Sie war die stille Wächterin der gesellschaftlichen Ordnung, die sicherstellte, dass ihre Begegnung den Erwartungen entsprach und keine Gerüchte aufkommen konnten. Doch ihre Anwesenheit ermöglichte es Alexander und Clara, sich ungestört näherzukommen.
Die Zeit schien stillzustehen, ihre Blicke und Gesten bauten eine starke Verbindung zwischen ihren Herzen auf. Die gesellschaftlichen Fesseln waren da, doch das Band zwischen ihnen wuchs unaufhaltsam.
Die Zeit verging wie im Flug, und langsam wandelte sich das bunte Farbenspiel des Herbstes in die stille Würde des nahenden Winters. Die warmen, goldenen Sonnenstrahlen wurden seltener, leicht frostige Morgenluft durchzog die Straßen, und die Blätter in allen erdenklichen Rottönen verloren nach und nach ihren Halt, um sanft zu Boden zu segeln. Doch inmitten dieser Vergänglichkeit blühte zwischen Clara und Alexander etwas Neues und Beständiges.
An einem besonders klaren Morgen, der das Versprechen der nahenden Kälte in sich trug, standen Johanna und Alexander erneut im warmen Licht des kleinen Blumenladens, wo Clara gerade neue Arrangements zauberte. Alexander überreichte Clara ein handgestricktes Geschenk – einen Schal in sanften, herbstlichen Farben, weich und zärtlich wie die Gefühle, die zwischen ihnen wuchsen.
Claras Augen füllten sich mit Freude und Rührung. Vorsichtig zog sie den Schal um ihre Schultern, spürte das weiche Garn auf ihrer Haut und das Schweben von Alexanders liebevoller Geste.
„Er ist wunderschön,“ flüsterte sie leise, ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Ihre Freude war wie ein leuchtender Baustein in dem zarten Geflecht ihrer wachsenden Zuneigung. Alexander, der ihre Reaktion beobachtete, wurde ganz unverhohlen glücklich.
Zum ersten Mal spürte er, wie sehr sein Geschenk ihr Herz berührt hatte, und wie viel ihm das bedeutete.
„Es freut mich, dass er Ihnen gefällt,“ sagte Alexander ehrlich und blickte Clara tief in die Augen, „ich wollte Ihnen etwas geben, das Sie wärmt – nicht nur gegen die Kälte da draußen, sondern auch in den Tagen, die vor uns liegen.“
Im Laden mischten sich die Gerüche von frischem Grün und blühenden Herbstastern mit den gefühlvollen Momenten, die sie miteinander teilten. In diesem Moment schienen die kühlen Atemzüge des Winters kaum etwas gegen die Wärme auszurichten, die zwischen ihnen entstand.
Die Nachbarschaft freute sich bald über die regelmäßigen Besuche der Geschwister. Was einst nur ein leiser Fluss von Aufmerksamkeit war, verwandelte sich in herzliche Anerkennung und eine warme Verbindung im Alltag. Die Begegnungen von Johanna, Alexander und Clara wurden ein willkommener Bestandteil der Gemeinschaft, der Freundschaft und Zusammenhalt in die Nachbarschaft brachte und kleine Freudenspender für alle wurden.
Langsam wurde Frühling, und Johanna und Alexander besuchten weiterhin regelmäßig den kleinen Blumenladen von Clara. An einem besonderen Tag betraten sie den Laden, und Alexander hielt eine einzige, rote Rose in der Hand. Behutsam reichte er Clara die zarte Blume und sagte mit einem warmen Lächeln:
„Heute schenke ich zum ersten Mal Ihnen Blumen.“
Alexander fuhr fort:
„Ich möchte Sie gerne zu einem gemeinsamen Spaziergang am nächsten Wochenende einladen. Es wäre mir eine Freude, Zeit mit Ihnen außerhalb des Ladens zu verbringen.“
Johanna nickte zustimmend, ihre Rolle als stille Begleiterin weiterhin aufmerksam wahrnehmend.
Als Alexander seine Einladung aussprach, stockte Claras Atem für einen Moment. Ein warmes Leuchten breitete sich in ihren Augen aus, als die unerwartete Geste ihre innere Welt sanft erschütterte. Das zarte Erröten auf ihren Wangen verriet mehr, als Worte je hätten ausdrücken können. Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen, während ein zartes Lächeln ihre Lippen umspielte – halb überrascht, halb voller stillem Glück. Die Einladung schien wie ein leises Versprechen zu sein, das weit über den kleinen Blumenladen hinausging und die Öffnung einer neuen Tür in ihrem Leben bedeutete. Clara spürte, wie in ihr eine leise Hoffnung aufblühte, begleitet von einer zarten Aufregung, die sie kaum zu bändigen vermochte. Ihr Blick verwebte sich mit Alexanders, und in diesem Moment sprach ihr Schweigen mehr als tausend Worte.
Diese Geste putzte die Verbindung zwischen ihnen heraus und gab ihr einen neuen, glücklichen Auftrieb, der weit über Blumen hinausging. Der Frühling, die Jahreszeit des Neubeginns, schien ihnen wohlgesonnen.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Hundsstern am 30.09.2025:
Kommentar gern gelesen.
Gewohnt stimmungsvoll. Meine Lieblingspassage: Johanna spürte sofort, wie sehr ihr Bruder aus der Balance geraten war. Mit sanfter, aber bestimmter Hand hakte sie sich bei ihm unter. Ihre Berührung war ein leises Versprechen: Ich bin hier, du bist nicht allein."

Bin gespannt, wie die Liebenden außerhalb des geschützten Raums des Blumenladens fühlen und handeln. H.




geschrieben von lys am 06.10.2025:

Lieber Hundsstern,
es berührt mich sehr, dass dir die Szene so stimmungsvoll begegnet ist.
Der Blumenladen war lange mein kleines Geheimversteck, ein geschützter Ort, an dem ich nur für mich schrieb.

Die Geschichte loszulassen und öffentlich zu machen, war für mich fast so aufregend wie ein Tanz auf dünnem Eis – ob sie tanzt oder ausrutscht, bleibt spannend. Umso mehr freue ich mich, dass du mit mir auf diesem Eis spazieren gehst und deine Gedanken teilst.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte so aufmerksam zu lesen.
Liebe Grüße aus meinem Universum,
Lys

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