Veröffentlicht: 08.11.2025. Rubrik: Unsortiert
Das letzte Abenteuer des einsamen Frosches
Es war einmal ein armer und einsamer Frosch. Er lebte ganz allein
an einem kleinen sumpfigen Teich in einem großen, dunklen Wald.
Den ganzen Tag schaute der den Mücken, die über seinen Teich
flogen, zu und immer wenn er Hunger hatte, fraß er eine von ihnen.
So einsam und verlassen lebte er schon seit vielen Jahren im großen
dunklen Wald und langweilte sich furchtbar. Da hörte der Frosch
eines Tages von einem vorbeifliegenden Raben, dass auf dem Schloss
des Königs eine wunderschöne Prinzessin leben sollte. Und da sagte
der Frosch zu sich:
„Mein Leben hier an dem morastigen Teich ist doch langweilig.
Hier gibt es nur Mücken und Schilfgras. Ich werde mir mal die
wunderschöne Prinzessin in dem Königsschloss anschauen. So
kommt jedenfalls mal etwas Abwechslung in mein doch ach so
eintöniges Leben“.
Also schnürte der Frosch sein Bündel und zog zu dem Königsschloss.
Unbemerkt hüpfte er durch das offene Tor und versteckte sich
gleich in dem Brunnen auf dem Schlosshof. Dort wollte er auf die
wunderschöne Prinzessin warten. Und schon am nächsten Morgen
ging die Prinzessin in den Garten des Schlosshofes. Als sie an dem
Brunnen vorbeikam, sah der Frosch wie wunderschön doch die
Prinzessin war und er verliebte sich sofort in sie. Obwohl das Herz
des Frosches nur für die wunderhübsche Prinzessin schlug, wusste
er aber auch, dass sie mit so einem armen Frosch niemals reden
würde. Also beschloss der Frosch in der kommenden Nacht die
kleinste Krone des Königs zu stehlen, die er finden würde. Diese
Krone wollte er sich auf den Kopf setzen und sich dann der
Prinzessin als der bekannte Froschkönig vorstellen. So hoffte
dieser selbsternannte Froschkönig, dass sich die Prinzessin auch
in ihn verlieben würde.
Als es Nacht wurde, kletterte der Frosch aus dem Brunnen und
schlich in die Gemächer des Königs. Doch in dem Moment, als er
vor dem Bett des Königs stand, rührte dieser sich.
(Fortsetzung folgt).
So, liebe Leser, ich fasse mal kurz das Bisherige zusammen. Der
Froschn war also nachts los, dem König eine Krone stehlen, weil
er mit der geklauten Krone bei seiner Herzallerliebsten angeben
wollte, wie ein Sack voller Mücken. Doch der senile Papa-König
schläft schlecht und wacht just dann auf, als der knallverliebte
Froschn im königlichen Schlafgemach aufgeregt umherhüpft.
(Der Erzähler).
Fortsetzung:
Als nun der Frosch in den Schlafgemächern des Königs stand,
erwachte dieser, setzte sich auf und sagte im Halbschlaf:
„Wer heiratet nur meine Tochter? Gibt es denn niemanden in
diesem Königreich der bereit ist meine Tochter zu ehelichen?
Niemanden? Warum ist das alles bloß so geworden?“
Mit diesen Worten schlug der König wieder lang hin und zog sich
grummelnd die Bettdecke über den Kopf. Der Frosch stutzte.
Bislang ging er davon aus, dass dies ein ganz normales Märchen
sei, jedoch die vielen Rotweinflaschen auf dem Nachttisch des
Königs sprachen einwandfrei eine andere Sprache. Und warum
wollte niemand die Prinzessin heiraten? Diese Frage beschäftigte
den Frosch sehr. Was war mit der Prinzessin nicht in Ordnung?
Sie war wunderschön. Hunderte Bewerber müssten eigentlich vor
dem Schlosstor stehen. Aber da war niemand. Jetzt wusste der
Frosch auch warum ihm alles schon am Tor so merkwürdig erschien.
Was hatte die Prinzessin nur, dass niemand sie heiraten wollte,
niemand im ganzen Königreich und anscheinend auch keine Prinzen
aus anderen Königreichen.
„Ich werde das mit der Krone mal schnell vergessen, hier sind
andere Mittel erforderlich“, dachte der Frosch bei sich und schaute
sich in dem Schlafzimmer des Königs um. Auf der gegenüberliegenden
Seite des Zimmers befand sich der Schreibtisch des Königs. Über-
häuft mit geöffneter, aber achtlos beiseite geworfener Post. Ein
ganzer Berg voller Schreiben, in allen Größen und Farben. Der Frosch
hüpfte auf den Tisch und begann wahllos in ein paar Briefe zu lesen:
„ .... fordern wir Sie auf, die Rechnung von 10 Kronen für das zer-
brochene Rad ....“
„ .... wir können nicht mehr hinnehmen, dass Ihr Fräulein Tochter
immer unsere Blumen im Vorgarten verblühen lässt ....“
„ .... muss Ihnen leider den Vertrag als Hoflehrer Ihrer Tochter
fristlos kündigen und ich bitte Sie, mir die Kosten der Bücher mit
den fehlende Buchstaben zu ersetzen .....“
„…. seit Ihre Tochter bei uns zu Besuch war, fehlt mein Rezept für
leckere Froschschenkel. Ich möchte Sie bitten …..“
„ ... wenn Sie diese Hexe, die angibt ihre Tochter zu sein, nicht bald
zu Räson bringen, dann sehe ich mich gezwungen ....“
„ ... meine Frau hatte vorher keine Pickel auf der Nase, erst nach-
dem Ihre Tochter ....“
Der Frosch ließ die Briefe wieder auf den Tisch fallen und dachte
nach: „Blumen verblühen - Buchstaben verschwinden aus Büchern -
eine Hexe soll sie sein und Pickel machen kann sie auch noch. Das
erklärt natürlich, dass sie niemand heiraten will. Wenn ein hübscher
Prinz auch nur einmal etwas Freches zu ihr sagt und sie wütend wird,
dann zaubert sie sein Gesicht voller Pickel. Doch bei mir macht das
ja nichts, mein Körper ist sowieso schon voller Froschwarzen. Aber
wenn sie wirklich zaubern kann, dann kann sie mich vielleicht wieder
zurückverzaubern, zurück in den jungen wunderhübschen Prinzen,
der ich einst war.“
(Fortsetzung folgt).
Also, liebe Leser. Das mag ja nun vielleicht etwas wirr klingen und
ich habe das eingangs auch nicht erwähnen wollen, weil ihr es mir
ja doch niemals geglaubt hättet und ich wollte auch anfangs nichts
wirklich Schlechtes über den durchgeknallten Frosch sagen. Aber
der Frosch hat so eine fixe Idee. Er schwört Stein und Bein, dass
er früher einmal ein junger schöner Prinz gewesen wäre, mit einem
weißen Schimmel, einer Kutsche aus Elfenbein und all so ein Zeug,
was sich ein Frosch eben in der Einsamkeit so zusammenspinnt.
Na ja, wir kennen das ja. Wenn jemand zu lange allein gewesen ist,
dann stellt sich eben so eine leicht verzerrte Wahrnehmung der
Realität ein. Trugbilder eben. Also kurz gesagt: unser Froschn hat
nicht mehr alle Tassen im Schrank.
(Der Erzähler).
Fortsetzung:
Der Frosch überlegte also, wie er es nun schaffen könnte, dass ihm
die Prinzessin seine Wünsche erfüllen würde. Nach einigem Denken
und Auf-und-Abhüpfen im Schlafzimmer des Königs kam er auf eine
brillante Idee:
„Sie spielt doch immer mit ihrem Lieblingsball im Garten, mit diesem
alten goldenen Ding und wenn sie das nun ganz aus Versehen in den
Brunnen fallen lässt, dann kann ich den Ball aus der Tiefe des Brun-
nens holen. Sie muss mir vorher nur versprechen, mir dann meine
Wünsche zu erfüllen. Aber wie mach ich das, dass der Ball in den
Brunnen fällt?“
Gedankenverloren verließ der Frosch das Schlafgemach des Königs,
hüpfte die steinerne Treppe hinunter und stieg wieder in seinen
Brunnen. Sicher würde ihm in der Nacht eine Lösung für sein Problem
einfallen.
(Fortsetzung folgt).
Also, liebe Leser, es ist ein Grauen. Dieser widerliche Froschlüstling
will die wunderhübsche Prinzessin zwingen, mit einem fiesen gemeinen
Trick, dass er, ekelig wie er ist, unter ihre Bettdecke darf, um sich
an ihre seidenweiche Haut ranzuschleimen. Und dann soll sie ihm all
seine Wünsche erfüllen. Echt widerlich, das.
Nun ist dieser spackige Warzenfrosch in den tiefen Schlossbrunnen
zurückgekehrt und denkt sich jetzt diese Fiesigkeit aus, wie er die
Prinzessin, die er ja angeblich so liebt, in seine feuchtkalten Griffel
bekommen kann.
Hierzu muss ich aber fairerweise mal bemerken, dass dieses Verhalten
doch recht untypisch für Frösche ist. Frösche sind allgemein als ehrlich
und als genügsam bekannt. Durchtriebene und eigensinnige Frösche sind
daher extrem selten.
Ich will ja schließlich auch keinen Ärger mit der Froschabteilung von
der Märchenweltgewerkschaft haben. Das versteht ihr doch sicher.
(Der Erzähler).
Fortsetzung:
Im Schlaf, in der Nacht
hatte der Frosch eine Idee.
Sagte, als er aufgewacht:
Ja, so ist der Weg, denn ich geh’.
Muss mit dem alten Raben sprechen,
muss versuchen, ihn zu bestechen.
Ist es dann der Fall,
sie spielt mit dem goldenen Ball,
dann schnappt sich der Rabe,
abhängig von meiner Bestechungsgabe,
die goldene Kugel mit seinen Krallen
und lässt sie in den Brunnen fallen.
Galant springe ich dann
auf den Brunnenrand,
biete meine Dienste an
und fordere mein Pfand.
Wenn ich ihren goldenen Ball
aus des Brunnen Tiefe fisch’
muss sie mit mir teilen überall
ihr Leben, Bett und Tisch.
Der Frosch, nun voller Übermut,
fand seine Idee brillant und gut.
Und schon am nächsten Morgen
begannen der Prinzessin ernste Sorgen.
Kaum warf sie den Ball in die Luft,
das Gras noch feucht von der kalten Nacht,
da kam flugs der Rabe, dieser Schuft,
griff die Kugel und warf sie in den Brunnenschacht.
Die Prinzessin weinte bitterlich
über den Verlust vom Kleinod
und nahm an, in ihrer Not,
- der Frosch tat so ritterlich -
des Verbrechers unseriöses Angebot.
Der Frosch dachte nur an seinen Lohn
und er hätte ja so gerne schon
die kommende Nacht
in ihrem Bett verbracht.
Mit kalter Hand ihren Körper berührt,
sie mit feuchten Küssen verführt.
Aber wir ja nun vergessen
in der Aufregung unterdessen,
dass die holde Prinzessin
in Wahrheit ist eine böse Zauberin.
(Fortsetzung folgt).
So, liebe Leser. Hier bricht meine Erzählung nun abrupt ab. Ich war
eine Zeit lang nicht da, ich hab ja auch noch andere Dinge zu erledigen,
als immer über diesen durchgeknallten Frosch zu berichten.
Im Groben und Ganzen hat sich aber nichts verändert. Die Königs-
tochter spielt weiter mit ihrem goldenen Ball und der senile König
ist nach wie vor in Panik über die ständigen Beschwerden. Nur von
diesem verrückten Froschn hat niemand mehr etwas gesehen oder
gehört. Allerdings hat die Prinzessin jetzt immer so ein fieses Lächeln
im Gesicht, immer wenn sie ihren goldenen Ball in die Luft wirft und ihn
dann wieder auffängt.
Der Rabe erzählt überall herum, und Raben sind ja bekannt für ihre
etwas frivolen Phantasiegeschichten, dass der Frosch wohl etwas
zu frech geworden wäre, und mit seiner feuchtkalten Zunge an der
Prinzessin rumgeleckt hätte, an einer verbotenen Stelle, worauf sie
ihn gegen die Wand werfen wollte, aber leider das lodernde Feuer
im Kamin getroffen hätte, zum Leidwesen des Frosches. Aber wie
schon erwähnt sind Raben keine verlässlichen Typen.
Der Koch, dieser alte Dickbauch, den ich ausgehorcht hab, denn ich
habe immer guten Kontakt zum Küchenpersonal, ließ durchblicken,
dass diese Königsschnepfe eine Vorliebe für leckere Froschschenkel-
gerichte hat.
Tja, da können wir nun nur vor uns hinspekulieren. Der Frosch ist
jedenfalls weg, entweder verbrannt oder in Teilen verspeist.
Auf jeden Fall wäre es wohl besser gewesen für den Frosch,
wenn er an seinem sumpfigen Teich geblieben wäre.
Naja, ich sag mal: selber schuld.
(Der Erzähler).
Belix Bahei
belixbahei@hotmail.com
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