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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von Butterblume.
Veröffentlicht: 12.11.2025. Rubrik: Unsortiert


Das Teehaus in der Stadt

Das Teehaus in der Stadt

Wieso regnet es, gerade jetzt.
„Es ist ein Geschenk des Himmels“. höre ich mich leise sagen.
Im Moment ist es auch unwichtig, noch stöbere ich in den Sachbüchern dieses besonderen Geschäftes.
Beim Bezahlen empfiehlt mir die engagierte Buchhändlerin ein kleines, feines Teehaus, unweit des Oxfamladens zu besuchen.
Dort gehen wohl prominente Autoren sowie Schauspieler ein und aus.

„Okay, gut zu wissen“ sage ich mit hochgezogener Augenbraue.
Eventuell finde ich dort auch ein ruhiges Plätzchen, um an einer neuen Geschichte zu schreiben.
„Ich liebe das Leben und das Leben liebt mich“ rufe ich beim Verlassen des Geschäftes.

In nur wenigen Gehminuten erreiche ich das Teehaus. Es ist klein, heimelig und gut besucht.
Ein Hauch von Ingwer-Orange erreicht meine empfindsame Nase.
Am Fenster des Teehauses steht ein kleiner Tisch mit bunten stilvollen Sesseln aus den 1950 Jahren.
Genau mein Ding. Die Fensterbank ist bestückt mit alten Büchern. An den Wänden hängen Bilder von berühmten Schauspielern.
Es dauert nicht lange und ein duftender Kräutertee mit Gebäck wird mir serviert.
Ich bedanke mich dafür mit einem freundlichen Nicken.
In meiner Umhängetasche suche ich nach einem Bleistift, dass leere Buch liegt, bereits aufgeschlagen auf den Tisch.
Unbewusst höre ich einige Gesprächsfetzen vom Nachbartisch.
Es sind zwei top modisch-gekleidete Damen im mittleren Alter welche sich angeregt unterhalten, worüber sie philosophieren, beflügelt mich sehr.

Eine Dame im royal blauen Pulli tätschelt an ihren Händen. Ich spüre eine gewisse Aufregung bei ihr, dafür ist ihre Begleiterin, entspannt, ruhig, eher gelassen.

Es fällt ein Name von einem Autor, diesen konnte ich leider nicht verstehen.
Mit der Frage, „was ist Dankbarkeit?“ beginnt die Frau im royal blauen Pulli zu sprechen.

„Ich bin dankbar, dass meine Eltern mir das Leben geschenkt haben, sie sind ein Vorbild und Spiegel. Auch ist mir bewusst, dass ich ein Dach über den Kopf habe, und Hunger kenne ich auch nicht.“

Die andere Dame mir gegenüber, sagt mit wohlwollenden Worten, „erzähle mir mehr aus deinem Leben.“ Dabei schiebt sie ihre rote Lesebrille in ihr graues, gut frisiertes Haar.
Daraufhin redet die Dame im royal blauen Pulli weiter.
„Natürlich gibt es Dinge in meiner Vergangenheit, auf die ich gerne verzichtet hätte,
dies nennt man Karma, jeder ist für sein Schicksal selbst verantwortlich“ sagt sie sehr empfindsam.
Ist das so? Denke ich.
Sie hört auf zu reden, und lehnt sich mit einem Seufzer bedacht zurück in ihren bunten Sessel.
Eine Pause entsteht. In der Mitte des Teehauses steht ein Klavier, irgendjemand spielt einen Schlager aus den 1950 Jahren. Es ist „Heimweh“ von Freddy Quinn.
Warum ich das weiß? Der Kellner hat es mir zugerufen.

Nur wenige Minuten später wirft ihre Bekannte, „Das Leben ist kein Ponyhof oder so ähnlich,“ in den Raum.
Plötzlich und unerwartet prusten und lachen sie kräftig los, im Echo bestellen sie sich einen weiteren Tee mit Rum.
„Draußen ist es kalt“, meint die Dame im royal blauen Pulli.
„Logisch“ höre ich ihre Bekannte fast schon singen.
Die Dame im royal blauen Pulli drückt ihre Zitronenscheibe aufmerksam ins Glas, mit folgenden Worten fährt sie fort,
„So manche traurigen Ereignisse in meinem Leben waren Möglichkeiten, um zu wachsen, eine neue Entscheidung zu treffen.
Ja, meine Komfortzone habe ich verlassen, vor nicht allzu langer Zeit.
Ein neuer Wohnort, ein Job mit großer Verantwortung, sollte es sein.
Neue Freunde,“ dabei schaut sie ihr Gegenüber wertschätzend an.
„Genau dafür bin ich
Dankbar.“
In Frieden mit der Familie zu leben, ein weiterer Luxus.
Auch bin ich für meine Gesundheit und Lebensenergie sehr glücklich und dankbar.
Ihrer neuen Bekannten kullern vor Rührung ein paar Tränen über ihr gut geschminktes Gesicht.

Jetzt drehe ich mich zu den Damen herum, „entschuldigen sie bitte, dass ich ihr Gespräch gelauscht habe, es berührt mich sehr.
Diese Werte der Dankbarkeit empfinde ich genauso.“
Die Damen freuen sich über meine positive Wertschätzung und prosten mir zu.
Wir befinden uns im sogenannten Flow, reden viel und die Worte überschlagen sich.
Zufrieden, glücklich und dankbar im Moment zu sein, ist eine Kunst. Es ist machbar, da sind wir einer Meinung. Manchmal dauert es Jahre, Jahrzehnte, um es zu erkennen.
Der Nachmittag war sehr kurzweilig.

Meine erste Seite im Buch hat heute keine Buchstaben bekommen.
Dafür habe ich viele neue Impulse für eine Biographische Geschichte in naher Zukunft erhalten.
Dankbar bin ich über das Gespräch mit den bis dato´ noch unbekannten Damen.
Mit den Worten, „Man sieht sich“ verlassen wir das Teehaus in der Stadt.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 12.11.2025:

Schade, dass ihr nicht einen Termin für ein weiteres Treffen ausgemacht habt.

Sehr ansprechend erzählt, gerne wäre ich dabeigewesen.
LG Babuschka

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