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3xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 19.11.2025. Rubrik: Total Verrücktes


Die graue Macht

Sie gelten in der Bevölkerung als die Spaßkiller der Gesellschaft. In ihrer grauen groben Hanfkleidung sind sie für jedermann gut erkennbar, nur schützt dieser Umstand die Menschen nicht vor ihrer Bestrafung. Jedes Vergehen wird sofort und schonungslos geahndet.

SatirepatzerSatirepatzerMit ihrem Handyscanner können sie im Bruchteil einer Sekunde jedes Handy in einem Umkreis von 100 Metern anzapfen und per Mausklick ein saftiges Bußgeldticket aufspielen. Das Handy wird daraufhin für die Nutzung gesperrt und erst wieder freigeschaltet, wenn per Irisscan das Bußgeld beglichen wurde. Wie konnte es nur so weit kommen?

Eine Aneinanderreihung unterschiedlichster Naturkatastrophen Anfang der 2000er Jahre zwang die Weltpolitik schlussendlich, der Spaß- und Konsumgesellschaft, die nur ein Ziel kannte: „Mehr, ich will mehr, viel mehr!“, Die Handschellen anzulegen. In kürzester Zeit entwickelten sie ein in sich geschlossenes System zur Kontrolle der Gesellschaft und Industrie.

In der Bevölkerung trug es aufgrund der Farbe seiner Berufskleidung nur den Namen „Die graue Macht“. Wobei nur das Fußvolk der Beamten graue Hanfkleidung trug, während die höher gestellten Beamten braune Dienstkleidung zur Verfügung gestellt bekamen. In Amtssprache war es das „Ministerium zur Vermeidung unnötiger Klimabelastungen“, abgekürzt „MuK“.

„MuK“-Beamte waren in der Gesellschaft wenig beliebt, was nicht weiter verwunderlich war, da Verstöße ohne Ausnahme geahndet wurden. Zudem galten sie als weitgehend unbestechlich. Die Staaten statteten sie fürstlich mit Bezügen aus, damit sich Bestechung für sie nicht lohnte. Über die Bußgelder machte aber jeder Staat satte Gewinne an den Beamten.

Auch wenn sich diese im Laufe der Jahre reduzierten, da sich langsam, in der bis dato gewissenlosen Masse der Erdenbürger, etwas wie ein „Einsehen der Notwendigkeit“ in ihrem Verhalten abbildete. Aber es gab Hochzeiten, zu denen die Bußgelder nur so sprudelten.

In der Vorweihnachtszeit flossen wahre Bußgeldströme in die Kassen der Ministerien, da die Bürger anscheinend nicht darauf verzichten wollten, die Nacht mit Weihnachtsbeleuchtung zu erhellen, obwohl sie schnarchend in ihren Betten lagen.

Ab 20 Uhr durfte nur mit Genehmigung Außenbeleuchtung in die Nacht strahlen. Diese Genehmigung wurde Privatpersonen aber nicht erteilt, sondern war Krankenhäusern, Polizei, Apotheken und allen Geschäften des öffentlichen Lebens vorbehalten. Aber auch dort gab es strenge Regeln, was die Beleuchtungsintensität und den Stromverbrauch betraf.

So waren die Nächte inzwischen wieder so, wie es die Natur vorgesehen hatte, weitgehend dunkel. Die Milchstraße begleitete die Nachtschwärmer auf ihren Wegen, wenn der Himmel aufklarte, und die Eulen konnten endlich wieder ungeblendet auf Mäusejagd gehen oder die Beamten beim Verteilen von Bußgeldern beobachten.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 19.11.2025:

Ja, das denke ich mir auch, lieber Bad, dass die Spaßkiller der Gesellschaft lediglich eine Umvorteilung des Geldes bewirken. Immerhin wurde die Milchstraße wieder sichtbar.
LG Babuschka

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