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geschrieben 2025 von Lüdel (lüdel).
Veröffentlicht: 28.05.2025. Rubrik: Märchenhaftes


Fliegengeld

verrücktes Märchen

Es war einmal …
Ein kleines Häuschen hatten sie geerbt. Nun standen sie davor – Vater, Mutter und Kind – und überlegten, ob sie es verkaufen sollten.
„Da müsste einiges gemacht werden“, meinte der Vater und öffnete die alte Holztür.
Die Mutter trat erschrocken zurück: „Oje!“, rief sie, „alles voller Spinnen und Spinnweben!“
Das Mädchen stellte fest: „Hier wohnen die Spinnen drin.“
So konnte man das Haus natürlich nicht verkaufen.
Doch drinnen, zwischen den Spinnweben, wurde es einigen Spinnen ganz murmelig im Magen. „Verkaufen?!“, flüsterten sie durcheinander.

Ein paar mutige, freche Jungspinnen nahmen all ihren Mut zusammen und riefen: „Wir wollen kaufen!“

Der Vater runzelte die Stirn. „Und womit wollt ihr bezahlen?“

Eine ältere Spinne kroch herbei und bot einige Dutzend Fliegen an.
Kurz darauf kam eine weitere, schon etwas betagtere Spinne mit einem winzigen Geldbeutel. Der war so klein, man musste zweimal hinschauen.

Die Mutter war empört:
„Mit Fliegengeld könnt ihr doch kein Haus kaufen!“

Die Spinne öffnete den Beutel: Darin lagen glänzende Silber- und Goldfliegen – allerdings kam ihnen nur ein muffiger Geruch entgegen.

Das Mädchen witzelte: „Bestimmt habt ihr euren Schatz eingesponnen!“

Da kam eine uralte Spinne mit Krückstock dahergekrabbelt. Sie hatte sich in der Ecke versteckt gehalten.
„Oben im Dachgeschoss“, krächzte sie, „durch die Dachluke – da liegt er!“

Also stiegen alle drei – Vater, Mutter und Kind – langsam hinauf.
Der Vater schob beherzt die Spinnweben zur Seite und entdeckte einen fast nicht mehr erkennbaren, eingesponnenen Koffer.
Mit einem Tuch wischte er die Spinnweben weg.
Die frechen kleinen Spinnen grinsten – sie waren schon oft heimlich im Koffer gewesen.

Der Koffer wurde geöffnet – und was war darin?

Alle drei sahen sich verdutzt an: Die Geldscheine waren vergilbt und von Mäusen angefressen.

Doch aus der Ecke kam ein kleiner Tupp von Spinnen herbeigeeilt. Mühsam schleppten sie etwas Rundes heran.
Der Vater hob es auf, hielt es vor sein Auge – tatsächlich: ein Silberstück!
Das Mädchen lächelte verschmitzt, tänzelte fröhlich im Kreis und rief:
„Dann gehört das Haus jetzt wohl den Spinnen!“

Und so war das mit dem Fliegengeld – und wenn die Spinnen nicht gestorben sind, leben sie noch heute glücklich und zufrieden in ihrem kleinen Spinnweben-Häuschen.

ENDE
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Im wahrsten Sinne des Wortes von meiner Tochter und mir ersponnen.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 29.05.2025:

Da haben die drei den Spinnen letztendlich für ein Silberstück das Haus verkauft, also doch recht billig.
Sehr nett zu lesen, euer ersponnenes Märchen.
LG Babuschka




geschrieben von lüdel am 29.05.2025:

Wahrscheinlich– ein seltenes Exemplar, eine Kostbarkeit aus Silber. Und wer weiß – die Spinnen sind raffiniert! Vielleicht liegt irgendwo noch mehr davon eingesponnen?






geschrieben von Rautus Norvegicus am 29.05.2025:

Toll ersonnen und ersponnen, dieses Märchen. Hoffentlich träume ich heute Nacht nicht von Spinnen am Krückstock, die Silbermünzen durch die verstaubte, mit Spinnennetzen verhangene Gegend rollen.
😃
Liebe Grüße,

Rautus




geschrieben von lüdel am 29.05.2025:

Rautus, ich habe schon geahnt, dass dir die Geschichte gefallen wird.

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