
geschrieben 2025 von Florian Link (Hanswurst).
Veröffentlicht: 25.04.2025. Rubrik: Lustiges
Wurst- und Durstgeschichten - Der Hanswurst und der Fall „Hopfen-Hugo“
Es gibt so Tage, da steht man einfach nur im Imbiss, isst seine Wurst, trinkt sein Bier und denkt sich: Schön, dass ich hier bin und nicht irgendwo anders. Heute ist so ein Tag.
Der Schorsch steht hinter der Theke. Sein Gesicht? Wie immer eine Mischung aus resignierter Professionalität und Wann zum Teufel bin ich hier gelandet?. Der Hape und ich stehen an unserem Lieblingsstammstehtisch, das Bier griffbereit, die Currywurst duftend vor uns.
„Ich sag’s dir, Hape,“ beginne ich, „manchmal fühlt sich das Leben an wie ’ne Detektivgeschichte.“
Der Hape kaut auf einer Pommes herum und sieht mich skeptisch an. „Ach Hanswurst, du hast doch noch nie einen Krimi gelesen. Du bist doch eher der Typ, der beim Tatort nach zehn Minuten einschläft.“
„Das ist gelogen!“ Ich tue empört, während ich meine Wurst in die Soße tunke. „Beim letzten Mal bin ich sogar schon nach fünf Minuten eingeschlafen.“
Da geht die Tür auf. Und herein stolpert niemand Geringeres als der Hopfen-Hugo, Besitzer der Kneipe Hopfenhaus. Der Hugo ist einer dieser Typen, die eigentlich nie wirklich in Panik geraten. So jemand, der eine Gasleitungsexplosion wahrscheinlich mit einem Schulterzucken kommentieren würde, weil er eh weiß, dass er den Schaden nicht zahlen muss. Aber heute? Heute sieht er aus, als hätte er den Teufel höchstpersönlich getroffen – oder noch schlimmer: das Finanzamt.
„Was ist denn mit dir los, Hugo?“ frage ich, während ich an meinem Bier nippe. „Du siehst aus, als hätte man dir dein Lieblingsbierglas geklaut.“
„Schlimmer!“ Der Hopfen-Hugo schwitzt. „Ich werde erpresst!“
„Erpresst?“ Der Hape lässt seine Pommes fallen. „Das ist ja wie im Krimi! Wer erpresst dich?“
„Die Rock’n’Roll Wheels,“ keucht Hugo und wischt sich über die Stirn. „Ihr Anführer, der Suzuki-Andi, will entweder meine Kneipe übernehmen oder mein Megabier. Sonst… sonst gibt’s Ärger.“
Ich lehne mich an den Tresen und zünde mir eine Kippe an. „Na, das klingt doch nach einem Fall für Sherlock Hanswurst und Dr. Hape-Watson.“
Der Hape stöhnt. „Ich werde dich schlagen. Irgendwann werde ich es wirklich tun.“
Der Schorsch brummt hinter seiner Theke. „Ich sag’s euch gleich: Ich bleib einfach der Schorsch. Ich werd garantiert nicht eure Mrs. Hudson.“
Ich winke ab. „Schorsch, du bist viel wichtiger als Mrs. Hudson. Du bist der Wirt. Und ohne Wirt gibt’s kein Bier, und ohne Bier gibt’s keine Detektivarbeit. Also. Hugo. Erzähl mal weiter.“
Der Hopfen-Hugo schluckt. „Die sind heute Nachmittag in meine Kneipe gekommen. Setzen sich an die Bar, tun so, als würden sie einfach nur was trinken. Und dann meint der Suzuki-Andi plötzlich, dass das Hopfenhaus ein gutes Clubhaus für seine Gang wäre. Und dass er mein Megabier unbedingt haben will. Offizielles Vereinsgetränk und so. Falls ich’s ihm nicht billig überlasse… nun ja… dann könnte es sein, dass mein Laden ein paar Probleme bekommt.“
Der Hape runzelt die Stirn. „Was genau wollen die mit deinem Bier machen? Verkaufen?“
„Oder saufen?“ werfe ich ein.
„Beides, glaub ich,“ antwortet Hugo. „Aber das Schlimme ist – sie meinen es ernst. Ich hab schon gehört, dass sie andere Läden in der Stadt plattgemacht haben. Wenn ich Nein sage, dann kann’s sein, dass ich plötzlich ’nen Rohrbruch oder ’nen Küchenbrand hab.“
Ich lasse das erstmal sacken. Dann nehme ich einen tiefen Zug von meiner Kippe und blase den Rauch in die Luft.
„Okay, Hugo,“ sage ich langsam. „Was hast du vor?“
„Ich weiß es nicht,“ seufzt Hugo. „Wenn ich zu den Bullen geh, dann hab ich vielleicht bald kein Geschäft mehr. Aber wenn ich nichts mache, gehöre ich bald denen.“
Der Hape nickt nachdenklich. „Das ist scheiße.“
„Das ist sehr scheiße,“ bestätige ich.
„Also, was tun wir?“ fragt Hugo.
Ich schaue auf meine Wurst. Ich schaue in mein Bier. Und dann schaue ich den Hape an.
„Wir gehen da hin und schauen, was die wirklich wollen.“
Der Hape verzieht das Gesicht. „Warte mal, wir? Seit wann bin ich denn in deiner Detektei angestellt?“
„Seit jetzt.“
„Gibt’s wenigstens ein Gehalt?“
„Ja. In Bier.“
Der Hape seufzt und nimmt einen großen Schluck. „Na gut. Aber wenn die uns die Knochen brechen, sag ich dir: Ich werde ein sehr schlechter Krüppel sein.“
Zwei Stunden später stehen wir vor dem Clubhaus der Rock’n’Roll Wheels. Ein düsterer Schuppen am Stadtrand, wo die Musik zu laut ist und der Geruch nach Benzin, Bier und Lederjacken in der Luft liegt.
„Na super,“ murmelt der Hape. „Und was ist jetzt der Plan? Klopfen und freundlich fragen, ob sie zufällig jemanden erpressen?“
„Natürlich nicht.“ Ich grinse. „Wir schleichen uns rein und hören uns um.“
„Und was, wenn wir erwischt werden?“
„Dann… äh… improvisieren wir.“
„Hanswurst,“ seufzt der Hape, „du hast wirklich einen exzellenten Plan ausgearbeitet.“
Aber dann haben wir Glück. Zwei Gangmitglieder verlassen gerade den Laden, und wir schlüpfen durch die Tür. Innen sitzt Suzuki-Andi an einem Tisch, umgeben von seinen restlichen Leuten.
„Das Megabier muss uns gehören,“ hören wir ihn sagen. „Sobald wir’s haben, machen wir unseren eigenen Online-Shop. Verkaufen das Zeug als handgebrautes Premiumbier – für den doppelten Preis.“
Ich grinse. „Ha! Ich wusste es! Die wollen den Hugo abzocken und sich an seinem Bier bereichern!“
„Und was machen wir jetzt?“ flüstert der Hape.
„Wir… holen Hugo dazu. Und dann drehen wir den Spieß um.“
Und genau das tun wir. Am nächsten Tag taucht Hugo in der Kneipe auf, tut so, als würde er einlenken, lässt sich aber alles haarklein von den Gangstern erzählen. Und wir? Wir haben das Ganze auf Band.
Ein paar Tage später steht Hugo wieder im Imbiss ums Eck, diesmal mit einem breiten Grinsen.
„Die Bullen haben sie hochgenommen! Genau so, wie ihr’s gesagt habt!“
Ich nicke zufrieden und zünde mir eine neue Kippe an. „Tja, Hugo, Gier ist die größte Schwäche solcher Leute. Und die Rock’n’Roll Wheels waren gierig.“
„Und was machst du jetzt mit deinem Megabier?“ fragt der Hape.
„Ich werde es noch besser vermarkten!“ lacht Hugo. „Mit einem neuen Slogan: Das Bier, für das Menschen sterben würden!“
Der Schorsch schüttelt nur den Kopf. „Ihr seid echt ein verrückter Haufen.“
Ich nehme einen letzten Schluck Bier und grinse. „Und genau das macht uns zu einem unschlagbaren Team. Prost.“
ENDE

