geschrieben 2025 von Rautus Norvegicus (Rautus Norvegicus).
Veröffentlicht: 17.08.2025. Rubrik: Menschliches
Die Mundharmonika - ein Straßendrabble 234
Essen Stoppenberg. Denke mal, es war so um 1973 bis 1974, ich so um die 10 Jahre. War im großen Park vor unserem Mietshaus, das nicht unseres war, ich wohnte da nur, spielen und die Gegend erkunden.
Es war Sommer, schönes Wetter und warm. Während ich abenteuerlustig durch die Büsche streifte, fand ich eine Plastiktüte. Inhalt irgend ein Krempel, uninteressant, weiß gar nicht mehr was. Und eine Mundharmonika. Die Tüte schmiss ich wieder auf den Boden, die Mundharmonika, es war eine richtig schwere, große, aus silbernem Metall, nahm ich mit nach Hause. Beim Abendbrot nahm ich sie, entlockte ihr ein Paar Töne, hielt die Hand auf und tat so, als ob ich ein Bettler wäre. Meine Mutter lachte, klar, ich war ja schließlich der kleine Sohn, da lachen Mütter aus reiner Zuneigung über den größten Stuss. Bekommen hab ich aber nichts.
Ich versuchte dann noch abends und am nächsten Tag, Lieder darauf zu blasen, was natürlich nicht funktionierte, weil ich ja nie gelernt hatte, Mundharmonika zu spielen. Am nächsten Tag konnte ich es immer noch nicht. Stattdessen bekam ich jetzt endlich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte von irgend einem
Mann, wahrscheinlich einem Obdachlosen aus dem nahen Wohnheim, die Sachen genommen. Die er, warum auch immer, im Gebüsch liegen oder sogar versteckt hatte.
Die Mundharmonika hab ich zurück in die Tüte gesteckt und wieder dort ins Gebüsch gelegt. Ich hoffe, er hat sie wieder
gefunden!

