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geschrieben 1984 von Jens (Jens Richter).
Veröffentlicht: 07.08.2025. Rubrik: Abenteuerliches


Raumschiff RX1 in Gefahr

Diese Begebenheit trug sich im Jahre 2167 zu.
Der Raumfahrtminister der Vereinigten Amerikanischen Staaten schloss die Unterredung im Weißen Haus in Washington mit folgenden Worten,
"Meine Herren, sie wissen, dass die irdische Raumfahrt nun bald hundertfünfzig Jahre auf ein und demselben Niveau stehen geblieben ist. Doch plötzlich völlig unerwartet und ohne großen Medienrummel stellt die Allstaatenunion ein Raumschiff vor, das alle bisherigen Entwicklungen in den Schatten stellt und bei dem alle schwierigen Probleme gelöst worden sind. (Der Minister holte kurz tief Luft und sprach sogleich weiter.) Das unverständliche ist dabei, dass unsere Raumforschung stets die besseren Entwicklungen parat hatte und wir jetzt erstmals im Hintertreffen sind. Wir brauchen daher entweder die Konstruktionspläne von dem neuen Raumschiff oder das Raumschiff selbst, um etwas Gleichwertiges nachbauen zu können. Ich erwarte deshalb von ihnen konkrete Vorschläge, damit wir an brauchbares Material herankommen. Danke für ihre Aufmerksamkeit."
Der Minister, ein Mann in seinen besten Jahren ordnete seine Schreibutensilien in seinen Diplomatenkoffer ein und verließ das Konferenzzimmer.
Drei wichtige Personen waren zurückgeblieben: Roland Graham - Chef des
Raumsicherheitsdienstes, John Litham - ein routinierter Shuttlepilot und Olaf
Donaldson - Raumforschungsagent. Die Männer schwiegen. Der Minister hatte ihnen keine leichte Aufgabe erteilt, doch sie waren für solche Spezialaufträge die zuverlässigsten und abgeklärtesten Leute. Sie durften der Regierung keine Schande bereiten, die auf ihre Fähigkeiten baute. Schließlich waren sie mitbetroffen, dass die Staaten noch kein hochmodernes Raumschiff entwickelt hatten.
Hier muss ich kurz anmerken, dass es seit 2018 nur noch zwei Staatenbünde auf der Erde gibt. Zum einen die Vereinigten Staaten Amerikas, die den amerikanischen Doppelkontinent umfassen und die Demokratischen Allstaatenunion, die die restlichen Erdteile vereint hatte. Die Hauptstadt der Vereinigten Amerikanischen Staaten ist Washington und die der Demokratischen Allstaatenunion Berlin. Beide Staaten besitzen eine eigene
ausgeprägte Raumfahrt.
Nachdem im Jahre 2056 Verträge über die zivile Nutzung der Kernenergie unterzeichnet worden sind, versuchten beide Staaten immer wieder durch besondere Raumforschungsergebnisse eine Vormachtstellung anzumelden.
Mit dem Bau des Raumschiffs RX1 wurde der bisherige Rückstand der Union aufgeholt und die Entwicklungen der Staaten bei weitem übertroffen.
Nun kann sich jeder gut vorstellen, dass die Fertigstellung des Raumschiffes RX1 für die Staaten sehr überraschend kam und ihre Behörden zu unlauteren Mitteln greifen würden, um mit der Allstaatenunion gleichzuziehen. Olaf Donaldson, ein gut durchtrainierter, skandinavischer Typ, begann das Schweigen zu brechen.
"Ich habe mir überlegt, dass es einfacher ist ein Raumschiff zu kidnappen, als irgendwo Unterlagen ausfindig zu machen."
"Da haben sie verdammt recht", knurrte Graham nachsinnend. "Haben sie schon gewisse Vorstellungen oder einen Plan für ein Kidnapping?"
"Ja", triumphierte der Raumagent. "Es ist ja durch die Presse bekannt, dass die RX1 in diesem Jahr einen Testflug von Berlin-Schönefeld aus zum Mond startet und dass die drüben noch Besatzungsmitglieder für den Testflug anwerben. Wir müssen John Litham in die RX1 einschleusen, er kann uns über die Stärke der Besatzung informieren und bei dem Kidnapping ein guter Helfer sein."
"Keine dumme Idee", sagte Litham einverstanden, "und wie soll der Plan aussehen, um die RX1 zu kidnappen?"
"Nicht so schnell", wehrte Donaldson ab. "Zuerst bekommen sie eigene einwandfreie, getürkte Unterlagen. Sie reisen damit nach Berlin und bewerben sich als Offizier. Wenn alles geklappt hat, nehmen wir erneut Kontakt auf. Ich werde sie dann treffen und berichten wie der weitere Plan aussehen wird. Wird ihre Bewerbung abgelehnt, gibt es sicher
noch andere Wege wie wir dem Raumschiff Herr werden."
Litham erhielt die Unterlagen und flog noch in der selben Woche nach Berlin. Tage später klingelte in Grahams Arbeitszimmer das Telefon. Graham nahm den Hörer ab. Litham rief ihn an.
"Mister Graham". rauschte Lithams Stimme im Hörer. "Ich bin gut in Berlin
angekommen und rufe sie vom Raumflughafen Berlin-Schönefeld an."
"Ja und ging alles klar?" fragte Graham erwartungsvoll.
"Selbstverständlich", antwortete Litham.
"Das ist ja Spitze!"
"Nun, für die RX1 fehlte tatsächlich noch der zweite Offizier und da meine Unterlagen lupenrein waren, habe ich den Posten auch gleich bekommen."
"Wann wird die RX1 zum Mond starten."
"Am 20. Oktober. 9.00 Uhr."
"Also in sieben Monaten."
Eine kurze Pause entstand, da es im Hörer rauschte, ehe Litham weitersprechen konnte.
"Die Mannschaft besteht aus sechs Mann. Dem Kapitän, dem 1. Offizier, dem Funker, einem Bordarzt, einem Mechaniker und mir."
"Gut", meinte Graham, "ich werde Donaldson zu ihnen schicken. Wann und wo wollen sie sich mit ihm treffen?"
"Am Besten heute in zwei Wochen, gegen 11.00 Uhr vor dem Eingang des
Pergamonmuseums in Berlin."
"Nun denn. Hoffentlich läuft alles so ab, wie wir es uns wünschen. Auf Wiederhören."
Das Gespräch war beendet und Graham legte den Hörer auf die Gabel des
Telefonapparates. Er eilte zum Nebenzimmer, in dem seine Sekretärin arbeitete.
"Miss Kelly", sprach er fröhlich, "informieren sie bitte Donaldson, dass ich ihn dringend sprechen muss."
Auf einer Parkbank vor dem Eingang des Pergamonmuseums ließ sich Litham nieder. Einen Moment später gesellte sich Olaf Donaldson zu ihm.
"Guten Tag", raunte Donaldson Litham zu. Der Angesprochene erwiderte den Gruß.
"Da alles so gut gelaufen ist", begann Donaldson, um gleich auf den Punkt zu kommen, "möchte ich sie jetzt über den Ablauf des weiteren Planes unterrichten. Ein paar Tage vor dem Start der RX1 werde ich mit der Raumfähre "Nevada" zum Mond fliegen, um dort eine Havarie vortäuschen. Es wird alles so aussehen, als wären wir von einem Kometen schwer getroffen worden. Wir werden dann den Start der RX1 abwarten und anschließend SOS funken. Die RX1 muss uns laut internationalen Regelungen helfen, wenn wir in Not geraten sind. Ich weiß zwar nicht wie ihre Hilfe aussieht, bin aber ganz zuversichtlich, dass dabei bestimmt der größte Teil der Besatzung ausrücken wird. Dann werde ich mit meinem Team kommen, um das Raumschiff zu kidnappen. Sie haben die Aufgabe ihren Dienst so zu legen, dass sie an Bord sind, um uns zu empfangen und an Bord einzuweisen."
"Gut, so kann es laufen", gab Litham seinem Landsmann zu verstehen. "Aber was passiert, wenn ein anderes Raumfahrzeug den SOS-Ruf aufschnappt und eher zu Hilfe eilt?"
"Solche Bedenken hatte ich anfangs auch. Aber von den Staaten ist kein Raumfahrzeug in der Nähe des Mondes. Wir haben Order erlassen, dass keiner in diesem Zeitraum ins All starten darf und auch kein Raumfahrzeug, das im All ist, auf unsere SOS-Rufe reagieren darf."
"Na super. Da kann nichts mehr schief gehen, denn von der Union fliegt schon ewig kein Raumfahrzeug mehr im All. Alles dreht sich hier ausschließlich mit dem Start der RX1."
"Wenn das so ist, lieber Litham, dann sehen wir uns auf dem Mond wieder. Bis dahin, auf gutes gelingen."
Donaldson verschwand und das geplante Kidnapping nahm seinen Lauf.
In den frühen Morgenstunden des 13.10. startete die Raumfähre "Nevada" mit zwölf Mann an Bord zum Erdtrabanten. Sie legte die rund 385000 Kilometer Entfernung in zehn Stunden zurück. Ihre durchschnittliche Geschwindigkeit während des Fluges betrug 40.000 km/h und landete auf der Kehrseite des Mondes.
In aller Seelenruhe bereitete Olaf Donaldson die manipulierte Havarie vor. Er brauchte nur einen der drei Stützfüße der Raumfähre mit Laser abzubrennen, damit die "Nevada" auf die Seite fiel und somit war sie manövrierunfähig. Die Havarie sah so echt aus, dass keiner jemals an ihr gezweifelt hätte.

Der 20.10. war ein sonniger Herbsttag, der ideale Starttag für das neue Raumschiff RX1. In einem umzäunten Gelände stand der hundert Meter hohe Raumkoloss, die RX1. Für ihren Betrachter mag das Raumschiff vielleicht plump ausgesehen haben. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass die RX1 das fortschrittlichste Raumschiff der Erde war.
Etwa um 8:00 Uhr brachte ein Bus die sechsköpfige Besatzung zum Raumschiff. Vor der Gangway hielt er und die Männer Kapitän Jahn Hohlfeld, der 1. Offizier Denis Lavall, der 2. Offizier John Litham. der Funker Roland Maiberg, der Bordarzt Doktor Weizacker und der Mechaniker Iwan Petrowitsch stiegen aus. Als ihr Gepäck in den Laderaum der RX1 geräumt war, verschwanden die Männer im Inneren des Raumschiffs und der Bus fuhr davon.
Im Inneren der RX1 beförderte ein Fahrstuhl die Männer in die oberste Etage, der Zentrale des Raumschiffes. In der RX1 war es nicht mehr erforderlich. sich bei Start- und Landemanövern auf den Pilotensesseln anzugurten, sondern man konnte ganz bequem sitzen oder auch stehen. Man hatte für das Raumschiff ein Druckausgleichssystem konstruiert, das den entstehenden Druck auf stets erträgliche Werte änderte.
Die Männer nahmen auf ihren vorgesehenen Sesseln Platz und warteten die Zeit bis zum Start ab. Der Kapitän nutzte die verbleibende Zeit, um den Ablauf des Testflugs nochmals zu erörtern. Er wies jeden darauf hin, die Armaturen umsichtig und korrekt zu prüfen, damit in Zukunft keine ernsten
Komplikationen auftreten.
So rückte der Zeitpunkt des Starts heran. Auf einem Monitor erschien die
momentane Zeit. Es war jetzt 8:57 Uhr. Die nächsten drei Minuten verstrichen zügig. Dann zeigte ein Monitor die letzte Minute als Countdown an.
Das Startsignal ertönte und der Kapitän drückte den Startknopf auf dem Steuerpult. Vier Bildschirme übertrugen die technischen Daten des Startvorganges. Als das Raumschiff die Atmosphäre hinter sich gelassen hatte, schaltete der Computer die Übertragungselemente ab und beschleunigte die RX1 auf 50.000 km/h. Sieben Stunden später umrundete die RX1 bereits den Mond.
Die Männer besetzten ihre vorgesehenen Arbeitsplätze. Litham verhielt sich äußerst bedacht, damit keiner seine verbrecherischen Absichten durchschauen konnte.
Roland Maiberg schlenderte in die Funkzentrale und schaltete das Funkgerät ein. Ein SOS-Ruf hallte ihm entgegen. Er schaltete den Bandschreiber dazu, um das Lochband mit dem aufgezeichneten Gesprächsinhalt dem Kapitän zu übergeben.
"Hier RX1, hier RX1", antwortete er auf den SOS-Ruf. "RX1 hat einen Notruf empfangen. Welches Raumfahrzeug ruft?"
"Raumfähre 'Nevada' ruft", antwortete es aus dem Funkgerät.
"Was ist mit euch passiert?"
"Wir sind vor ca. 48 Stunden von einem Kometen getroffen worden. Da wir keinen größeren Schaden vermutet hatten, sind wir auf dem Mond gelandet. Doch der Komet hat uns einen Stützfuß abgerissen und so sind wir bei der Landung umgestürzt. Wir sind nicht in der Lage die Raumfähre aus eigener Kraft aufzurichten und erwarten eure Hilfe."
"Warum habt ihr nicht gleich zur Erde gefunkt, um Hilfe zu holen?"
"Weil unser Funkgerät bei dem Sturz einen Knacks abbekommen und ich es erst vor wenigen Minuten in Gang setzen konnte. Da haben wir euch schon geortet und den Notruf abgesetzt."
"Gut, ich schalte jetzt ab. Wir werden umgehend Hilfsmaßnahmen einleiten."
Maiberg riss das ausgeworfene Lochband ab und brachte es zum Kapitän, der mit seinen beiden Offizieren in der Zentrale arbeitete. Der Kapitän las den Inhalt des Funkspruchs allen Anwesenden vor. Litham freute sich innerlich, wie perfekt sein Landsmann Donaldson den Plan initiiert hatte und konnte es jetzt kaum noch erwarten, das Raumschiff zu kapern.
Der Kapitän meinte besorgt, "Wir müssen hier unbedingt helfen. Litham, sie werden das Radargerät bedienen. Wir müssen die RX1 bis auf 1500 m an die Mondoberfläche heran fliegen.“
Die Befehle wurden sofort ausgeführt. Das Raumschiff überflog gerade die Kehrseite des Mondes, als Litham aufgeregt rief und die anderen zum Monitor heranwinkte.
"Da befindet sich die Raumfähre."
Das Bild zeigte die Raumfähre, die umgekippt zwischen flachen Kratern lag.
Maiberg teilte der Raumfähre 'Nevada' mit, dass man sie gesichtet hatte und dass die RX1 in kurzer Zeit landen wird.

Donaldson suchte sich fünf Männer seiner Besatzung aus, mit denen er die RX1 kidnappen wollte und verließ mit ihnen die Raumfähre. Sie versteckten sich in einer tiefen Krateröffnung und erwarteten die RX1.
Es war noch nicht viel Zeit verstrichen, da landete das Raumschiff auf einer Ebene, nicht sehr weit entfernt von den Kidnappern. Gespannt lauerten sie nun bis der Hilfstrupp der RX1 zur 'Nevada' ausgerückt war, um dann den Coup auszuführen.
Lieber Leser, an dieser Stelle setze ich von Dir voraus, dass du darüber informiert bist, dass alle Menschen die sich auf dem Mond aufhalten, einen Skaphander tragen müssen.
Der Erdtrabant besitzt nämlich keine Atmosphäre und seine Außentemperaturen sind für Menschen lebensbedrohlich.
Nachdem die RX1 auf dem Mond gelandet war, versammelte sich die gesamte Mannschaft auf der Zentrale. Der Kapitän wollte seine Mannschaft für die Hilfsaktion einteilen.
"Wir müssen einer amerikanischen Raumfähre Hilfe leisten, die eine schwere Havarie erlitten hat. Vier Mann müssen dazu mitkommen, die ich folgendermaßen in die Planetfahrzeuge eingeteilt habe. Der Bordarzt und ich gehen in das erste Fahrzeug und der 2. Offizier mit dem Mechaniker in das zweite. Der 1. Offizier und der Funker haben Bordwache."
Diese Einteilung passte Litham überhaupt nicht, er musste unbedingt beim Raumschiff bleiben.
"Nein", log er deshalb, "ich möchte beim Raumschiff bleiben, da ich heute unter Kopfschmerzen leide und einen Druck im Magen verspüre."
"Der 1. Offizier muss aber stets im Raumschiff bleiben, wenn der Kapitän außerhalb vom Schiff ist", lehnte der Kapitän ab.
"Wenn es dem 2. Offizier nicht gut geht", mischte sich der Bordarzt ein, "so ist es günstiger für ihn, wenn er den leichten Dienst an Bord durchführt. Wenn wir zurück sind, untersuche ich ihn."
Der Arzt hatte zu Lithams Freude entschieden. Er blieb mit dem Funker an Bord. Ihn würde Litham mit Donaldsons Hilfe leicht überrumpeln. Im dritten Geschoss der RX1 standen die zwei Planetfahrzeuge, Kettenraupen mit 20.000 PS-Motoren. die mit Plasmaschweißgeräten, Sauerstoffflaschen, Stahlseilen, hydraulischen Stützgerüsten und anderen Geräten ausgestattet sind. Die Männer selbst steckten in grauen Skaphandern. die sie vor der extremen Kälte 110°C schützen sollten.
Litham lud die Fahrzeuge per Magnetkran auf dem Mondboden ab. Der Magnetkran wurde auch von der Zentrale aus gesteuert und mit Monitoren konnte man seine Arbeit gut überwachen. Die vier Männer stiegen darauf in die Planetfahrzeuge ein und fuhren in Richtung der Raumfähre 'Nevada' davon.
Nachdem die Fahrzeuge weit genug weg waren. Maiberg verfolgte sie noch immer auf dem Monitor, verließ Litham die Zentrale und fuhr mit dem Lift zum Einstieg des Raumschiffes. In seiner Ungeduld hatte er jedoch nicht darauf geachtet, dass der Funker in der Zentrale saß und alles, was draußen geschieht sehen konnte.
Die Monitore zeigten nichts als öde Landschaft und die Planetfahrzeuge in der Ferne.
Plötzlich, der Funker starrte entsetzt auf die Bildschirme, kamen sechs Gestalten aus einem Mondkrater hervorgekrochen. Um zu erfahren, was sie in der Nähe der RX1 verloren hatten, schaltete er die Außenbordmikrofone zu. Jetzt sah er auch Litham im Schutzanzug, der den sechs Männern in ihren rotbraunen Skaphandern entgegen schritt und einem die Hand zum Gruß reichte.
"Tag, Litham", sagte dieser, "haben Sie alles vorbereitet?"
"Ja". erwiderte Litham. "alle, außer unser Funker sind von Bord gegangen und den nehmen wir gefangen. Danach jeder auf den vorgesehenen Platz und sofort starten."
Der Funker hatte die Worte verstanden. Er war erschrocken, dass Litham in Wirklichkeit ein fieser Verbrecher ist und musste schnell handeln. Sollte er die Besatzung herbei funken? Nein, es würde zu lange dauern, ehe die Kameraden wieder beim Raumschiff wären. Da fiel ihm ein, dass man von der Raumzentrale aus, ein künstliches Gravitationsfeld um das Raumschiff aufbauen konnte, das etwa sechsmal stärker ist, als das der Erde. Mit dieser Kraft wollte Maiberg die Kidnapper festsetzen.
Das künstliche Gravitationsfeld war geschaffen worden, um alte Satelliten und Flugkörper einzufangen, indem das Feld sie zu dem Raumschiff zieht. Mit einem Magnetkran konnte man den Raumschrott dann bequem ins Innere der RX1 verladen.
Die sieben Entführer waren nur noch dreißig Schritt vom Raumschiff entfernt. In fieberhafter Eile suchte Maiberg und fand rechtzeitig den vorgesehenen Knopf. Die Banditen prallten gegen die Außenwand der RX1. Im letzten Augenblick hatte Maiberg sie festgesetzt.
Maiberg funkte die Kameraden an und teilte ihnen die Ereignisse der letzten Minuten mit. Der Kapitän lobte seinen Scharfsinn und sagte Maiberg, dass sie sofort nach getaner Arbeit zum Raumschiff zurückkehren würden. Erstaunt über Litham, dem man diese schmutzige Machenschaften nicht zugetraut hätte.
Nach zwei langen Stunden kamen die Planetfahrzeuge an gebrummt. Maiberg schaltete kurz vorher das Gravitationsfeld ab, um die eigenen Kameraden nicht zu gefährden. Die Verbrecher fielen zu Boden. Sie konnten nicht mehr entfliehen, denn sie waren in einem Zustand, der einer starken Benommenheit glich. Wie zahme Tiere lagen sie da. Sofort nahm
man die sieben Verbrecher fest und brachte sie in eine Schaumgummizelle. Sie war ursprünglich für Raumfahrer vorgesehen, die unter einem Raumkoller litten.
Nun erzählte der Kapitän Maiberg, dass man der Raumfähre einen provisorische Stützfuß angeschweißt hatte und sie dann mit den Planetfahrzeugen wieder aufgerichtet hatte. Der Kapitän hatte auch die bei der Fähre verbliebene Besatzung gemaßregelt, weil sie solch ein Verbrechen unterstützt hatten. Er klärte sie auf, dass ihre Kumpane gefangen worden sind, als sie in die RX1 eindringen wollten. Außerdem empfahl er ihnen unverzüglich in ihre Heimat zurückzufliegen, um weiteren Ärger aus dem Weg zu gehen. Die Männer der RX1 warteten nun noch ab, bis die Raumfähre startklar war und kehrten dann zu ihrem Raumschiff zurück.
Maiberg war den restlichen Tag der Held an Bord. Ihm zu Ehren trank man einige Gläser Sekt.
Einen Tag später setzte die RX1 ihren Testflug fort. Die Armaturen funktionierten ausgezeichnet. Der Test wurde mit Bravour bestanden.
Doch das Verbrechen der Staaten wird wohl stets im Gedächtnis derer verurteilt werden, die das Raumschiff auf Herz und Nieren testeten.

(C) Jens Richter, Februar 1984

counter4xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Rautus Norvegicus am 07.08.2025:
Kommentar gern gelesen.
Eine Langgeschichte. Muss ich in mehreren Etappen lesen.

Beste Grüße
🙂
Rautus




geschrieben von Jens Richter am 07.08.2025:

Hallo Rautus, vielen
Dank für Deine Bewertung und Deinen Kommentar.
Diese Geschichte ist ein Frühwerk von mir. Ich habe das Konzept in den letzten Winterferien meiner Schulzeit geschrieben.
Jetzt darf es auch mal aus der Schublade.
Es sind im Original nur fünf beschriebene A4-Seiten.
Viele Grüße von Jens





geschrieben von lüdel am 07.08.2025:
Kommentar gern gelesen.
❤Wer da einem eine Raumfahrtsgrube gräbt …
Raumfahrtmäßig gut gelungen!
Gut, Jens, dass du die Raumfahrtsgeschichte entknittert und rausfliegen hast lassen 🚀😉





geschrieben von Jens Richter am 07.08.2025:

Hallo Lydia, besten Dank für Deinen Kommentar und Deine Bewertung.
Sicherlich hast Du Dich über die alten Begrifflichkeiten gewundert, aber die Geschichte ist über 40 Jahre alt und ich bin in der Ex-DDR groß geworden. Ich wollte das bewusst nicht an den heutigen Sprachgebrauch anpassen.
Galaktische Grüße von Jens




geschrieben von lüdel am 07.08.2025:
Kommentar gern gelesen.
Nicht unbedingt. Nachdem ich ‚1984‘ gesehen habe, war mir das schon klar.
Dadurch hat es noch mehr Charme. Man wundert sich, wenn man so ältere Geschichten wieder hervorkramt, wie sie wirken.





geschrieben von CaptainX am 09.08.2025:
Kommentar gern gelesen.
Cool. Eine Geschichte nach meinem Geschmack. Mit dem Flair und Zeitgeist der 80er wirkt das Ganze auf seine eigene Art. In einer 'modernen' Fassung könnte es nur verlieren.




geschrieben von Jens Richter am 09.08.2025:

Hallo CaptainX, vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine Bewertung.
Das ist/war mein einziger Schreibabstecher mit einem Weltraumabenteuer.
Ich habe noch eine alte StarWars-Geschichte aus den 90ern, aber die könnte man eher unter Fanfiktion einordnen.
Und die müsste ich 1:1 erst von einem alten Fanzin abtippen.
Ich hoffe auch, dass Du wieder eine Geschichte nachlegst.
Galaktische Grüße von Jens



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