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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Codec Diva.
Veröffentlicht: 22.09.2025. Rubrik: Unsortiert


K.O. mit Samtpfoten

Ich erwache auf Georgs Sofa im Wohnzimmer. Unter einer Wolldecke. Mit Blutdruckmesser am Handgelenk. Anscheinend ging ich k.o. und mein Gastgeber hat mich und meine Werte im Auge behalten, für den Fall, dass ich einen Ambulanzwagen brauche.

Auf meiner Brust schläft das graue Kätzchen, das Alexus mitgebracht hat.

"Guten Morgen", grüßt Georg von jenseits des Couchtisches und hebt im Halbdunkel sein Cocktailglas mit Glasstrohhalm.

Ich greife nach dem Rücken der Katze. "Wie spät ist es?"

"Zwei."

Das Kätzchen ist auch erwacht und beginnt zu schnurren.

"Wo ist Alexus?"

"Vor einer Stunde raus. Wollte nicht auch k.o. gehen."

"Warum hat er seine Katze nicht mitgenommen?"

Ich unterbreche meine Liebkosung, um den Blutdruckmesser aufzupumpen.

"Ist nicht seine Katze. Er hat sie im Stiegenhaus gepflückt. Gehört hoffentlich irgendwelchen Nachbarn. Was willst du trinken?"

"Espresso, bitte."

Georg steht auf, verschwindet in der Küchennische. Dann lacht er mich aus, in den Kaffeemühlenlärm hinein: "Du alter Mann! Ecstasy, Wodka, vier Mojito, Ganja und Poppers -- eins war zuviel!"

Im Lärm kann ich nicht hören, wie die Katze schnurrt, aber auf der Brust fühlen.

Georg kehrt zurück und stellt mir einen Pappbecher auf den Couchtisch. 99 zu 68. Mal sehen, wie hoch der Blutdruck nach dem Espresso ist. Das Tier legt mir eine Hand auf die Wange.

"Diese Katze mag dich", stellt Georg fest und legt ein großes Zigarettenpapier in die Bauschale.

"Für die Katze bin ich krank", erkläre ich. "Viele Katzen wollen kranke oder traurige Menschen trösten."

Georg schaltet mit der Armbanduhr lauten Deutsch-Rap ein. Schrecklich. Dann zerreibt er fachmännisch botanisierte Blüten im Grinder. Die Katze steht auf und beginnt, mit beiden Händen nach der empfindlichsten Stelle in meinem Sonnengeflecht zu suchen.

In der Bauschale mischt mein Gastgeber zerriebene Blüten und Tabak, rollt und vollendet den Spliff mit der Zunge. Dann hämmert jemand mit den Fäusten an der Tür.

Georg steht auf und verschwindet. Beschwerde wegen Lärm, wetten?

Die Katze macht unter Einsatz der Krallen in meinen Bauch und in meine Brust einen Satz und verschwindet mit erhobenem Schwanz.

"Dreh den Scheißkrach ab", keift eine weibliche Stimme.

Der Deutsch-Rap verstummt.

"Du hast meine Katze gestohlen! Gib meine Katze her!" Die Stimme hat noch mehr zu keifen.

Georg sagt etwas. Die Tür fällt ins Schloss.

Dann erscheint er in Begleitung einer kleinen, nicht ganz jungen, Frau im Bademantel. Handtuch um die Haare gewickelt.

"Das ist Codeximaus", stellt mich Georg vor. "Codey, das ist Nadja."

"Sehr erfreut", sage ich; mache Platz am Sofa, der sogleich von der Katze eingenommen wird. Ich entferne den Blutdruckmesser. "Wie heißt die Katze?"

Nadja setzt sich auf den Polster neben Georg. "Sophie. Ein Jahr alt."

Sophie steigt auf meinen Schoß. Nadja zündet sich Georgs Spliff an.

Georg fragt Nadja: "Wodka?"

"Wodka? Immer."

Das kann heiter werden.

Sophie übermittelt mit Kopf und Augen den Wunsch nach weiteren Liebkosungen, dem ich sogleich nachkomme. Sophie schnurrt.

"Der Shit ist richtig gut", sagt Nadja, bläst unserem Gönner Rauch ins Gesicht und reicht Georg den Spliff.

"Danke. Koks auch?" Georg greift nach dem Tupperware-Behälter mit den gesetzeswidrigen Vorräten.

"Du hast Cola?" Nadja ist entzückt. "Sag ich nicht nein."

Ich sage Nein. Mag ich nicht.

Drei Lines und zwei Achterl Wodka später muss ich die beiden allein lassen. Georg küsst Nadja auf den Mund und streift ihr den Bademantel ab. Plötzlich trägt Nadja nur noch ein Handtuch am Kopf.

Verabschieden tue ich mich nur von Sophie. Ich bin beleidigt. Jetzt fährt nicht einmal mehr eine Stadtbahn.

:wq

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 24.09.2025:

Hallo Codec Diva,
ja, so kann ein verkaterter Abend verlaufen. Wie bist du nur nach Hause gekommen?
LG Babuschka




geschrieben von Codec Diva am 24.09.2025:

Liebe Babuschka, ich bin mit der ersten Stadtbahn nach Hause gefahren. Bis dahin war ich in einem Lokal Kaffeetrinken bis vier. Nach der Sperrstunde habe ich Im Lokal beim Putzen geholfen und dem Barmann den Müll im Hof weggeschmissen. Danke der Nachfrage.

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