Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
hab ich gern gelesen
Diese Geschichte ist auch als .pdf Dokument verfügbar.
geschrieben 2020 von Manuel Magiera (Manuel).
Veröffentlicht: 22.11.2025. Rubrik: Spannung


Tod in der Eishalle Teil 2

Teil 2

„Was glaubst du?“, fragt er Ariane. „Ist das schon eine Spur?“ Ariane nickt.
„Möglich, wir werden uns mit Tim unterhalten. Sabine wird sich die Situation im Verein ansehen.“

Dienstag, 19. Februar, Polizeipräsidium.

Max Sommer gibt seiner Kollegin Sabine Reichertson einen Becher Kaffee. Ariane sieht schmunzelnd zu. Die Tür öffnet sich und Oberstaatsanwalt Bernd Müller tritt ein, zusammen mit dem Dienststellenleiter, Frieder Jungsen. Die Männer nehmen neben den Schreibtischen Platz. Jungsen sieht Sabine an. Sie ergreift das Wort.

„Ja, ich glaube, mein Freund Fricke hatte den richtigen Riecher. Die Wettbewerbe sind den Mädels weniger wichtig. Das war bei uns damals anders. Aber der schöne Tim hat so gut wie allen zwischen zehn und achtzehn Jahren den Kopf verdreht. Der einzige, der nicht von ihm schwärmt ist Christian, ein großes Talent, übrigens. Aber der ist erst zwölf und kann mit dem liebestollen Verhalten der Mädchen wirklich nichts anfangen.“ Müller fragt direkt:

„Haben Sie schon einen konkreten Verdacht? Es geht hier um ein Kapitalverbrechen an einem sechzehnjährigen Mädchen!“

„Dafür ist es noch zu früh, mir fehlen Beweise“, antwortet Sabine. „Aber mir ist aufgefallen, dass sich eines der Mädchen sehr bedeckt hält und auch wenig Schwärmerei für Tim zeigt.“

„Gut, dann bleiben Sie dran und informieren mich, sobald Sie etwas haben“, entscheidet Jungsen. Er und Müller verabschieden sich und verlassen das Büro.

„Ich werde mich mit Tim unterhalten, er liebt Miriam sehr und er leidet unsäglich unter dem Tod von Tatjana“, erklärt Sabine.

„Ich habe ihn vorgeladen. Er müsste eigentlich schon hier sein“, meint Max. „Dann sollte er dich nicht sehen.“ Ariane zeigt auf das Büro neben an. Sie lässt die Tür einen Spalt offen, nachdem Sabine sich zurückgezogen hat. Es klopft. Max ruft laut:

„Herein!“ Ein deprimiert wirkender junger Mann von achtzehn Jahren betritt das Büro.
„Ich bin Tim Weber und soll mich bei Ihnen melden“, sagt er leise. Ariane steht auf und gibt ihm die Hand.

„Ariane Kleiberts. Kommen Sie, Herr Weber. Setzen Sie sich.“ Sie führt ihn zu ihrem Schreibtisch und lässt ihn auf dem Stuhl daneben Platz nehmen. „Bitte sagen Sie doch Tim. Und Sie können mich auch gerne noch duzen.“

„Tim. Wie geht es Miriam?“
„Sie liegt im Krankenhaus, aber sie soll nächste Woche in die Reha. Die Ärzte wissen noch nicht, ob sie jemals wieder eislaufen kann.“ Tim fängt zu weinen an. Max legt ihm tröstend seine Hand auf die Schulter.

„Kannst du dir vorstellen, wer Miriam und Tatjana so etwas antun könnte?“ Der junge Mann schüttelt den Kopf.
Ariane blickt ihn bewundernd an.

„Tim, du siehst verdammt gut aus, wenn ich das als erwachsene Frau mal sagen darf. Wenn ich sechzehn wäre, würde ich keine Nacht mehr ruhig schlafen können. Ist dir bei den Mädchen nichts aufgefallen?“

„Doch, natürlich. Ich weiß, welche Wirkung ich auf Frauen habe. In den Staaten war es ähnlich. Aber, ich will doch nur eislaufen und einen Beruf lernen. Ich kann doch nichts dafür.“ Ariane seufzt.

„Tim, ich möchte, dass du dich erinnerst. Für uns ist jede Kleinigkeit wichtig. Wie war es, als du Miriam und die anderen das erste Mal gesehen hast? Hat sich eines der Mädchen merkwürdig verhalten, nachdem du mit Miriam zusammen gekommen bist? Ihr seid ja nicht nur auf dem Eis ein Paar. Wie war dein Verhältnis zu Tatjana?“, fragt Max eindringlich.

Tim putzt sich die Nase. „Als Miriam verunglückte, kam Irina auf mich zu. Irina Schreibers. Sie fragte, ob was mit Miriams Schuhen sei, das fand ich merkwürdig, denn es hieß nur, dass sie gestürzt wäre und einen Unfall gehabt hätte.“ Ariane hebt den Kopf.

„War im Verein bekannt, dass Tatjana deine Cousine war? Warst du irgendwann einmal mit ihr nach Miriams Unfall allein? Hat euch jemand aus dem Verein gesehen?“ Tim überlegt.

„Also, dass ihre Mutter eine Schwester meiner Mutter ist, weiß eigentlich nur Herr Fricke. Ich bin ja auch erst seit ein paar Monaten hier. Als ich aus dem Geschäft kam, traf ich zufällig Tatjana. Sie hat mich trösten wollen und an der Bushaltestelle gab sie mir zum Abschied einen Kuss. Aber das war doch harmlos, sie war meine Cousine und ich liebe Miriam!“

„Erinnre dich, Tim. Wer war außer euch dort? Das Geschäft liegt direkt an der Eisbahn. Es ist sehr wichtig. Womöglich sind alle Mädchen, die dir jetzt nahe stehen in Lebensgefahr!“, weiß Ariane. Max sieht ihr ins Gesicht. Beide Kriminalbeamte denken dasselbe.

„Ich glaube, ich habe Irina und Mona gesehen. Sie kamen aus Richtung Dom“, meint Tim. „Aber, Sie glauben doch nicht…?“
Max Sommer geht auf den Jungen zu. „Tim, du willst doch auch, dass wir den Tod von Tatjana aufklären? Dann darfst du jetzt niemandem, auch deinen Eltern nicht, etwas von unserem Gespräch erzählen. Du kannst aber gehen, und wenn dir noch etwas einfällt, gebe ich dir hier meine Karte.“
Max nimmt eine Visitenkarte aus der Tasche und reicht sie dem verstörten und gleichzeitig erleichtert wirkenden Jungen.

Mittwoch, 20. Februar, Polizeipräsidium

Sabine Reichertson, Ariane und Max sitzen im Büro.
„Ich bin mir sicher, dass es Irina ist. Aber wie sollen wir ihr die Anschläge beweisen?“ Sabine sieht Ariane und Max fragend an. Max antwortet:
„Wir können eine Hausdurchsuchung beantragen und wenn wir den Schraubenzieher, der seine Kratzspuren im Schraubengewinde der Schlittschuhe der beiden Mädchen hinterlassen hat, finden, ist sie überführt.“

„Das tun wir auch. Aber wir müssen sie zusätzlich auf frischer Tat ertappen. Dann haben wir bessere Karten im Verhör“, erklärt Ariane.

„Du meinst, sie knickt schneller ein, wenn wir ihr eine Falle stellen und sie wieder eine vermeintliche Nebenbuhlerin ausschalten muss?“, vollendet Sabine den Gedankengang der Kollegin.

„So ist es. Welchen Eindruck macht Irina auf dich? Mir erschien sie krankhaft eifersüchtig zu sein?“, meint Ariane. Sabine Reichertson nickt.
„Mir auch.“

„Darf ich mich mal in euer Gespräch von Frau zu Frau einschalten? Ihr wollt doch nicht allen Ernstes noch ein Mädchen in Gefahr bringen? Da läuft eine Psychopathin herum, die den Tod einer Nebenbuhlerin in Kauf nimmt, damit sie sich Tim angeln kann! Wen wollt ihr als Lockvogel einsetzen? Ihr seid ja nicht bei Trost!“ Max ist entsetzt.

„Ganz ruhig, Max“, sagt Sabine. „Du hast völlig Recht. Wir müssen schnell handeln, bevor eines der Mädchen zum nächsten Opfer wird. Ich war auch in den Erwachsenengruppen und habe dort eine Bekannte getroffen. Wir haben großes Glück. Sie ist eine Kollegin von uns und sie hat mir erzählt, dass sie zurzeit bei der Streifenpolizei Dienst macht. Sie heißt Cordula und ist einundzwanzig. Sie kann mit Tim zusammen den Lockvogel spielen. Wenn ihr einverstanden seid, müssen wir nur noch unsere Chefs informieren. Cordula soll am Montagabend in die Eishalle kommen. Dann hab ich alles im Blick.“

„Nein, das machst du nicht allein. Max wird sich als Anfänger in die Montagabendgruppe einschleusen und auf euch aufpassen.“ Ariane schmunzelt und wird dann wieder ganz ernst. Max starrt sie an.

„Das meinst du doch nicht wirklich? Ich und Schlittschuhlaufen, das ist wie Feuer und Wasser. Ich habe schon als Junge keinen Spaß am Eishockey gehabt, weil ich ständig auf der Nase lag. Sucht euch jemand anderes!“

„Nein, Herr Sommer, das machen Sie. Und das ist ein dienstlicher Befehl.“ Frieder Jungsen hat die Worte seiner Mitarbeiterin mitbekommen, als er unangemeldet das Büro betritt. Er will den Fall so schnell wie möglich gelöst wissen.

„Ein wenig Bewegung tut Ihnen bestimmt gut, Sommer. Und Frau Reichertson wird schon einen anständigen Eisläufer aus Ihnen machen. Wer weiß, vielleicht bringen Sie es noch zur Meisterschaft! Spaß beiseite, bitte tun Sie alles, um die Sache zum Abschluss zu bringen. Stellen Sie der mutmaßlichen Täterin eine Falle, bevor noch einmal ein unschuldiges Mädchen zu Schaden kommt.“

Max fasst sich mit beiden Händen an den Kopf. „Womit hab ich das verdient?“

Montagabend, in der Eishalle

Cordula hat angefangen mit Tim zu flirten und sich dabei den Zorn aller Mädchen zugezogen, die ihr unmissverständlich zu verstehen gaben, dass Tim zu Miriam gehört. Irina schweigt, aber sie sieht Cordula seitdem mit sehr verklärten Augen an. Das Training hat noch nicht begonnen.

Tim und Cordula werfen ihre Sporttaschen in die Umkleidekabine und laufen kichernd in den Vorraum, in dem sich beim Publikumslauf auch der Imbisskiosk befindet. Sie verstecken sich dahinter und tun so, als wenn sie sich küssen. Irina folgt ihnen leise. Sie hat genug gesehen, dreht sich um und kehrt in den Umkleideraum zurück.

Sie nimmt einen Schraubenschlüssel aus ihrer Tasche und zieht einen von Cordulas Schlittschuhen aus deren Sportbeutel heraus. Dann beginnt sie, die Schrauben zu lockern. Max Sommer steht hinter der Toilettentür im Duschraum. Auch Ariane ist zugegen und beobachtet das Mädchen aus der Nebenkabine. Sie tritt heraus.

„Polizei. Irina, du bist festgenommen. Du stehst unter dem dringenden Tatverdacht, Tatjana Krüger getötet und Miriam Wagner schwer verletzt zu haben.“ Max kommt ebenfalls aus seinem Versteck hervor. Auch Cordula und Tim erscheinen. Irina blickt teilnahmslos von einem zum anderen.
„Ihr versteht gar nichts. Er gehört mir und keine nimmt ihn mir weg.“

counterhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Mehr von Manuel Magiera (Manuel):

Tod in der Eishalle
Vergessene Seelen
Omarica the first and beautiful
Eriks größtes Abenteuer