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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Jens (Jens Richter).
Veröffentlicht: 06.12.2025. Rubrik: Kinder und Jugend


Jonas und die Wichtelmännchen

Es begann eine Woche vor dem 1. Advent.
Als Jonas der Mäusebub aus dem Schlaf erwachte, wunderte er sich, dass neben seinem Schlupfloch in der Wand des alten Hauses plötzlich eine kleine Tür war.
Das musste quasi über Nacht geschehen sein.
Warum hatte Jonas davon nichts mitbekommen?
Über den ganzen Tag behielt er die Tür im Blick, doch niemand öffnete sie.
Nachdem er sich den ganzen Tag darüber den Kopf zermartert hatte, wer hinter der Tür lebte, schlief er am Abend erschöpft ein.
Am kommenden Morgen war ein Zaun hinzu gekommen.
Tags darauf ein Trockenplatz für Wäsche.
Dann Bänke, Blumenkästen, Bonsaitannenbäume, Laternen und eine Schaukel.
Und zum Schluss ein Briefkasten am Gartentor.
Alles schaute so aus wie die Außenanlage vor dem Haus des alten Mannes, in dem Jonas lebte.
Nur dass sich noch immer Niemand gezeigt hatte, zu dem diese Miniaturwelt gehörte.
Jonas beschloss, sich die kommende Nacht auf die Lauer zu legen.

Gegen Mitternacht wurden die Laternen eingeschaltet.
Die kleine Tür öffnete sich endlich.
Eine sechsköpfige Familie von kleinen Wesen trat auf den Plan.
Sie ähnelten Menschen, nur das diese Wesen noch kleiner als Zwerge sind.
Eigentlich waren die beiden Eltern so groß wie Jonas.
Auf dem Kopf trugen alle rote Zipfelmützen.
Das Gesicht des Vaters war hinter einem dichten Rauschebart verborgen.
"Ja, was seid ihr den für putzige Leutchen", polterte Jonas los.
Die Kinder erschraken und verbargen sich flugs hinter ihrer Mutter.
Der Rauschebart selbst stemmte bedrohlich die Hände gegen die Hüften, entspannte sich aber sogleich, als er den Mäusebuben gewahr.
"Wichtelmännlein", knurrte der Rauschebart. "Manche nennen uns Nisse, andere Däumling, aber die meisten Heinzelmännchen."
"Und was macht ihr in diesem Haus?"
"Wir haben beschlossen den alten Mann zu unterstützen, dem das Haus gehört. Er ist alt und gebrechlich. Jetzt vor dem Weihnachtsfest möchte er es sauber haben. Seine Familie aus der fernen Großstadt kommt über die Feiertage, um bei ihm zu sein."
"Helft ihr den Menschen schon immer?"
"Über viele hundert Jahre hinweg. Unsere Familie hatte in alten Zeiten bei den Menschen in der großen Stadt gelebt. Wir haben nachts gearbeitet, damit sie ihre Arbeiten termingerecht fertigstellen konnten."
"Und warum habt ihr dann der großen Stadt den Rücken gekehrt?"
"Es gab da ein sehr schlimmes Ereignis, welches uns arg zusetzte. Seitdem sind wir nur noch bei einsamen alten Menschen."
"Ihr habt mich jetzt ganz schön neugierig gemacht. Erzählt mir doch von dem schlimmen Ereignis."
"Nun gut", sprach die Wichtelmutter.
Sie und der Rauschebart setzten sich auf die Bank.
Jonas durfte sich zu den Kindern auf die Schaukel setzen.
"Noch vor gut zweihundert Jahren hatten wir in Colonia bei einem armen Schneidermeister gewohnt. Er war sehr fleißig, konnte aber die Aufträge seiner Kundschaft kaum bewältigen. In den Nächten stellten wir seine begonnenen Kleidungsstücke fertig. Dank unserer Hilfe verhalfen wir dem Schneidermeister schon bald zu Wohlstand. Er bedankte sich bei uns, indem er uns Brot, Milch, Quark, Kuchen und Gartengemüse hinstellte. (Der Rauschebart holte tief Luft.) Leider hatte er ein neugieriges Weib zur Frau. Sie wollte unbedingt herausbekommen, wer des Nachts ihre Arbeit erledigte. Um uns zu überrumpeln streute sie über den gesamten Boden ihrer Nähstube Erbsen. Nichtsahnend kamen wir in den Raum und stürzten der Länge nach hin. Die boshafte Frau lachte noch laut, als sie uns am Boden liegen sah. Tagelang noch hatten wir blaue Flecken am ganzen Leib. Enttäuscht haben wir unser Hab und Gut zusammengepackt und Colonia verlassen. Was aus dem Schneider geworden ist, wissen wir nicht. Wir haben nie wieder etwas von ihnen gehört."
"Eine sehr traurige Geschichte", fühlte Jonas mit den Wichtelmännlein .
"Seitdem lebten wir wie bereits gesagt bei einsamen alten Menschen. Die sind sehr dankbar für unsere Unterstützung. Und seit Kurzem sind wir hier bei Opa Anton zu Hause."
"Mir fällt grad ein, dass es sogar ein Märchen über Heinzelmännchen gibt. Da ist genau eure Geschichte niedergeschrieben. Sie lautet 'Neugierig war des Schneiders Weib'."
Jonas holte eine dicke Märchensammlung aus seinem Mäusebau und zeigte sie den Wichtelmännchen stolz.
Ihm wurde schnell klar, dass die alten Märchen einen wahren Kern haben.

Jens Richter, Dezember 2025

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 06.12.2025:
Kommentar gern gelesen.
Lieber Jens,
ein sehr schönes, drolliges Märchen über die Heinzelmännchen zur Weihnachtszeit.
Es war erfreulich, wieder etwas von dir zu lesen.
LG Babuschka




geschrieben von lüdel am 06.12.2025:
Kommentar gern gelesen.
Ach, habe ich Jonas vermisst! Ein schönes Märchen mit den Heinzelmännchen.
Als Kind habe ich auch an die Heinzelmännchen geglaubt …


Jens ich freue mich das du wieder hier unterwegs bist 🌟





geschrieben von Jens Richter am 07.12.2025:

Hallo Babuschka,
Hallo Lydia,
Hallo Hubert,
vielen Dank für Euer gern gelesen und Eure Kommentare.
Diese kleine Geschichte ist wieder so eine Enkel und Opa Kooperation.
Der eine hat den Einzug der Wichtel gespielt und der andere hat die Feder geschwungen.
Euch Allen einen schönen zweiten Advent.
Viele Grüße von Jens

P.S. Es ist leider derzeit nur eine Stippvisite. Auf Arbeit steppt der Bär und unsere Ellis wollen gepflegt und betreut werden. Keine Angst, ich vergesse Euch nicht.

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