geschrieben 2005 von Dan Prescot (Dan Prescot).
Veröffentlicht: 16.09.2018. Rubrik: Nachdenkliches
Der Traumwald
Wald aus Träumen.
Jede Nacht wandeln wir unter seinem Blätterdach und kosten von seinen Früchten.
Jeder folgt seinem eigenen, scheinbar willkürlichen Pfad. Und doch gehen wir den Weg, den uns unsere Emotionen vorschreiben. Kein Gefühl wird ausgelassen, alles wird ausgelebt, ausgekostet aber auch aufgezwungen. Wir begegnen unseren ärgsten Feinden, unseren tiefsten Ängsten, größten Herausforderungen, unseren wertvollsten Lieben und bevorzugten Vorlieben. Alles ohne Zweifel, ohne Bedacht und ohne Logik. Nur beherrscht vom eigenen Ich. Nackt, ohne den Mantel von Ethik oder Konsequenz.
Aber auch ohne Befangenheit, ohne Scham und Falschheit. Nur das pure Selbst. Ohne Schranken, alters- und zeitlos.
Jede Nacht aufs Neue kosten wir von der Freiheit, die uns eingeräumt wurde. Mal farblos, mal im bunten Surrealismus. Selten sich seiner Selbst bewusst. Aber immer Akteur.
Das Bild, das wir dabei von uns zeichnen, ist das ehrlichste was wir je erfahren werden.
Aufgewacht! Das ich hält Einzug. Der Wald verschwindet im Nebel aus Konsequenz.
Tag für Tag kehren wir in die wirkliche Welt zurück. Wie ein Insekt in einem Bernstein, sind wir wieder eingesperrt in unserer Befangenheit, Gelehrtheit, Ethik und Kultur. Wo ist sie hin, die Freiheit?
Tag um Tag verlieren wir unser Leben an die Realität.
Und dabei verrinnt unsere Zeit, zieht an uns vorbei wie ein Traum.
Dessen sind wir uns so bewusst, wie wir im Traum wissen dass wir schlafen.