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geschrieben 2020 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 18.03.2020. Rubrik: Grusel und Horror


Die Letzte

Ich bin die Letzte.

Der letzte Mensch, der nach der großen Katastrophe übriggeblieben ist. Eigentlich hätte niemand übrigbleiben sollen. Aber ich bin noch da. Warum, weiß ich nicht.

Alles um mich herum ist wüst und leer. Zum Glück sind wenigstens keine Leichen zu sehen oder zu riechen. Sie sind alle im großen Feuer verbrannt.

Warm ist es noch immer. Ich entledige mich meiner Kleidung. Jetzt gibt es ja niemanden mehr, der sich an meiner Nacktheit stören könnte.

Hinter mir liegen Steine. Die Überreste meines Elternhauses. Ich hatte es bald verlassen wollen, denn schließlich bin ich schon zwanzig.

Es ist eigentlich egal, was ich jetzt tue. Ich entschließe mich, fortzugehen.

Kilometer um Kilometer wandere ich. Seltsamerweise verspüre ich weder Müdigkeit noch Hunger oder Durst. Ich komme in Gegenden, die ich noch nie gesehen habe. Aber überall ist die Erde wüst und leer.

Plötzlich bleibe ich stehen. Ich traue meinen Augen nicht. Dort am Horizont ist etwas Grünes! Wie eine Oase inmitten der Todeswüste!

Wieder setze ich mich in Bewegung. Schneller und schneller steuern meine Füße das Grüne an. Bald sehe ich, dass es Büsche voller Beeren sind. Und Bäume voller Früchte.

Dann endlich bin ich angelangt. Und gleichzeitig meldet sich der Hunger. Gierig greife ich nach Beeren.

„Hallo!“, sagt da eine freundliche männliche Stimme. Ich zucke zusammen. Auch hier lebt noch jemand! Ein Mann! Wie furchtbar, ich bin doch nackt!

Zuerst sehe ich nur sein bärtiges Gesicht. Dann tritt er aus dem Gebüsch hervor. Auch er ist nackt. Merkwürdigerweise beruhigt mich das irgendwie. Die Angst weicht von mir.

„Schön, dass du gekommen bist“, sagt er, so als ob er mich erwartet hätte. Dann fragt er: „Wie heißt du?“

„Eva“, antworte ich.

„Willkommen, Eva! Ich bin Adam.“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von DER WORTKOTZER am 18.03.2020:

Schön geschrieben. Gefällt mir!




geschrieben von Dan Prescot am 19.03.2020:

Unerwartet. Gefällt mir!




geschrieben von Christine Todsen am 21.03.2020:

Schönen Dank Euch beiden!




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 29.03.2020:

Das zukünftige Sodom und Gomorra? Besorgte Gedanke gut geschrieben.




geschrieben von Christine Todsen am 30.03.2020:

Schönen Dank! Meiner Meinung nach kann der Schluss auf zweierlei Weise interpretiert werden. Er kann sich auf die Zukunft beziehen, aber auch auf die Vergangenheit. (In letzterem Fall würde er bedeuten, dass unsere Welt schon die ZWEITE ist…)




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 31.03.2020:

In der Biblischen Geschichte von Sodom und Gomorra, der Weltkrieg 1914–1918 und 1939–1945 und letztlich der Atombombenabwurf 1945 auf Hiroshima, Nagasaki, waren zerstörende Erfahrungen mit neuem Wiederaufbau. In der jetztigen bewußten Vergangenheit wäre mir keines in diesem Ausmaß bekannte um es die zweite Welt zu bezeichnen aber, wenn es so weitergeht, könnte dies die zukünftigen werden. "Was mich aber erschreckt, ist die Explosionskraft des menschlichen Herzens zum Bösen"




geschrieben von Metti am 15.04.2020:

Es gibt in der alten Twilight-Zone Serie aus den 60ern eine ähnliche Geschichte: https://en.wikipedia.org/wiki/Probe_7,_Over_and_Out




geschrieben von Christine Todsen am 15.04.2020:

Danke, metti! Diese in der Tat ähnliche Geschichte war mir nicht bekannt.




geschrieben von Metti am 16.04.2020:

Passiert mir auch immer wieder: Manchmal veröffentlichen der Postillon und mein Satirepatzer fast zeitgleich die selbe Geschichte. Und das natürlich ohne Absprache.




geschrieben von Weißehex am 19.04.2020:

Diese tolle Geschichte hatte ich bis jetzt tatsächlich übersehen. Ich interpretiere sie übrigens so: Alles fängt einfach wieder von vorne an.




geschrieben von Christine Todsen am 22.04.2020:

Danke, Weißehex! (An die, welche die Geschichte noch nicht kennen: bitte hier nicht weiterlesen!!) Es sind mehrere Deutungen möglich. Ich bevorzuge folgende: Eva ist die Letzte einer untergegangenen Welt. Sie trifft auf Adam und wird die Erste unserer jetzigen Welt. Das zweimalige „wüst und leer“ verweist auf das erste Buch Mose (Genesis): 1.Mose 1,2. Man könnte einwenden, dass laut 1.Mose 2,22 Eva aus Adams Rippe entstanden sei, aber in 1.Mose 1,27 heißt es lediglich, Gott habe den Menschen „als Mann und Frau“ erschaffen…




geschrieben von Michael Braun am 16.07.2020:

Dystopie mit Happyend ... gefällt mir.




geschrieben von Dorothea Pure am 28.08.2020:

Danke für diese Geschichte!




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 18.09.2020:

Wie Rosemunde Pilcher, wobei ich es als Kompliment meine. Schön geschrieben, wobei das Ende absehbar war, ja so könnte es durchaus gewesen sein.




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 07.11.2021:

da fällt mir spontan dies Zitat ein: In jedem Ende steckt ein Anfang! Ob ich es jetzt genau richtig zitiert habe - bin ich mir nicht ganz sicher, aber der Sinn ist wohl nicht geschmälert hoffe ich:-)




geschrieben von Christine Todsen am 08.11.2021:

DANKE Euch allen für Eure Kommentare!

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