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geschrieben von DER WORTKOTZER.
Veröffentlicht: 29.03.2020. Rubrik: Spannung


KILLER (11) - DER 5TE BRUDER

Ein Anruf. Eine klare, sympathische Frauenstimme. Ein Auftrag. Vier Brüder. Das würde nicht billig. Alles anonym, wie immer. Den Namen der Brüder hatte ich irgendwann schon einmal gehört. Dann fiel es mir wieder ein. Vor zirka 30 Jahren sollten sie, Söhne eines mächtigen Großgrundbesitzers, in einem kleinen Dorf, hoch oben in den Bergen, sich gemeinsam an einem Mädchen vergangen haben. Niemand schien sich dafür zu interessieren, bis auf die Mutter. Der Prozess aber wurde aufgrund mangelnder Beweise niedergeschlagen. Die Mutter starb, das Mädchen verschwand, ward nie mehr gesehen.
Meinem Leitsatz entsprechend: Keine Fragen, keine Zweifel, keine Spuren, keine Zeugen, machte ich mich auf die Suche nach den vier Brüdern.

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In dem Dorf, hoch oben in den Bergen, schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Bis auf ein paar Alte, konnte sich niemand mehr an den Prozess und die Brüder erinnern. Der Großgrundbesitzer war verstorben, die Brüder in der Welt verstreut ihr Glück zu suchen. Einige Tage später war ich dem Ersten auf die Spur gekommen. Er kam durch den Sturz von einer Klippe zu Tode, natürlich nicht, ohne mir vorher den Aufenthaltsort der anderen drei Brüder zu verraten. So wie es aussah, hatten es alle vier zu etwas gebracht. Der Zweite starb durch den Absturz seiner Privatmaschine. Motorschaden, wie sich später herausstellen sollte. Ab jetzt musste ich vorsichtiger sein. Die letzten zwei Brüder würden mich mit Sicherheit bereits erwarten. Der Dritte wohnte in einer Art Festung, mit hohen Mauern, Sicherheitsanlagen und Bodyguards. An die Möglichkeit einer Briefbombe hatte er allerdings nicht gedacht. Spätestens ab jetzt würden sich auch die internationalen Polizeibehörden für mich interessieren. Der Vierte blieb indes erst einmal ein Mysterium. Immer wenn ich glaubte ihm etwas näher gekommen zu sein, war er auch schon wieder verschwunden. Neben seinem Äußeren änderte er auch unentwegt seinen Namen. Dann war es endlich soweit. In einem luxuriösen Kurort, ganz in der Nähe seines Geburtsorts, hatte er sich ein Zimmer im besten Hotel am Platze genommen. Seine offensichtlichen Bodyguards und die sich eher im Schatten bewegenden Polizisten waren nicht zu übersehen. Wenn er nicht im Hotel war, hielt er sich ausschließlich auf stark frequentierten öffentlichen Plätzen auf. Ein angenehmer Sommertag, mit klarer Sicht und blauem Himmel, sollte dann sein letzter sein. In einer Seilbahn aus gut 400 Meter Entfernung erwischte ich ihn. Ein Meisterschuss! Tags drauf wimmelte es nur so von Schaulustigen, Polizisten und Presseleuten in dem mondänen Ort. Als einer dieser Presseleute getarnt, ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, der Pressekonferenz beizuwohnen. Trotz intensiver Untersuchungen war man dem Täter noch nicht auf die Spur gekommen. Nur, dass es sich um einen Profi handeln musste, und er wahrscheinlich längst das Land verlassen hätte, stand für sie fest. Ein leises Lächeln umspielte meine Lippen. Für ein Wort des Lobes war ich auch heute noch dankbar. Beim Verlassen des Hotels fiel mein Blick zufällig auf die Bildergalerie des Personals. Unvermittelt blieb ich stehen. Zitternd nahm ich das Foto mit meiner Mutter aus der Innentasche meines Parkas. Kein Zweifel! Später erzählte sie mir, dass sie bei dem Vergehen der Brüder bereits das Kind des Großgrundbesitzers in sich getragen, mich aus Not und Schande in der Fremde vor den Toren eines Waisenhauses abgelegt hatte, mit einem Foto als Andenken an sie. Spätere Nachforschungen ihrerseits waren allerdings erfolglos geblieben. Bei meinem Job, kein Wunder, dachte ich.

Und so hatte ich nach all den Jahren endlich meine Mutter gefunden, aber vier Halbbrüder verloren.


ENDE

PS: Jede der Killergeschichten ist unabhängig voneinander zu betrachten.

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