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geschrieben von DER WORTKOTZER.
Veröffentlicht: 24.05.2021. Rubrik: Märchenhaftes


DIE RIESEN VON PUSILLUS: Ciconia

Gerade aufgewacht, schlurfte Wilhelmine noch müde Richtung Küche. Jetzt erst mal einen starken Kaffee. Doch was war das? Auf dem Tisch lagen ein Zettel und ihr Fingerhut.

„Geliebtes Weib! Vorsicht mit dem Fingerhut! In ihm befindet sich mein Souvenir für dich. Es ist wunderschön und voller Magie! Sein Name ist Ciconia.“

Doch außer, dass der Fingerhut mit Wasser gefüllt war, konnte Wilhelmine nichts weiter erkennen. Kopfschüttelnd holte sie ihre Lupe. Jetzt wurde ihr sein Geheimnis gewahr. Es war ein winziges, herrlich weiß gefiedertes Geschöpf, schön anzusehen.

„Hallo Ciconia“, sagte sie. „Das ist ja mal wieder typisch Poeticus.“ Ihr Ehemann musste mitten in der Nacht von seiner Reise zum Planeten Erde zurückgekommen sein. Schnarchend fand sie ihn in der Gartenlaube. Früh aufzustehen war noch nie sein Ding gewesen.

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Jung an Jahren hatte Wilhelmine Poeticus gefreit. Trotz besseren Wissens und gegen den Willen ihrer Eltern. Denn Poeticus war im ganzen Land als Müßiggänger bekannt, der nichts weiter tat, als Gedichte zu schreiben. Wilhelmine aber glaubte an ihn. Und ihr Glaube sollte belohnt werden. Eines schönen Tages entdeckte Poeticus am Kühlschrank seines Freundes Consultator das Foto einer hölzernen Ente mit einem orangefarbenen Schleifchen um den Hals und schrieb das Gedicht ENTERICH. Allseits gerührt von dieser sowohl romantischen als auch tragischen Liebeserklärung wurde Poeticus in kürzester Zeit zu einer der berühmtesten Personen auf Pusillus. Kaum eine Feier, auf der er nicht als Gastredner zugegen war. Und schon bald darauf waren alle Wünsche der zwei Liebenden in Erfüllung gegangen. Nun ja, fast alle.

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„Hallo meine Herzallerliebste! Hast du Ciconia schon guten Morgen gesagt?“

Aber noch ehe Wilhelmine ihm antworten konnte, erzählte er ihr seine Geschichte.
Eines Tages hatte er dem Gespräch zweier Erdenkinder gelauscht.

„Das weiß doch jeder“, höhnte lautstark das Eine. „Die Kinder bringt der Storch!“

Jetzt wusste Wilhelmine auch warum Poeticus Ciconia gewählt hatte. Tränen rannen über ihr Gesicht. So lange schon hatte sie sich ein Kind gewünscht. Und nachdem sie Ciconia der Größe der Riesen angepasst hatten, wurde sie in den See hinter dem Haus umgesiedelt. Täglich kamen Pusillianer, sie zu bestaunen. Wilhelmines sehnlichster Wunsch aber sollte sich alsbald erfüllen. Auf den Tag genau neun Monate später gebar sie ein strammes und gesundes Riesenbaby. Ciconia sei Dank!

Und obwohl sie Jahre später erfuhren, dass Poeticus in seinem Eifer fehl gegriffen hatte, und Ciconia gar kein Storch, sondern ein Schwan war, blieb ihr Glaube an dieses herrlich weiß gefiederte, wunderschön anzusehende Geschöpf von der Erde ungebrochen.

                        
BECU


DIE RIESEN VON PUSILLUS beruhen auf einer Fotogeschichtenschreibgruppe. Leider wird das Foto nicht angezeigt:
Ein auf einem See schwimmender Schwan.

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