Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
hab ich gern gelesen
geschrieben von DER WORTKOTZER.
Veröffentlicht: 06.06.2021. Rubrik: Märchenhaftes


DIE RIESEN VON PUSILLUS: Die Kur

Morbidus war der jüngste von fünf Geschwistern. Der jüngste und der anfälligste von ihnen. Kaum auf Pusillus angekommen, wurde er auch schon krank. Ein Umstand, der ihn während seiner gesamten Kindheit begleiten sollte. Nicht nur, dass er naturgemäß der kleinste unter den Geschwistern war, war er auch der schmächtigste, blasseste und schwächste von überhaupt allen Kindern Pusillus'. Und schon bald darauf gaben ihm diese den Spitznamen „Sensenmann“. Morbidus' Eltern, die mit den anderen vier Geschwistern schon genug zu tun hatten, nahmen die Situation als von den Göttern gegeben hin und ließen der Dinge ihren Lauf.

Eines Tages nun, kam ein entfernter Verwandter namens Schelmicus zu Besuch. Nach einiger Zeit fragte er: „Wo ist eigentlich der kleine Morbidus?“

„Der ist bestimmt auf seinem Zimmer“, antwortete ihm jemand.

Schelmicus suchte daraufhin Morbidus auf und dieser klagte ihm sein ganzes Leid.

„Ich verstehe“, sagte Schelmicus schließlich, nahm Morbidus ganz fest in seine Arme und fuhr fort, „ich glaube, ich habe da auch schon eine Idee.“

Tags drauf suchten sie den ansässigen Heiler auf und Schelmicus erzählte ihm von seinem Aufenthalt auf der Erde.

„Na, wenn das so ist“, sinnierte der Heiler, „dann wollen wir dem kleinen Morbidus mal eine Kur verschreiben. Den Rest allerdings musst du in die Wege leiten.“

Schelmicus war einverstanden. Und nachdem Maximus zugestimmt hatte, konnte die Reise beginnen. Schelmicus startete ganz normal auf dem Gemeindeplatz, Morbidus im Geheimen in Maximus' Keller. Er sollte nicht nur eine Woche, nein, er sollte ein ganzes Vierteljahr unter den Erdlingen verbringen. Ihr Ziel war eine kleine Insel inmitten eines ruhigen Meeres gelegen. Schelmicus regelte mit den Erdlingen alle nötigen Formalitäten und erzählte Morbidus alles an das er sich noch von seiner Raum- Zeitreise erinnern konnte. Die Woche verging und Schelmicus musste zurück nach Pusillus.

„Und mach alles, was dir die Erdlinge sagen. Die kennen sich nämlich aus mit so etwas. Ich hole dich dann in einem Vierteljahr wieder ab.“

„Das mache ich“, erwiderte Morbidus tapfer, während das ein oder andere Tränchen seinen Wangen hinunterlief.

Und bald schon hatte sich Morbidus bestens in dem Kurort auf der kleinen Insel eingelebt.
Nicht nur die Erwachsenen, auch die Kinder waren alle ganz furchtbar nett zu ihm. Das tägliche Programm war zwar hart, machte ihm aber Spaß. In ganz unterschiedlichen Kursen lernte Morbidus etwas über gesunde Ernährung, seinen Körper, effektives Fitnesstraining, konzentriertes Entspannen und nebenbei lernte er auch noch Schwimmen. Schnell wurden die Erfolge sichtbar. Morbidus wuchs und nahm zu. Aus dem einst so schmächtigen Knaben wurde ein gut aussehender, kräftiger und selbstbewusster Junge. Seine Freizeit verbrachte er mit seinen Freunden am Strand, wo sie Schwimmen gingen, herumtollten oder sich einfach nur in der Sonne aalten. Die für ihn schönsten Stunden aber verbrachte er hoch oben auf dem Balkon seines Apartments, wo er die atemberaubende Aussicht auf das schier endlose Meer genoss. Denn genau so würde es eines Tages einmal sein, wenn er nicht mehr geschrumpft wäre und auf Pusillus als erwachsener Riese in die Ferne sähe. Das Vierteljahr war wie im Flug vergangen und so hieß es Abschiednehmen. Schelmicus aber traute seinen Augen nicht als er Morbidus wiedersah.

„Bist du es wirklich, lieber Morbidus?“, fragte er ihn leicht verwirrt aber überglücklich und drückte ihn voller Freude ganz fest an sich.

Und während die beiden noch einige Tage in den Bergen verbrachten, erzählte Morbidus Schelmicus alles was er während seiner Kur erlebt und gelernt hatte.

„Das hast du gut gemacht Morbidus, ich bin wahrlich stolz auf dich.“

„Nein, lieber Schelmicus, nicht auf mich musst du stolz sein, sondern auf dich selbst. Denn ohne dich wäre ich jetzt immer noch der kleine kränkelnde Knabe, blass und ohne jegliches Selbstbewusstsein.“

Zurück auf Pusillus hatten ihn sogar seine Eltern nicht sofort wiedererkannt, so hatte sich Morbidus verändert. Und unter den Gleichaltrigen gehörte er jetzt gar zu den Stärksten. Alle wollten plötzlich seine Freunde sein, wollten alles von seinem Aufenthalt bei den Erdlingen wissen. Morbidus aber ließ sie noch ein wenig zappeln. Denn das mit dem „Sensenmann“ würde er sicherlich nicht so schnell vergessen, ebenso wie die atemberaubende Aussicht von dem Balkon seines Apartments.


BECU


DIE RIESEN VON PUSILLUS beruhen auf einer Fotogeschichtenschreibgruppe. Leider wird das Foto nicht angezeigt:
Atemberaubender Balkonblick auf das Meer.

counterhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

DIE RIESEN VON PUSILLUS: Pusillus
DIE RIESEN VON PUSILLUS: Die Hochzeit
DIE RIESEN VON PUSILLUS: Vivos
DIE RIESEN VON PUSILLUS: Der Fremde
DIE RIESEN VON PUSILLUS: Hoppellauni & Hoppelliene