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geschrieben 2021 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 09.07.2021. Rubrik: Märchenhaftes


Ella Elster und Rosi Rotkehlchen

Auf einer Wiese am Dorfrand tollten einige Vogelkinder umher. Als die junge Elster Ella das kleine Rotkehlchen Rosi sah, fand sie es sehr nett und wollte mit ihm spielen. Doch Rosi flüchtete laut schreiend zu ihrem Nest.

Ella berichtete ihrer Mutter traurig, dass Rosi offenbar Angst vor ihr hatte. „Ja, das ist leider so“, sagte die Mutter. „Elstern und Rotkehlchen können nicht miteinander befreundet sein. Wir sind ja deren Fressfeinde.“

„Fressfeinde?“, fragte Ella entsetzt. „Ich würde Rosi niemals fressen!“

„Rosi vielleicht nicht, aber grundsätzlich wirst du auch kleine Vögel und deren Eier fressen müssen. Das hat die Natur so eingerichtet. Wir brauchen diese Nahrung.“

*

Am nächsten Tag flog Ella mit ihrer Mutter ins Dorf und sah einen Hühnerhof. „Was sind denn das für Vögel?“, fragte sie.

„Hühner. Die werden von den Menschen gehalten, damit sie Eier legen.“

„Damit sie Eier legen? Wieso, brüten sie die Eier dann aus?“

Ihre Mutter lachte. „Nein, das ginge auch gar nicht. Es ist ja kein Hahn dabei, also würden keine Küken schlüpfen. Die Eier werden vom Bauern eingesammelt und verkauft. An Menschen, die sie essen oder zur Zubereitung von Speisen verwenden.“

Ella überlegte und fragte dann: „Können wir nicht solche Eier fressen anstatt die von Rotkehlchen und anderen kleinen Vögeln?“

Schmunzelnd erwiderte die Mutter: „Das wäre eine gute Idee, aber leider geht das nicht. Die Eier gehören dem Bauern, und wir kämen auch gar nicht an sie heran.“

Mutter und Tochter wollten gerade weiterfliegen, als sie eine Henne rufen hörten: „Halt! Wartet mal!“ Verdutzt drehten sie sich zu ihr um.

„Hallo, ich heiße Irmi und habe gehört, worüber ihr gesprochen habt. Ich hätte da eine Idee. Hier schleicht immer ein Marder am Zaun entlang und versetzt uns in Angst. Wenn ihr ihn vertreiben könntet, dann würden wir der Reihe nach jeden Tag ein Ei für euch legen. Hier in der Ecke, damit der Bauer nichts merkt.“

*

Drei Tage später gab es unter den kleinen Vögeln des Ortes nur ein einziges Thema. „Die Elstern vom Dorfrand sind äußerst gefährlich! Zu sechst haben sie sich am Hühnerhof auf einen Marder gestürzt und ihm mit Schnabelhieben so zugesetzt, dass er wegrannte und nie wieder gesehen wurde.“

Rosis Mutter sagte zu ihrer Tochter: „Pass nur ja auf! Diese Ella wollte doch mal mit dir spielen. Geh ihr bloß aus dem Weg!“

„Aber Mama!“, erwiderte Rosi. „Wenn Elstern einen Marder angreifen, ist das für uns doch gut!“

Eine Amsel hatte das Gespräch zufällig mitgehört und mischte sich ein: „Mir wurde erzählt, dass die Elstern von den Hühnern zum Dank jetzt immer Eier bekommen und dafür nicht mehr unsere fressen wollen!“

Frau Rotkehlchen war überrascht. „Tatsächlich? Ja, Rosi, dann habe ich nichts mehr gegen Ella. Vielleicht kannst du ihr mal unseren schönen Gesang beibringen, denn das Keckern der Elstern klingt ja furchtbar…“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Winterrose am 12.07.2021:

Ich arbeite in einem Waldkindergarten und finde die Geschichte sehr schön. Darf ich sie ausdrucken und den Kindern vorlesen? :)




geschrieben von Christine Todsen am 12.07.2021:

Gern, freut mich! :)

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