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3xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Nordlicht.
Veröffentlicht: 22.10.2022. Rubrik: Unsortiert


Hund

Sie hatten das Industriegrundstück umstellt. Obwohl sie ganz leise gekommen waren, hatte er gewusst, dass sie da waren. Er saß in dem Büro über der großen Halle und wartete. Wenn er ehrlich war, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie auf ihn aufmerksam geworden wären.
Er hatte sich in das Bandengeschehen eingemischt, indem er der einen Bande Räume zur Verfügung gestellt hatte. Räume die eigentlich im Revier der anderen lagen.
Um jeden Hinweis zu vertuschen hatte er Unterlagen gefälscht und die Behörden hintergangen, Aber auf den Straßen blieb nichts unbemerkt.
Eine Gruppe schwarz gekleideter Männer stürmte in das Büro. Sie hatten Pistolen gezückt und ihre Messer blitzten im Dämmerlicht des Abends. Einer packte ihn und drehte ihm die Arme auf den Rücken. Dann band er ihn an seinem Stuhl fest. Einige waren vermummt andere nicht, aber keiner kam ihm bekannt vor. Sie stellten sich nicht vor, wobei das auch nicht nötig war. Er wusste wer sie waren und warum sie hier waren. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht die Unterlagen mit den Finanztransfers zu verstecken. Sie lagen offen auf dem Schreibtisch und die ersten begannen bereits darin zu blättern.
Grob wurde er mit seinem Stuhl beiseite geschoben. Er hatte keine Ahnung was sie mit ihm machen würden. Vielleicht würden sie ihn befragen und wenn er keine Informationen mehr hatte, brachten sie ihn um. Er nahm sich vor, nicht gleich alles Preis zu geben und überlegte, ob sie ihn wohl foltern würden, wenn er ihnen nichts sagte. So weit er wusste, waren sie dafür nicht bekannt. Eher würden sie ihn verschwinden lassen.
Aus der Halle unter ihm waren nun Stimmen zu hören und er glaubte, sogar von dem Flachdach über ihm, Schritte zu hören. Auch ein lautes Bellen war zu vernehmen.
Die Männer am Schreibtisch ließen die Papiere so liegen, wie sie eben lagen.
„Ist er da?“, fragte einer der Männer, während sie sich im Raum verteilten. Einer stellte sich schräg hinter ihn.
„Klingt so.“
Meinten sie ihren Anführer? Der würde sich wohl kaum die Mühe machen, hier her zu kommen. Und wenn doch steckte er in noch größeren Schwierigkeiten, als er jetzt schon glaubte zu stecken.
Die Tür öffnete sich und ein weiterer Mann betrat den Raum. Hinter ihm auf der Treppe war Gebell zu hören. Seit wann arbeiteten sie mit Hunden? Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, ob er schon mal etwas davon gehört hatte, schoss ein riesiger, schwarzhaariger, zotteliger Hund ins Zimmer.
Bellend lief er einmal durch den Raum, bevor er vor ihm stehen blieb.
Der Mann, der in der Tür stand, rief: „Hund, fass!“
Der Hund sprang schwanzwedelnd mit den Vorderpfoten auf die Knie des Gefesselten. Dieser war ja bereits mit dem Rücken an der Lehne und konnte nur noch erschrocken mit dem Kopf zurückweichen. Doch so schnell, wie er hoch gesprungen war, sprang er auch schon wieder hinunter. Der Hund lief um ihn herum und er konnte spüren wie er an seinen schweißnassen Händen schnupperte. Er wagte es kaum zu atmen. Dann lief der Hund weiter, zu dem Mann neben dem Aktenschrank. Dieser beugte sich vor und streichelte den zotteligen Hund, welcher sich sogleich an ihn schmiegte. Der Vermummte musste einen kleinen Ausfallschritt machen, um nicht vom Gewicht des Hundes um geschubst zu werden.
Der Mann in der Tür meinte: „Hör auf ihn zu streicheln, er verliert das letzte bisschen Bedrohlichkeit.“
Hinter ihm erschien ein großer, schlanker Mann. „Was macht ihr mit meinem Hund?“, sagte er und zog etwas den Kopf ein, als er durch die Tür kam. Der Mann am Schrank hatte aufgehört den schwarzen Hund zu streicheln, doch dieser war ihm keinen Zentimeter von der Seite gewichen.
„Du könntest ihm ein paar brauchbare Befehle beibringen“, meinte der Mann vor der Tür.
Der große Mann blätterte die Papiere auf dem Schreibtisch durch und sagte: „Ich verschaff mir hier erst mal einen Durchblick, dann bring ich vielleicht meinem Hund so etwas wie „Bleib!“, oder „Komm!“ bei.“
„Das hat bis jetzt nicht funktioniert, das wird auch in Zukunft nichts werden“, meinte der Mann am Schrank und sah auf den zotteligen Hund hinab, der ihn mit großen Augen ansah. Er gab dem Hundeblick nach und begann ihn wieder zu kraulen.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ORF am 23.10.2022:
Kommentar gern gelesen.
ich würde auch weich werden und Hundi kraulen!

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