Die Klänge eines Morgens

Es war nicht der Kuss einer Traumgestalt, die mich aus den Fängen der Nacht befreite. Es war dieses leise Rattern eines frühmorgendlichen Güterzuges, der die Bilder meines Traumes einlud und sie Wagon für Wagon in die Unwirklichkeit mitnahm. Keine klaren Erinnerungen blieben zurück und beim ersten bewussten Zug meines Odems spürte ich, dass die Nacht mir Besserung schenkte.

Nachdem sich das Rattern im fahlen Licht des noch jungen morgens verlor, blieb das unbestimmte Rauschen einer fernen Autobahn zurück. Ein Uhu schenkte mir seinen letzten Ruf, bevor es still um ihn wurde. Kein Laut war mehr zu vernehmen und es ward mir, als wenn die Welt kurz innehielt, bevor sie vollends zum Leben erwachen wollte.

Ferne Melodien von Singvögeln waren die ersten, die noch ganz zärtlich meinen Hammer und Amboss in Bewegung setzten, um sie für mich hörbar zu machen, bevor sie aus der Nähe meiner Schlafstatt Antwort erhielten. Ich lauschte dem Dialog und es war wie ein Streicheln meiner Seele. Ich verdrängte jeden aufkeimenden Gedanken und schenkte mein Bewusstsein ganz der morgendlichen Sinfonie.

Ein Gurren erklang im Hintergrund und der Specht verriet durch seine staccatoartigen Hiebe auf dem Klangholz, das er gewillt war, seine Arbeit aufzunehmen. Wie gern hätte ich dieses Geschenk der Natur mit dir geteilt, aber der Platz neben mir ward leer und es war nur das fehlende Geräusch deines Atems, der diesem Morgen seine Perfektion nahm.

Musik: Bad Letters
https://youtu.be/3bokcRAS9nU

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