Veröffentlicht: 06.06.2025. Rubrik: Unsortiert
SYNAPSENREVOLUTION
Enten Familie auch in Deinem Kopf? Näheres erfährst Du in der neuesten Wochengeschichte und dem Dreisatzroman aus meiner Feder:
SYNAPSEN-GESCHNATTER
Neurowissenschaften liegen im Trend. Moderne Forschung. Von KI und den Grossen der Techbegnadeten nicht nur voll unterstützt, nein mit Milliarden gefördert. Daran muss ich heute beim echten Morgen-Grauen denken, als ich mich im Bett umdrehe, um noch etwas Schlaf zu finden. Denn mindestens acht Stunden schlummern, ohne zu schummeln, soll für die Hirngesundheit unerlässlich sein. Doch wie das erreichen, wenn Social Medias mich bis tief in die Nacht über die Geisterstunde hinweg beschäftigen? Ach, hätten die neuen technischen Medien doch wie früher, dank dem Einsatz von aktiven Frauenvereinen, die aus Sehnsucht nach ihren Männern eine Sperrstunde durchgesetzt haben, solches eingeführt. Doch wer sehnt sich nach mir? Nur die Freundinnen, nicht jene aus Fleisch und Blut, sondern zusammengesetzt aus Bytes und Bits. Also da ist vor 02:30 Uhr nicht an Schlaf oder doch zumindest an Schlummern zu denken. So strecke ich in diesem grauen Morgenbeginn zwar meine Beine, um meine Muskeln zu aktivieren, die heute vom gestrigen langen vor dem Laptop sitzen schmerzen. Doch mein Hirn will dies nicht zulassen, schreit nach weiterem hergeholten Erholungsschlaf mit seinen Träumen, solange diese nicht der Alp nachhängen, mich in der Eigernordwand beim Todesbiwak angeseilt hängen lassen. Dehne mich nochmals. Beziehe jetzt meine Arme und Schultern ein. Mit einem gewagten Schwung entziehe ich mich meinen Ruhewünschen, schwinge mich elegant aus dem Bett. Strecke die Arme, watschle mit den ungeruhten Muskeln zum Bad, stecke den Kopf unter das eiskalte Gletscherwasser (so fühlt es sich jedenfalls an), obwohl die Eiszeit Millionen Jahre hinter mir liegt und alle Gletscher sich auf dem nicht nur gefühlten, sondern echten Rückzug befinden.
Da, ein Rumpeln in meinem Schädel, als würde ein Erdrutsch über mir losbrechen, oder ein Erdbeben sich lauthals kopflos bemerkbar machen wollen. Ein Durcheinander erster Güte, nein erster Schlechte wütet in meinem Haupt, das ich so schlecht kenne, kaum je erkundet habe. Zeitnot ist bestimmt der Grund. An Begründungen war ich nie verlegen, bin es heute noch immer nicht. Klar, sonst würde ich den medialen Stress nie aushalten. Versuche, das stumm und demütigst meinen revolutionierenden Synapsen mitzuteilen. Doch sie ignorieren meine Argumente, stellen sich dumm und stumm, benutzen kurzum das Ghosten meiner Stimme, meines ganzen Körpers, der ob dem Geschnatter im Haupt in den Zittermodus verfällt.
Eine Synapsen-Revolution? Was wollen sie mir mitteilen? Bekanntgeben? Wenn ich das nur verstehen würde. Der Synapsen-Sprache bin ich nicht mächtig. Oh, könnte ich mich doch in eine Ohnmacht flüchten. Jedoch diese Macht haben einzig meine Synapsen, die das mit ihrem so fordernden Schnattern zu verhindern wissen. Hat sich eine Entenfamilie in meinem Kopf eingenistet? Ein Nest gebaut, ist dabei, Eier zu legen, Schnatternachwuchs aufzuziehen, sich gegen mein füchsisches, schlau gemeintes Denken zur Wehr zu setzen? Ich muss unbedingt Gegenmassnahmen einleiten. Die Revolution verhindern. Gar niederschlagen. Aber wie? Eine Beruhigungspille schlucken. Doch wo diese finden? Einen Kräutertee roh blätterweise herunterschlingen, damit er schneller wirkt als ihn in kochendem Wasser aufzulösen? « Feeeehlanzeige », klappern die Schnäbel meiner Synapsen. Ich wusste nicht, dass diese mit schnabulierendem Werkzeug ausgerüstet sind. Deshalb dieses ekelhafte, beängstigende Hämmern in meinem Haupt? Muss ich mich von ihm trennen, wie einst die Französische Revolution niedergeschlagen wurde? Aber wie dann weiterleben ohne meine Schaltzentrale? Eindeutig ohne Zweideutigkeiten eine Lösung finden, diesen Aufstand unterbinden. Und weiter geht das Geschnatter. Immer lauter. Immer nicht nur hörbar, nein, alles andere, jeden vernünftigen Gedanken übertönend, obwohl das doch die Hauptaufgabe meiner Synapsen darstellen sollte. Sehne mich nach einem starken kleinen Schwarzen. Eile zur Küche, in der sich meine Mutter bereits frühstückwerkelnd aufhält. Mich mit entsetzten Augen anstarrt. Mich fragt, was mit mir los sei. Ich würde so durchgemangelt aussehen. Und hämmernde überlaute Töne von mir geben. Dessen bin ich mir in meinem Innern zwar bewusst, dass diese aber nach aussen dringen, trifft mich tief. In meinem Gefecht gegen die eigenen Synapsen scheine ich mich auf der Verliererstrasse zu befinden, die von Schlaglöchern durchsetzt ist.
Da, meine natürliche Intelligenz kann ein einziges Wort der Schnatterei erfassen: « Über », der zweite Teil des Wortes geht im Revolutionslärm unter. Übergewicht? Übersicht? Überlast? Überzeugung? Doch was soll ich bezeugen? Und dank täglichem Joggen ist mein Gewicht altersgemäss optimal! Und meine Sicht ist nicht über, sondern mehr unter, sonst würde ich verstehen, was die Synapsen fordern! Überlast auch kaum, denn ich hebe locker täglich über 20 Mal 20kg.
Da fällt plötzlich und unmittelbar der Groschen in meinem Haupt: ÜBERFORDERT!
Eile in mein Zimmer, packe meine Social-Media Instrumente in einen Korb, den ich aus der Küche entführe, gebe allen einen Korb im Korb, bitte meine Mutter, den Inhalt für absehbare Zeit für mich zu verwahren.
Und siehe da, augenblicklich, ohne dabei die Augen zu schliessen, tritt Ruhe in meinem Kopf ein. Die Synapsen samt ihren hämmernden Schnäbeln legen sich zur Ruhe. Sind plötzlich mucksmäuschenstill. Und ich lege mich auf Vorschlag meiner Mama, die darauf hinweist, dass heute Sonntag sei, noch einmal ins Bett, schlafe bis zum Mittagessen und wache wie erlöst und als frisch gepelltes Ei erholt und ohne jeden Schmerz auf, um das Sonntagsmittagsmahl mit auf Genuss eingestellten Synapsen freudig und genüsslich im Kreise der Familie zu verspeisen ...
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
K O P F - R A S T I G
Hohler Kopf
Ein neuer Zopf
Abgeschnitten ploff.
Hammer klar belämmert
Dann Verklemmter
Voller Wenner.
Heer und Hin
Treibt er wohin gelinde
Bis er steckt im Nogewinner.
Herzlichst
François Loeb
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Ich freue mich darüber !!

