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geschrieben 2025 von Evelinya Lyriel (lys).
Veröffentlicht: 08.10.2025. Rubrik: Historisches


Das geflüsterte Versprechen Teil7

Dies ist der 7. Teil der Geschichte. Wer die ersten Teile noch nicht kennt, findet sie unter: Historisches - "Das geflüsterte Versprechen TeilX"

Kapitel 19
Johanna trat in den Blumenladen ein, erfüllt von dem stillen Vorsatz, Clara bei den letzten Vorbereitungen für den Spaziergang beizustehen – oder einfach nur da zu sein, falls die Zeit es verlangte. Doch bereits im Augenblick des Betretens fiel ihr Claras Haltung auf: Trotz des gezähmten Lächelns, das ihr Gesicht zierte, lag eine tiefe Angst in ihren Augen, die nicht zu übersehen war.
Noch ehe ein Wort fiel, liefen heiße Tränen über Claras Wangen. Ohne zu zögern schritt Johanna in wenigen schnellen Schritten zu ihr vor und schloss sie behutsam in ihre Arme. Die Wärme dieser Umarmung schien Clara Halt zu bieten, und langsam ebbte ihre Aufgewühltheit ab.
Als sich Claras Atem beruhigt hatte, sah Johanna sie eindringlich an und fragte sanft: „Was ist geschehen, Clara?“
Clara senkte den Blick, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern: „Ich kann heute nicht mit Ihnen spazieren gehen, Johanna.“
„Warum nicht, Clara?“, hakte Johanna nach.
Schüchtern hob Clara den Kopf und entgegnete: „Sehen Sie mich doch an – wie ich aussehe und gekleidet bin. Sie würden sich doch schämen wegen mir.“
Johanna nahm Claras zitternde Hände und versuchte, sie zu beruhigen: „Clara, ich verstehe Ihre Sorge. Doch der Spaziergang wird heute nur durch den Park führen, und wenn das Wetter schön ist, nur über den Markt – nicht weiter.“
Clara blickte weiterhin unsicher zu Boden. Johanna fuhr fort: „Niemand, der uns nicht kennt, wird mehr als einen höflichen Gruß übrig haben. Die wenigen, die Alexander und Sie kennen, werden sich freuen, Sie beide hier zu sehen.“
Mit warmem Ton legte sie die Hand auf Claras Arm und sagte: „Ich weiß, wie es Ihnen geht. Als ich das erste Mal mit meinem Schatz öffentlich unterwegs war, verspürte ich dieselbe Angst, aufzufallen oder missverstanden zu werden.“
Clara sah überrascht auf, ihre Augen wurden weich, und ein kleines, scheues Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Das wusste ich gar nicht, Johanna… Es beruhigt mich sehr, dass ich mit meinen Sorgen nicht allein bin.“
„Doch glauben Sie mir, der erste Schritt ist der schwerste. Danach wird es leichter, und Sie werden keine Furcht mehr spüren.“
Langsam hob Clara den Blick, und ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Danke, Johanna, für Ihre Worte und Ihre Nähe.“
Nun, da die alles erdrückende Sorge von Clara gewichen war, machte sich ein zartes Glück in ihr breit, vermischt mit Sehnsucht und stiller Erwartung. Sie wandte sich an Johanna und sprach mit leiser, doch fest entschlossener Stimme: „Johanna, würden Sie mir bitte helfen, mich hübsch zu machen – für Alexander?“
Johanna nickte verständnisvoll. „Natürlich, Clara. Was haben Sie im Sinn?“
Clara errötete leicht und senkte für einen Augenblick den Blick.
„Ich dachte an die Frisur mit den beiden Strähnchen, die ich so gern trage.“
Johanna runzelte leicht die Stirn. „Die Strähnchenfrisur, die Sie so oft tragen? Ich habe Sie oft damit gesehen. Hat sie denn eine tiefere Bedeutung für Sie?“
Clara atmete tief ein und hielt die Musse, ihre Worte sorgsam zu wählen.
„Eine dieser Strähnen – sie war der Auslöser für meine erste und einzige zarte Berührung mit Alexander. Er streichelte mir damals sacht eine Strähne aus dem Gesicht... und ich umschloss seine Hand mit meiner. Noch heute, wenn ich daran denke, fühle ich fast die Wärme seiner Finger auf meiner Haut.
Diese Strähne ist für mich mehr als nur Haar – sie ist ein Teil von mir, ein stiller Zeuge meiner Gefühle und meiner Hoffnung. Sie erinnert mich an Alexander, an die zarte Verbindung, die zwischen uns entstanden ist.“
Johanna lächelte liebevoll und erwiderte: „Die kleinen Dinge, die solch eine Bedeutung tragen, bleiben eher im Herzen haften als große Worte. Lassen Sie uns die Strähnchenfrisur zaubern. Und vielleicht... der Schal, den Alexander Ihnen geschenkt hat. Er würde Ihre Schultern und Ihren Hals wunderschön umrahmen.“
Clara nickte, ein Schimmer von Hoffnung leuchtete in ihren Augen. „Ja, ja, das möchten wir machen.“
Johanna begann behutsam, Claras dunkles Haar zu ordnen, die Strähnchen vorsichtig abzutrennen und mit feinen Haarnadeln kunstvoll zu fixieren. Während sie arbeitete, glitt ihr Blick immer wieder liebevoll über Claras Gesicht, das mit zarter Freude und erwachender Zuversicht strahlte.
Der Schal, fein gewebt und von einem sanften, schimmernden Stoff, legte Johanna mit sicherer Hand um Claras Schultern und betrachtete das Bild, das sich ihr bot – eine junge Frau, die bereit war, sich der Welt zu zeigen, getragen von der Hoffnung und dem Glück des ersten Frühlingstages.

Kapitel 20
Alexander saß allein auf der schlichten Holzbank im stillen Park, die Hände sinkend in den Schoß gelegt, den Blick suchend auf den sich windenden Pfad gerichtet. Jede Minute dehnte sich zur Ewigkeit, und in seinem Innern wuchs ein leises Ziehen, eine Sehnsucht, die mit jedem Schritt näher zu kommen schien. Doch wo blieben die beiden Frauen? Sein Herz pochte schwer vor Erwartung und bangem Hoffen.
Mit einem plötzlichen Aufschrei seines Herzens sah er endlich die beiden Frauen, die langsam und behutsam auf ihn zukamen. Clara, schüchtern und zart, hatte sich bei Johanna untergehakt, als suchte sie darin sicheren Halt. Alexander blickte gebannt auf sie – heute war sie besonders schön. Der feine Schal, der ihre Schultern umhüllte, lag so kunstvoll und mit einer liebevollen Faltung, dass er wusste, Johanna musste ihre geschickten Hände daran gelegt haben. Nur sie vermochte diese Verbindung von Anmut und Eleganz zu schaffen.
Doch noch mehr fesselte ihn Claras Frisur. Die bekannten zwei feinen Strähnchen, die ihr zartes Antlitz umrahmten, trugen heute eine neue, hingebungsvolle Sorgfalt und eine unverkennbare Feinheit, die nur Johannas geschulte Hand zu geben vermochte. Ein warmes Gefühl durchströmte ihn, als er an die stille Bedeutung dieser Strähnchen dachte – stille Zeugen von Hoffnung, Zuneigung und der zarten Verbindung zwischen ihnen.
Als die beiden Frauen sich näherten, bemerkte Alexander, dass Claras Augen leicht gerötet waren. Ein zarter Stich durchfuhr sein Herz bei dem Gedanken, sie könnte geweint haben. Sein Blick suchte kurz unsicher Johannas Augen, und sie erwiderte ihn mit einem sanften Lächeln. Mit einer kaum merklichen Kopfbewegung erwiderte Johanna seinen Blick, ein zartes Lächeln spielte um ihre Lippen. Darin lag eine stille Versicherung, ein leises Versprechen, dass alles in Ordnung sei und keine Sorge nötig.
Diese wortlose Verständigung löste die Anspannung in Alexander, und er nahm das Bild von Claras geröteten Augen und ihrer stillen Verletzlichkeit tief in sein Herz auf, als wollte er es behutsam hüten und bewahren — ein sanftes Zeichen ihrer innigen Verbundenheit, das er nie vergessen wollte.
Alexander verstummte für einen kurzen Moment, überwältigt von Claras Anmut und der stillen Kraft ihrer Ausstrahlung. Dennoch löste er sich mit bedächtiger Höflichkeit aus seinem stummen Staunen und neigte leicht das Haupt zu einem tief empfundenen Gruß. „Gnädige Frau,“ begann er mit sanfter Stimme, die einen Hauch von innerer Bewegung verriet, „es ist mir eine unaussprechliche Freude, Sie wiederzusehen.“ Seine Augen suchten Claras, und in ihrem Glanz spiegelte sich die Bedeutung dieses Augenblicks für ihn deutlich wider.
Clara grüßte ergriffen zurück. Alexander blickte sie sanft an. „Die Strähnchen sitzen heute wieder so fein. Sie wecken Erinnerungen, die mir lieb sind.“

Kapitel 21
Claras Herz schlug noch immer heftig, als Alexanders verschmitztes Lächeln in ihr nachhallte. Tief in ihrem Innern spürte sie, wie sehr ihn ihre letzten Worte berührten, und ein warmes Glück umfing sie. Sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte – diese Frisur zu wählen. Dass Alexander die Strähnchen nicht nur sah, sondern ihre Bedeutung ebenso tief verstand wie sie selbst, ließ ihre Liebe zu ihm noch weiter wachsen.
Mit Erstaunen und Freude sah sie, wie sich in Alexanders Augen ein wacher, stolzer Glanz ausbreitete. Mit jeder Sekunde schien dieser Stolz zu wachsen, seine ganze Gestalt begann von innen heraus zu leuchten, als würde ein warmes, unaufhaltsames Licht in ihm aufsteigen. Dieses Strahlen war nicht nur eine Reaktion auf sie – es war ein stilles Bekenntnis, das ihr allein galt.
In diesem Moment, als Clara ihn voller Bewunderung betrachtete, spürte sie, wie sich in ihrer Brust ein ebenso tiefes, stilles Gefühl von Stolz formte. Es war kein lauter Stolz, sondern ein zärtliches, leises Brennen, das aus der Erkenntnis geboren war, dass Alexanders Stolz ihr galt, dass sie die Quelle seines inneren Lichts war.
Dieser Stolz schwoll in ihr an und verlieh ihr neue Kraft, eine sanfte Wärme, die von ihrem Herzen aus nach außen strahlte. Es war die stille Bestätigung ihrer Bedeutung füreinander, ein unsichtbares Band, das sie fest und untrennbar verband.
Als sich Alexanders liebevolles Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete, erwiderte Clara es mit einem zarten Lächeln, das ihre Seele spiegelte. In diesem lautlosen Tanz ihrer Gefühle lag eine tiefere Sprache, die mehr sagte als Worte es je könnten.
Clara klammerte sich hilfesuchend noch fester an Johanna, überwältigt von der Intensität der Gefühle, mit der sie nicht gerechnet hatte. Die Welt schien um sie herum zu schwanken, doch Johannas feste Nähe schenkte ihr Halt im Sturm ihrer aufbrechenden Emotionen. Für diese stille Stärke und das behutsame Verständnis empfand Clara eine wachsende Zuneigung zu Johanna.
Die feinfühlige Johanna spürte genau, wie überwältigend die Gefühle in Clara waren, und wusste, dass dieser Moment der Unsicherheit einen behutsamen Ausweg brauchte. Sanft löste sie Claras Hand von ihrer, blickte ihr tief in die Augen und schlug mit einer leisen Stimme vor: „Lass uns jetzt gemeinsam aufbrechen. Der Spaziergang wird euch guttun.“
Clara atmete tief durch und ließ die Anspannung langsam von sich abfallen. Noch immer hielt sie Johannas Arm, doch ihr Blick richtete sich entschlossen nach vorne, wo Alexander wartete. Die stille Sicherheit, die ihr Johannas Begleitung schenkte, fühlte sich an wie ein sicherer Anker, der sie mutig und voller Zuversicht zu Alexander führte.
Langsam schritten sie durch den Park, erfüllt von einer zarten Harmonie, die jeden Schritt und jeden Blick zu einem stillen Gespräch machte. Alexander bewahrte den gebotenen Abstand, eine respektvolle Geste gegenüber den gesellschaftlichen Etiketten, während Clara sich fest bei Johanna untergehakt hielt.
In diesem Augenblick durchströmte ein warmes Gefühl der Freude Claras Brust, das wie ein leiser Strom der Zuversicht durch ihre Adern floss und jede Faser ihres Wesens berührte. Dieser öffentliche Spaziergang, das Nebeneinander in aller Öffentlichkeit, war ein kostbarer Triumph. Jedes heimliche Suchen und Finden ihrer Blicke fügte sich zu einer stillen, geheimen Sprache zusammen – ein zärtliches Gespräch voller Hoffnung, Vertrautheit und stillem Glück.
Das leise, beständige Lächeln auf Claras Lippen strahlte aus ihrem ganzen Wesen. Die Befürchtung vor Ablehnung, vor Missbilligung – all das wurde von den freundlichen Grüßen, wohlwollenden Nicken und warmen Blicken der Passanten überstrahlt. Es war, als umhülle sie ein Schleier aus Wohlwollen und Akzeptanz, ein zarter Raum, der selbst in dieser von Konventionen geprägten Zeit Mut und Zuversicht schenkte.
So wandelten sie unter den schattigen Baumkronen, getragen von Johannas stiller Präsenz, die wie ein sanfter Wächter über sie wachte. In diesem friedlichen Moment fanden Clara und Alexander die Kraft, dem gemeinsamen Weg voller Hoffnung und unerschütterlicher Verbundenheit entgegenzugehen.
Die Zeit war wie im Flug vergangen, jede Sekunde war erfüllt von der Tiefe ihrer Gefühle und der zarten Harmonie zwischen ihnen. So fanden sie sich bald vor dem Blumenladen wieder, dessen bunte Blütenpracht leise Hoffnung und einen Neuanfang versprach. Gemeinsam standen sie dort, getragen von stiller Zuversicht, bereit, den nächsten Schritt ihres Lebens mit Mut und Vertrauen zu gehen.

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