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geschrieben 2025 von Evelinya Lyriel (lys).
Veröffentlicht: 04.11.2025. Rubrik: Historisches


Das geflüsterte Versprechen Teil11

Dies ist der 11. Teil der Geschichte. Wer die ersten Teile noch nicht kennt, findet sie unter: Historisches - "Das geflüsterte Versprechen TeilX"

Kapitel 28:
Der nächste Tag begrüßte die Stadt mit einem zarten Hauch von Sonnenschein, die Wolken hatten sich verzogen, und die Luft war klar und frisch. Alexander bereitete sich darauf vor, Clara zu besuchen, voller Vorfreude und Gewissheit, dass dieses Treffen ein weiterer Schritt in ihrem zarten Geflecht von Gefühlen sein würde. Doch als er Johanna fragte, ob sie bereit sei, ihn zu begleiten und ihre Rolle als Anstandsdame für diesen Tag zu übernehmen, senkte sich ein Schatten über ihr Gesicht.
„Heute, Alexander," sagte sie mit einer sanften, aber bestimmten Stimme, „kann ich keine Anstandsdame sein. Ich muss einen wichtigen Termin bei einer Verwandten wahrnehmen. Es wäre unverantwortlich von mir, dich und Clara ohne die nötige Aufmerksamkeit zu lassen.“ Ihre Augen blickten ernst, doch auch mit einem Hauch von Bedauern.
Alexander wusste, dass Johannas Absage nur eine Ausrede war. Clara hatte sie darum gebeten, sich heute anderweitig zu beschäftigen, damit Alexander und Clara ihre kleine Überraschung ungestört vorbereiten konnten. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, als er erkannte, dass ihr Plan gelang und die Vorfreude in seinem Herzen wie ein sanftes Feuer loderte.
„Dann werde ich die alte Schneiderin bitten, mich zu begleiten. Sie ist eine erfahrene und verlässliche Begleiterin,“ antwortete er und verabschiedete sich von Johanna mit einem herzlichen, wissenden Lächeln.
Kurz darauf stieg Alexander in eine Kutsche, die ihn durch die belebten Straßen zur bescheidenen Wohnung der alten Schneiderin brachte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Clara, die im Blumenladen auf die beiden wartete.
Im Blumenladen setzten sich die beiden Frauen behutsam an den zierlichen Kaffeetisch, der liebevoll mit frischen Blümchen und porzellanernen Tassen gedeckt war. Die Luft duftete zart nach Rosen und Jasmin, und das sanfte Licht spielte auf den glänzenden Oberflächen. Alexander blickte Clara mit ernstem, zugleich hoffnungsvollem Ausdruck an und begann zu sprechen.
„Ich habe vor, Johannas Schatz einzuladen,“ sagte er leise. „Ein kleines, vertrautes Treffen im benachbarten Park. Es soll kurz sein und ohne Aufsehen verlaufen.“
Er fuhr fort: „Clara, ich brauche dich, um Johanna seelisch darauf vorzubereiten. Sie muss wissen, dass alles bedacht ist, damit keine peinlichen Momente entstehen.“ Sein Blick suchte Claras, die nickte, das Verständnis und die Verantwortung spiegelten sich in ihren Augen.
So entstand zwischen den beiden die stille Übereinkunft, Johanna behutsam durch diesen besonderen Augenblick zu begleiten, eine kleine Reise ins Unbekannte, die doch mit Liebe und Rücksicht gefüllt war.

Kapitel 29:
Einige Tage waren vergangen, und das Wetter hatte sich gewandelt. Die Sonne zeigte sich wieder freundlicher, ließ das nasse Laub in goldenem Glanz schimmern und verlieh der Luft den milden Hauch des Spätherbstes. Auf den Wegen rauschten die Blätter leise unter den Schritten, als Clara, Alexander und Johanna gemeinsam durch den Park spazierten. Es war kein erster Spaziergang — und doch empfand Clara bei jedem Schritt dieselbe leise Freude, jenes sanfte Herzklopfen, das sie überkam, wenn Alexander neben ihr ging.
Johanna folgte den beiden mit gewohnter Aufmerksamkeit, doch in ihren Augen lag heute ein nachdenklicher Schimmer. Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach. Alexander sprach mit leiser Stimme über Belanglosigkeiten, während Clara kaum wagte, den Blick zu heben — zu sehr war sie in ihren Empfindungen gefangen, zu vertraut und zugleich zu unerreichbar schien ihr jener Zauber, der zwischen ihnen bestand.
Clara dachte an das, was sie bald zu tun hatte: wie sie Johanna behutsam auf das Treffen mit ihrem Schatz vorbereiten sollte, damit sich das Wiedersehen ohne Unbehagen und Pein vollziehen konnte. Sie überlegte jedes Wort, das sie wählen wollte, und suchte nach dem rechten Moment, es anzusprechen.
Johanna hingegen dachte an jenes Gespräch, das wenige Tage zuvor stattgefunden hatte — Claras leise Bitte, sie möge ihr erlauben, bei nächster Gelegenheit einen Augenblick allein mit Alexander zu sein. Der Gedanke daran ließ in ihr immer wieder Zweifel aufsteigen. Würde eine solche Nähe nicht noch größere Sehnsucht wecken, noch mehr Unruhe in Claras Herz bringen?
Als Alexander ein Stück vorausging und die Geräusche seiner Schritte im Rascheln der Blätter verklangen, wandte sich Johanna leise an sie.
„Clara,“ flüsterte sie, „bist du dir wirklich sicher wegen... deiner Bitte?“
Clara hob den Blick, errötete leicht unter Johannas prüfendem, doch warmem Blick und antwortete mit einem leisen, aber festen Ton: „Ja, Johanna. Ich bin sicher.“
Für einen Augenblick schwiegen beide. Der Wind spielte mit den Zweigen über ihnen, und in die herbstliche Ruhe mischte sich ein kaum greifbares, verstecktes Lächeln auf Claras Lippen — ein Lächeln, das von Hoffnung erzählte, leise und unerkannt, wie die Sonne, die sich hinter den Wolken zart ins Licht zurückschlich.

Kapitel 30:
Nach dem Spaziergang kehrten sie in Claras Blumenladen zurück. Der vertraute Duft von frischen Blüten und Kräutern lag in der Luft, während das späte Tageslicht durch die Scheiben fiel und die zarten Farben der Blumen in warmes Gold tauchte. Johanna ließ sich an dem kleinen Tischchen nieder, an dem sie so oft gemeinsam gesessen hatten. Einen Moment lang war es still, nur das leise Schlagen der Uhr im Hintergrund war zu hören.
Dann sah Johanna zu Alexander auf und sprach, mit einem Ton von ruhiger Selbstverständlichkeit, der zugleich kaum merklich Wärme in sich trug: „Clara hat mich gebeten, dich um etwas zu ersuchen, Alexander. Sie meinte, du könntest ihr hinten im Lager ein wenig helfen. Ich selbst werde hier sitzenbleiben – der Tag war lang, und ich bin müde.“
Ihre Worte waren sorgsam gewählt, doch Clara verstand sofort, was sie bedeuteten. Für einen Augenblick blieb ihr fast das Herz stehen vor stiller Freude. Johanna hatte ihr also tatsächlich den Weg bereitet. Ihre Finger zitterten leicht, als sie aufstand, und ihre Stimme klang weicher, als sie es beabsichtigt hatte. „Wenn Sie so freundlich wären, Alexander…“
Er nickte und folgte ihr langsam in das hintere Zimmer. Der schmale Gang führte vorbei an Regalen voller getrockneter Blumen und feiner Gläser, in denen Kräuter und Düfte aufbewahrt wurden. Im Lager selbst herrschte ein schimmerndes Halbdunkel, erfüllt vom süß-herben Duft verwelkender Rosen.
Kaum hatten sie den Raum betreten, drehte sich Clara zu ihm um. Alexander sah sie fragend an – ein wenig verwirrt über die plötzliche Stille. „Was machen Sie da?“ fragte er leise.
Clara antwortete mit einem zaghaften Lächeln, das sich in ihren Augen spiegelte: „Nichts. Aber du wirst gleich etwas machen.“
Langsam hob sie ihre linke Hand, nahm seine Rechte und führte sie sanft an ihre Wange. Für einen Moment schien die Zeit zu stehen. Kaum dass seine Fingerspitzen ihre Haut berührten, schmiegte sie sich fester an die Berührung, als würde sie darin Wärme und Wahrheit zugleich finden.
Ihre Blicke trafen sich, und in diesem Blick lag ein stilles Einverständnis, das keine Worte brauchte. Seine Hand zitterte leicht, doch er ließ sie nicht los. Als Clara schließlich zögernd ihre rechte Hand an seine Wange legte, schloss er die Finger um ihre, hielt sie fest – als wollte er sie nie mehr loslassen.
In jenem kleinen, unscheinbaren Raum, verborgen vor der Welt, schien alles andere zu vergehen. Nur der Duft der Blumen blieb – süß, lebendig und still wie die Liebe selbst.

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