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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Jo (Jo Hannes Coltitz).
Veröffentlicht: 22.11.2025. Rubrik: Nachdenkliches


Jetzt wo es nachts wieder kalt ist

Es war in der Vorweihnachtszeit 2021.
In fast jedem zivilisierten Land auf unserem Planeten wurde wegen Corona Panik geschoben.
Ungeimpfte Menschen wurden zu Terroristen erklärt und durften weder Geschäfte betreten noch Restaurants besuchen.
Lediglich Lebensmittelgeschäfte waren von diesen Regelungen ausgenommen.
Selbst die wertvollen Menschen, also die Geimpften, mussten zusätzlich zur Maske noch getestet sein, um diese Privilegien auszukosten.
Das nannte man 2G.
Er gehörte zu den Zweiflern, die sich bewusst gegen den sogenannten Piks entschieden hatten.
Damit war er von der Gesellschaft quasi ausgegrenzt.
Doch trotz aller Schikanen hatte er sich seine Menschlichkeit bewahrt.
Am Stadtrand, nahe seiner Wohnung, gab es einen Gebäudekomplex, der kleine Lädchen, ein Fitnessstudio, ein Hotel, ein rustikales Restaurant und einen Raum nebst Bankautomaten beherbergte.
In diesem Raum mit Bankautomaten campierte in den Nachtstunden ein Obdachloser.

Unser ungeimpfter Mann benötigte für seine monatlichen Einkäufe Bargeld und musste, trotz des Unbehagens wegen dem Obdachlosen, dringend zum Bankautomaten.
Ihm war die Anwesenheit des Obdachlosen in dem kleinen Raum nicht geheuer.
Aber dieser Obdachlose dämmerte friedlich in seinem Lager aus Decken, Pappen und einem schäbigen Schlafsack.
Also zog er schnell seinen Geldbetrag, um fluchtartig den kleinen Raum wieder zu verlassen.
Doch er zögerte und drehte sich zu dem Obdachlosen um.
"Geht es dir gut?", fragte er ihn.
Eine blöde Frage eigentlich.
"Brauchst du Geld?"
"Ja!"
Er reichte dem Obdachlosen einen Zehn-Euro-Schein.
Dann verließ er den kleinen Raum.
Trotz der Gabe ließ ihn der Obdachlose keine Ruhe.
Hatte der heute schon etwas Warmes gegessen?
Sicherlich nicht.
Er ging ins Restaurant.
Ein Kellner kam auf ihn zu.
"Keine Angst", sprach er zum Kellner. "Ich möchte nicht bleiben, ich bin ein Ungeimpfter. Aber können sie mit bitte einen Gefallen tun?"
Zögerlich nickte der Kellner.
Unser ungeimpfter Mann hielt dem Kellner ein Zwanzig-Euro-Schein hin.
"Können sie bitte dem Obdachlosen, der beim Bankautomaten campiert etwas Warmes zu essen bringen und dazu ein warmes Getränk?"
Der Kellner sah ihn ungläubig an.
Ganz verdattert antwortete er, "Klar lässt sich das machen."
"Gut. Dann verlasse ich mich auf sie, dass sie ihm was bringen."
Er verließ das Restaurant und suchte ein zweites Mal den Obdachlosen auf, um ihn vorzubereiten.
Dann setzte er seinen Weg fort, um im nahen Lebensmittelgeschäft noch einige Besorgungen zu machen.

Tage später wurde der Raum von der Gebäudeverwaltung endgültig geschlossen und der Bankautomat abgebaut.
Der Obdachlose wurde damit seines relativ geschützten Schlafplatzes beraubt.
Bankkunden hatten sich nämlich beschwert, dass ein Obdachloser dort campierte.

Wenn unser Mann heute an diese Begebenheit zurück denkt, stellen sich ihm zwei Fragen.
Warum wurde in der Coronazeit die Menschlichkeit aufgegeben? Eine Gesellschaft so gespalten.
Der Hotelbesitzer zum Beispiel hätte diesem armen Obdachlosen doch auch ein Zimmer anbieten können.
Sein Hotel war doch damals ohnehin nicht belegt.
Das wäre immerhin eine christliche Geste gewesen.
Oder was könnte man obdachlosen Menschen überhaupt noch zustecken, wenn es kein Bargeld mehr geben soll?

Ihm fröstelte bei diesem Gedanken.

(C) Jo Hannes Coltitz, November 2025

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Butterblume am 22.11.2025:

Gut geschrieben🤔






geschrieben von Butterblume am 22.11.2025:

Lädt zum Nachdenken ein 😙

Abendliche Grüße
Butterblume

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